Post Noir
| UK
| 1961
| Sidney Hayers
| Kenneth Griffith
| Michael Craig
| Tom Bell
| Billie Whitelaw
Bewertung
****
Originaltitel
Payroll
Kategorie
Post Noir
Land
UK
Erscheinungsjahr
1961
Darsteller
Michael Craig, Françoise Prévost, Billie Whitelaw, William Lucas, Kenneth Griffith
Regie
Sidney Hayers
Farbe
s/w
Laufzeit
102 min
Bildformat
Widescreen
Newcastle upon Tyne im Nordosten Englands: Harry Parker (William Dexter) und sein Kollege Frank Moore (Glyn Houston) entwickelten ein Sicherheitssystem für gepanzerte Geldtransporter, dass sie für die Transporte der Lohnzahlungen eines örtlichen Unternehmens nutzen werden. Für die beiden bedeutet der erste Auftrag eines Großkunden auch eine Verbesserung ihrer finanziellen Situation. Parker ist mit Jackie (Billie Whitelaw) verheiratet und sie haben zwei kleine zwei Töchter. Moore und Parker stellen selbst die Besatzung des Geldtransporters und erhoffen sich von ihrem Erfolg weitere Aufträge. Doch Johnny Mellors (Michael Craig) und seine als Automechaniker einer hiesigen Werkstatt getarnte Gang von Dieben, der Monty (Kenneth Griffith), Blackie (Tom Bell) und Bert Langridge (Barry Keegan) angehören, planen seit langem einen Überfall auf den Geldtransport. Als sie von dem korrupten, mit Johnny Mellors kooperierendem Mitarbeiter von Parkers Kunden, Dennis Pearson (William Lucas), hören, dass ein gepanzertes Fahrzeug für den Transport eingesetzt werde, verlangen sie von ihm die Pläne für das Sicherheitssystem. Pearson hat einerseits Angst und andererseits mit seiner Katie (Françoise Prévost) eine zutiefst unzufriedene Ehefrau, die ihn allein für seinen beruflichen Misserfolg und die kleinbürgerliche Enge ihres Lebens verantwortlich macht. So gibt Pearson der Erpressung seitens des skrupellosen und brutalen Mellors’ nach und kopiert ihm die Pläne…
Ein pointiert inszenierter und gespielter Gangsterfilm aus dem England der frühen Sechziger, der überraschend brutal und konsequent stilistische und inhaltliche Elemente des Film-Noir-Kinos der Fünfziger aufgreift und sich zunutze macht. Ausgefeilte Charaktere, die sich beruflich und privat so allerlei Schwierigkeiten zu stellen haben, sowie Schauplätze, die am Tag und bei Nacht viel zur Atmosphäre des in Schwarzweiß und in Widescreen gefilmten Thrillers beitragen, runden einen Klassiker, der über die Jahre von seiner Dynamik nichts eingebüßt hat. Schmutziges Geld zeigt eindrücklich, dass englisches Kino nach 1945 international bis heute unterschätzt wird. Nicht nur Frankreich und Italien konnten in den Fünfzigern auf beeindruckende Werke verweisen. Gerade der stets gern als „trivial“ denunzierte Film Noir aus England kam in den Fünfzigern –in der Nachfolge von Carol Reed, John Boulting, etc. - zu einiger Blüte. Als seine Markenzeichen prägte er mit Ausnahme Joseph Loseys, J. Lee Thompsons und einiger Anderer aber kaum namhafte Regisseure sondern bestimmte Studios und Darsteller. Für die gewachsene Qualität in Zeiten des Post Noirs ist Schmutziges Geld ein perfektes Beispiel. Der Film braucht sich vor zeitgleichen Produktionen aus Hollywood nicht zu verstecken. Vielmehr gehen Kamera und Regie unbelastet von einer Historie an Studiofilmen ans Werk und drehen Einstellung für Einstellung im Trubel der Stadt. Schmutziges Geld ist so schnörkellos und geradlinig, wie man es sich nur wünschen kann, ohne dass es gerade im letzten Drittel an überraschenden Wendungen fehlt.
“The whole film is typical of the excellent British thrillers of this vintage. Nothing overly fancy, but a very well-crafted movie”, schrieb dfordoom für noirfilms. Michael Craig als Gangster und die französische Schauspielerin Françoise Prévost als Femme fatale sind exzellent besetzt. Doch der heimliche Star des Films, der im letzten Drittel für eine unerwartete Entwicklung sorgt, ist Billie Whitelaw. Mit ihrer Jackie Parker kommt das Rachemotiv als treibende Kraft hinzu und die Charaktere falten sich mit Blick auf ihre Vergangenheit nochmals auf. Jeder misstraut bald jedem, und der Untergang Einzelner findet zu guter Letzt seinen Grund weniger in äußeren Umständen sondern in ureigenen Schwächen, die erneut eine Spirale aus Leichtsinn und Betrug in Gang bringen. Bemerkenswert ist der Sozialdarwinismus und der von jedweder Moral befreite Materialismus auf beiden Seiten – im Bürgertum kaschiert durchs Eheglück der Pearsons, das eine Farce ist, in der Gegengesellschaft (hinter den Toren jener ordinären Autowerkstatt) durch Johnny Mellors verdeutlicht, demgegenüber die Reste von Ethik im Angesicht der ersten Toten zum Einsturz des so sorgfältigen Plans führen. Dieser englische Film scheut auch vor Tragik nicht, was ihn noch eindeutiger ins Fahrwasser der Noir-Kinos rückt; seine Spannung ergibt sich nicht aus einem kriminalistischen Detektivspiel. Kurzum: Ein sehenswerter, dynamischer Post Noir, der dringend auch hierzulande auf DVD erscheinen sollte.
Exzellente englische DVD-Ausgabe (2008) der britischen Optimum Releasing Ltd. / Sudiocanal, die den Film in der ursprünglichen Kinofassung von 102 Minuten Laufzeit und im Originalformat, bildtechnisch topp und mit dem original englischen Ton bringt. Man sollte im britischen Englisch halbwegs sattelfest sein, Untertitel und Extras gibt es keine. Die bei imdb.com verzeichnete 117 Min. lange Fassung scheint bereits vor dem Kinostart 1961 gestutzt worden zu sein.