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Während in Deutschland kaum noch Klassiker des Film Noirs erscheinen, gibt es immerhin Neu- und Wiederveröffentlichungen in der Sparte des Neo Noirs. Bereits am 14. April bringt die Ascot Elite Home Entertainment GmbH Jeremy Saulniers viel beachteten Überraschungserfolg Blue Ruin (USA 2013) als BD und als DVD. Am 16. April folgt bei der Twentieth Century Fox Michael R. Roskams The Drop – Bargeld (USA 2014) mit Tom Hardy und mit dem verstorbenen James Gandolfini in seiner letzten Rolle. Und schließlich veröffentlicht Warner Home Video am 23. April noch die BD (keine DVD) von Burt Reynolds’ Neo Noir Sharky und seine Profis (USA 1981) mit ihm selbst und Vittorio Gassmann, Rachel Ward und Henry Silva in tragenden Rollen. Alles in allem eine gute Auswahl für einen so kurzen Zeitraum. Es bleibt zu hoffen, dass im Lauf des Frühjahrs weitere, gerade auch ältere Film Noirs und Neo Noirs nachfolgen.

 

Sowohl im Bereich klassischen Film Noirs als auch bei Filmen im Kontext des Neo Noirs gibt es demnächst einige Veröffentlichungen auf BD und DVD. So bringt Pidax film media Ltd. am 15. Mai Henry Hathaways 23 Schritte zum Abgrund (USA 1956) und am 22. Mai Howard Kochs Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen (USA 1957) als DVD-Ausgaben - zwei eher obskure, dafür umso interessantere Veröffentlichungen mit jeweils prominenter Besetzungsliste. Die Koch Media GmbH veröffentlicht zum 20jährigen Jubiläum am 23. April Kathryn Bigelows mit Ralph Fiennes besetzten, seit einiger Zeit vergriffenen Neo Noir Strange Days (USA 1995) als opulente 2BD und als 2DVD. Universal Pictures Germany publiziert am 28. Mai John Slatterys Leben und Sterben in God’s Pocket (USA 2014), eines der letzten Werke mit dem legendären und vor einem Jahr verstorbenen Philip Seymour Hoffman in der Hauptrolle, und zwar sowohl als BD als auch als DVD.

 

Am 23. April 2015 veröffentlicht die Koch Media GmbH erneut zwei Klassiker des Film Noirs in ihrer renommierten Film Noir Collection auf DVD. Als Nr. 20 erscheint Rudolph Matés Opfer der Unterwelt (USA 1950) mit Edmond O’Brien und Luther Adler in Hauptrollen. John Farrows Die Nacht hat tausend Augen (USA 1948), die Nr. 21 der Reihe, ist qualitativ leider nicht so hochwertig. Sogar Hauptdarsteller Edward G. Robinson äußerte sich in seiner Autobiografie negativ darüber. Filmkritiker Bosley Crowther nannte die keinesfalls authentische Cornell-Woolrich-Verfilmung 1948 in der New York Times “such unadulterated hokum that it almost ingratiates itself.“ Verständlich ist, dass man bei Koch Media versucht, die exorbitanten Lizenzgebühren großer US-Studios zu umgehen und sich auf lizenzfreie Produktionen der Public Domain verlässt. Mit Blick auf die editorische Sorgfalt und die bild- und tontechnische Restauration gebührt der Film Noir Collection dafür allemal Respekt.

 

Nach Lauren Bacall im August 2014 starb nun am 31. Januar 2015 mit der 92jährigen Lizabeth Scott eine der letzten Ikonen klassischen Film Noirs. Mit ihrem Auftritt in The Strange Love Of Martha Ivers (USA 1946), zugleich auch das Filmdebüt von Kirk Douglas, begann sie eine kurze und beispiellose Karriere in Klassikern des Film Noirs. Ein Mensch verschwindet / Späte Sühne (USA 1947), Die toten Jahre / 14 Jahre Sing-Sing (USA 1948), Pitfall (USA 1948) und Der blonde Tiger (USA 1949) sahen sie mit Hollywoodstars wie Humphrey Bogart, Burt Lancaster, Dick Powell, Dan Duryea, usw. Mit dem Verfall des Film Noirs während der McCarthy-Ära schwand allerdings auch ihr Stern. Gerüchte um den Besuch lesbischer Clubs und ihr Single-Leben, Lizabeth Scott heiratete zeitlebens nie, brachten im erzkonservativen Klima der 50er ihre Karriere zum Stillstand. Bereits 1957 kehrte sie der großen Leinwand den Rücken und fand lediglich für Mike Hodges’ Neo Noir Pulp (UK 1972) noch ein einziges Mal dorthin zurück.

 

In den nächsten Monaten ist bei deutschen Filmvertrieben kein wirklich neuer Film-Noir-Klassiker zur Veröffentlichung vorgesehen. Die meisten betreiben Recycling und bringen olle Kamellen als BD (und als DVD) zum x-ten Mal in neuer Verpackung auf den Markt… Dafür gibt es aktuelle Neo-Noir-Titel. Am 30 Januar erscheint via Splendid Film 10 Jahre nach dem ersten Teil die BD und DVD von Robert Rodriguez’ Sin City 2 - A Dame To Kill For (USA/CYP 2014), der reihum verrissen und abgestraft wurde. Am 5. Februar folgt bei 20th Century Fox Home Entertainment David Finchers Gone Girl – Das perfekte Opfer (USA 2014) und bei Universal Pictures gibt es Jim Mickles in Deutschland nie ins Kino gekommenen Cold In July (USA/FRA 2014) mit Michael C. Hall und Don Johnson. Am 25. März bringt Concorde Home Entertainment den Überraschungserfolg Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis (USA 2014) mit Jake Gyllenhaal als BD und als DVD.

 

 

Am 4. Dezember bringt die Film Noir Collection der Koch Media GmbH zwei neue Titel auf den Markt und enttäuscht ihr Publikum. Wie das? Beide Titel gehören in den Kanon klassischen Film Noirs, einer davon ist ein Meisterwerk. Aber beide waren oder sind längst in anderen Editionen erhältlich - Robert Siodmaks Die Killer (USA 1944) unterm ursprünglichen Verleihtitel Rächer der Unterwelt als DVD (2009) der Universum Film GmbH. Und Fritz Langs Ministerium der Angst (USA 1944) gab es als DVD (2009) ebenfalls bei Universum, München, und seit Mai 2014 als BD im preisgünstigen 3-BD-Box-Set Film Noir Classics - Die pechschwarze Serie der Koch Media GmbH selbst. "Alter Wein in neuen Schläuchen" heißt das Rezept, zumal man beim deutschen Zweittitel Die Killer - kommt sowohl als BD als auch als DVD - darauf hinweisen sollte, dass der Film mit Rächer der Unterwelt identisch ist. So bleibt die exzellente Gestaltung als Digipack mit Filmessay und Szenenfotos der größte Anreiz einer schwer nachvollziehbaren Veröffentlichungspolitik.