Spuren von Rot

NOIR CITY 21 - Oakland 2024



Psychologische Verteidigung


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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Traces Of Red
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1992
Darsteller

James Belushi, Lorraine Bracco, Tony Goldwyn, William Russ, Faye Grant

Regie
Andy Wolk
Farbe
Farbe
Laufzeit
105 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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Palm Beach, Florida: Aus einer Pistole fällt ein Schuss und Jack Dobson (James Belushi), Police Detective der Mordkommission, liegt tödlich getroffen im Garten seiner abseits im Grünen gelegenen Hütte. Schon ist die Ambulanz vor Ort und lädt unter den Augen seines Kollegen Steve Frayn (Tony Goldwyn) Jacks Leiche auf eine Bahre und in den Krankentransporter. Einige Monate zuvor… Die steinreiche Witwe Ellen Schofield (Lorraine Bracoo) kehrte in einem feinen Restaurant mit nachgezogenem Lippenstift an ihren Tisch zurück und wollte von Michael Dobson (William Russ) wissen, ob er mit ihrer Unterstützung als Sponsorin für den Senat kandidieren werde oder nicht. Mit ihnen zu Gast waren Michaels jüngerer Bruder Jack und Police Detective Steve Frayn und seine Frau Beth (Faye Frant), zudem Michaels eigene Ehefrau Susan (Victoria Bass). Michael bat sich eine kurze Bedenkzeit aus, schließlich aber verkündete er, dass er sich tatsächlich um das Amt bewerben wolle. Um die Entscheidung zu feiern, versuchte man eine letzte Runde an Drinks zu ordern, aber die Chefkellnerin Morgan Cassidy (Michelle Joyner) ließ sie wissen, dass aufgrund der späten Stunde die Bar schon geschlossen sei. In diesem Moment beklagte sich am benachbarten Tisch ein Gast (Gerald Beebe) lautstark, dass er eine falsche Rechnung erhalten habe. Als er sich von Morgan nicht beschwichtigen lassen wollte, ging Jack Dobson ihr zur Hand und machte dem Herrn mit gezückter Polizeimarke deutlich, dass sich das wohl auch gütlich regeln lasse...

 

”This is the little island of Palm Beach, where everyone has three lifes - public, private and secret.” Manchmal ist gut, wenn man etwas nicht weiß. Zum Beispiel, dass ein Autor und Regisseur ausschließlich fürs Fernsehen arbeitet, zu Beginn seiner Karriere jedoch ein einziges Mal einen Kinofilm drehte, der Spuren von Rot heißt und auf dem Drehbuch eines Schauspielers beruhte, der damals das erste Mal als Autor in Erscheinung trat. Es klingt bösartig, ist aber nicht so gemeint, denn zu Beginn lässt sich der Neo-Noir-Thriller, der sein Markenzeichen “Old School“ quasi schon im Vorspann zur Schau stellt, nicht schlecht an. Wie in Billy Wilders Film Noir Boulevard der Dämmerung (USA 1950) berichtet der Tote als Erzähler über ein Schicksal, das ihn zur Leiche werden ließ und führt den Zuschauer in einer langen Rückblende in jene Monate, die seinem Tod vorangingen. Wir lernen den ledigen Beamten und seinen im Gegensatz zu ihm verheirateten, erfolgreichen Bruder kennen, zudem auch seinen nochmals jüngeren Kollegen, der bereits Familienvater ist. Jack Dobson fährt ein altes Auto und hört alte Jazzplatten, er hat regelmäßig Affären mit schönen Frauen und findet bei ihnen niemals Ruhe und Beständigkeit. Dafür gibt es einen Grund, der in der Liste altbekannter Zutaten aus der Drehbuchschublade nahezu orignell ist, der jedoch nicht mit gebührend Ernst und Tiefe zu einem Teil der Handlung wird. Wenn der Film solche “Katze aus dem Sack“ lässt, ist er nur daran interessiert, in einer Mordserie, die die Frauen von Jack Dobsons Affären zu Mordopfern werden lässt, möglichste viele Verdächtige aufuzureihen, die verwirren und spekulieren lassen sollen. Das ist unterhaltsam, zeitweilig sogar etwas spannend, aber zugleich ein Zuviel an “Old School“ für einen Neo Noir, der mir seine Wendungen als originell und innovativ präsentiert.

 

“Belushi has the edge to create a film noir anti-hero but hardly the sex appeal to follow in Michael Douglas’s or William Hurt’s genre footsteps”, schrieb Lawrence Cohn anlässlich der Premiere für Variety und zeigt auf, dass man sich im Kontext des Neo Noirs in der Zone des Erotikthrillers befindet, der hier mit Paul Verhoevens Basic Instinct (FRA/USA 1992) und mit Lawrence Kasdans Heißblütig – Kaltblütig / Eine heißkalte Frau (USA 1981) als Maßstab zitiert wird. Für mich ist nicht unbedingt Belushi, den ich immer gern sehe und der in Gang Related (USA 1997) als Film-Noir-Charakter einen bleibenden Eindruck hinterlässt, sondern Lorraine Bracco das Problem der Konstellation. Letztere war in Ridley Scotts (für den Regisseur) ungewöhnlich schwachem Neo Noir Der Mann im Hintergrund (USA 1987) ein Highlight. Hier ist sie gegen ihren Typ gecastet und in einem Vergleich mit Sharon Stone, Virginia Madsen oder Kim Basinger, die in jener Zeit ebenfalls als Femme fatale in Erscheinung traten und den sich Lorraine Bracco gefallen lassen muss, eine auffällige Fehlbesetzung. In letzter Konsequenz ist Spuren von Rot halbwegs unterhaltsam und kein Ärgernis. Doch seine Nichts-ist-was-es-scheint-Attitüde mit der Brechstange und seine Hauptdarstellerin lassen den Film im Mittelmaß untergehen.

 

Es gibt eine gute DVD-Edition (2012) der KSM GmbH mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch einwandfrei, dazu den original englischen Ton mit optional deutschen Untertiteln oder die deutsche Kinosynchronisation, schließlich den US-Kinotrailer, Bildergalerien und einige Biografien der Stars als Extras.

 


Neo Noir | 1992 | USA | Andy Wolk | James Belushi | Lorraine Bracco

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