Film Noir
| USA
| 1944
| Raymond Chandler
| Edward Dmytryk
| Harry J. Wild
| Dick Powell
| Ernie Adams
| Mike Mazurki
| Otto Kruger
| Ralf Harolde
| Ralph Dunn
| Claire Trevor
| Esther Howard
Bewertung
*****
Originaltitel
Murder, My Sweet
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1944
Darsteller
Dick Powell, Claire Trevor, Anne Shirley, Otto Kruger, Mike Mazurki
Regie
Edward Dmytryk
Farbe
s/w
Laufzeit
95 min
Bildformat
Vollbild
© Warner Bros.
San Francisco: Eine Reihe dubioser Mordfälle führt ausgerechnet auf die Spur des Privatdetektivs Philip Marlowe (Dick Powell). Beim Verhör durch Police Lieutenant Randall (Donald Douglas), eines alten Bekannten Marlowes, gibt er mit einer Binde über den Augen und in nicht gerade bester Verfassung folgende Geschichte zum Besten: Als Detektiv habe er dem nach acht Jahren aus der Haft entlassenen Moose Malloy (Mike Mazurki) helfen sollen, dessen alte Flamme Velma Valento aufzuspüren. Ein Besuch in einem Nachtclub, darin Velma früher als Tänzerin auftgetreten sein soll, sei erfolglos verlaufen. Doch bei der Witwe des ehemaligen Betreibers, Jessie Florian (Esther Howard), fand Marlowe dann Velmas Foto. Jessie gab an, dass Velma tot sei, doch durch das Fenster habe er beobachtet, wie sie nach seinem Weggang hektisch telefonierte. Ein zweiter Auftrag zwecks Wiederbeschaffung eines gestohlenen Colliers führte zur Leiche von Lindsay Marriott (Douglas Walton) auf dem Rücksitz von Marlowes Wagen. Und führte über die junge Ann Grayle (Anne Shirley) zu deren attraktiver Stiefmutter Helen Grayle (Claire Trevor), die sich gegenüber Marlowe als die Inhaberin des Schmuckstücks im Wert von $ 100.000 ausgab. Bevor er begriffen habe, wie Helen auch mit Moose und seiner Suche nach Velma verknüpft sei, war es für den Detektiv längst gefährlich geworden…
Murder, My Sweet ist einer der drei Filme, die den französischen Journalisten Nino Frank im Jahr 1946 zu seiner Schöpfung des Begriffs Film Noir veranlassten. Genau so klassisch, wie zu erwarten, sieht der Film noch heute aus: Low-key-Ausleuchtung sorgt für eine in Kontrasten und expressionistischen Einstellungen eingefangene. bedrohliche Grundstimmung. Dick Powell gibt einen vom Broterwerb als Privatdetektiv und durch die Täter und Opfer seiner Karriere in tiefen Zynismus verstrickten, hardboiled Philip Marlowe. Die erste Film-Interpretation dieser Figur nach den Romanen Raymond Chandlers durch Dick Powell sollte die beste bleiben und das trotz Übernahme der Rolle durch die Leinwand-Ikone Humphrey Bogart in Howard Hawks’ Tote schlafen fest (USA 1946) nach einem Orginaldrehbuch von Chandler selbst. Robert Montgomery spielte den Marlowe 1947 in Die Dame im See und George Montgomery im gleichen Jahr in John Brahms The Brasher Doublon, der hierzulande leider völlig unbekannt blieb.
© Warner Bros.
Regisseur Edward Dmytryk, später neben Jules Dassin und Abramam Polonsky einer der von Senator McCarthy verfolgten Hollywood Ten, hängte mit diesem Film Noir die Messlatte bereits hoch. In 95 Minuten packt er die für einen Roman Raymond Chandlers typisch überladene Handlung in einen rasant düsteren Film, der über die Jahrzehnte sogar noch gewonnen hat. Mit Dick Powell und Claire Trevor zeigt Murder, My Sweet zudem das Duett zweier Darsteller, deren Chemie sich vor der Kombination Humphrey Bogart und Lauren Bacall nicht zu verstecken braucht. Unbedingt sehenswert!
Die britische DVD-Edition von Universal Pictures (UK) Ltd. bringt den Fim in exzellent restaurierter Fassung, ungekürzt und im Originalformat, allerdings ohne Untertitel. Warum gerade dieser Film-Noir-Klassiker bis heute in Deutschland nicht als hochwertige DVD und nicht als Blu-ray erschienen ist, weiß der Himmel.