Film Noir
| International
| 1949
| Akira Kurosawa
| Eijirô Tôno
| Reizaburô Yamamoto
| Takashi Shimura
| Toshirô Mifune
| Noriko Sengoku
Bewertung
*****
Originaltitel
Nora inu
Kategorie
Film Noir
Land
JPN
Erscheinungsjahr
1949
Darsteller
Toshiro Mifune, Takashi Shimura, Keiko Awaji, Eiko Miyoshi, Isao Kimura
Regie
Akira Kurosawa
Farbe
s/w
Laufzeit
122 min
Bildformat
Vollbild
Die japanische Metropole Tokio leidet unter der Hitze eines der heißesten Sommer seit Jahren. Und der junge Police Detective Murakami (Toshiro Mifune) vom Morddezernat wird das Opfer einer Taschendiebin – im Linienbus wird ihm seine Dienstpistole gestohlen. Nur schwer kommt er mit der Schmach zurecht, die der Vorfall für ihn bedeutet, und er bittet um seine Entlassung. Mit dem älteren Kollegen Sato (Takashi Shimura) vom Diebstahldezernat begibt er sich schließlich doch auf die Suche nach der Waffe. Die beiden kommen dem Waffenhehler Hondo (Reisaburo Yamamoto) auf die Spur. Aber auch nach dessen Festnahme fehlt der geringste Hinweis auf den Verbleib von Murakamis Waffe. Als damit ein Überfall verübt wird, bei dem ein Mensch verletzt wird, bedeutet das für Murakami den nächsten Schock. Zugleich gerät ihm und Sato nun der Gangster Yusa (Isao Kimura) ins Visier. Sie erhoffen sich Hilfe von Harumi Namaki (Keiko Awaji), der Freundin Yusas, die als Tänzerin in einer Revue arbeitet, doch erweist sich das als Trugschluss. Inmitten der Hitzewelle in der Großstadt geschieht schließlich ein weiterer Überfall, der für alle Beteiligten Folgen haben soll…
Akira Kurosawa gilt weltweit als Titan des japanischen Kinos, der zwischen 1943 und 1993 mit 31 Filmen als Autor und Regisseur Geschichte schrieb. Rashomon (JPN 1950), Die sieben Samurai (JPN 1954), Yojimbo – Der Leibwächter (JPN 1961) und schließlich Ran (JPN 1985) zählen auch hierzulande zum Kanon cineastischer Meisterwerke. Dass Kurosawa neben historischen Epen manche Filme in der Gegenwart ansiedelte und damit ähnlich zu punkten verstand, ist in Europa wenig bekannt. Neben Die Bösen schlafen gut (JPN 1960) und Zwischen Himmel und Hölle (JPN 1963) bleibt nach Kurosawas erstem, bereits grandiosem Film Noir in der gleichen Besetzung, Engel der Verlorenen / Der trunkene Engel (JPN 1948), vor allem Ein streunender Hund / Ein herrenloser Hund ein herausragendes Beispiel für den Film Noir abseits von Hollywood. Ähnlich wie Peter Lorres Der Verlorene (GER 1951) und Luchino Viscontis Ossessione (ITA 1943) kann Kurosawas Film als völlig eigenständig und in Form und Inhalt meisterlich gelten. Profitierte Peter Lorre als Regisseur stilistisch von seiner Zeit in Hollywood und nutzte Luchino Visconti immerhin eine US-amerikanische Romanvorlage, so ist Akira Kurosawas Ein streunender Hund / Ein herrenloser Hund zwar auch vom US-Kino beeinflusst und zugleich dennoch einzigartig.
Als erfände er den Stil noch einmal, nutzt Akira Kurosawa den Film Noir, um eine Reihe von Subplots zu entwickeln, die allesamt die Ambivalenz und Abgründigkeit der handelnden Charaktere illustrieren. Detective Murakamis langer Marsch durch das von der Hitze erschlagene Tokio, wo er in der Kleidung eines Bettlers auf der Suche nach einem ersten Hinweis auf den Waffenhandel ist, bebildert der Regisseur über 10 Minuten lang in traumhaft bizarrem Schwarzweiß – ohne Dialoge, ohne Musik. Das erscheint bis heute so radikal und frisch, dass es die erstarrten Konventionen eines Kinos, wie wir es zu sehen gewohnt sind, schlicht Lügen straft. Toshiro Mifune und Takashi Shimura, in vielen Filmen Akira Kurosawas präsent, bieten Schauspiel auf höchstem Niveau und auch das atemberaubende Finale ist diesem exzellenten Film Noir gewachsen.
Die englische DVD des British Film Institute (BFI) und auch die französische Edition von Wild Side Video bieten je die ungekürzte Edition im Originalformat, bildtechnisch exzellent restauriert mit dem japanischen Ton plus englischen bzw. französischen Untertiteln. In den USA erschien Stray Dog wie fast alle Akira-Kurosawa-Filme in der renommierten Criterion Collection als DVD mit Regionalcode 1 (USA).