Film Noir
| USA
| 1947
| Henry Hathaway
| Anthony Ross
| Brian Donlevy
| Harry Bellaver
| Harry Landers
| Howard Smith
| John Marley
| Karl Malden
| Millard Mitchell
| Richard Widmark
| Taylor Holmes
| Tito Vuolo
| Victor Mature
| Coleen Gray
Bewertung
*****
Originaltitel
Kiss Of Death
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1947
Darsteller
Victor Mature, Coleen Gray, Brian Donlevy, Richard Widmark, Taylor Holmes
Regie
Henry Hathaway
Farbe
s/w
Laufzeit
95 min
Bildformat
Vollbild
© Twentieth Century Fox Film Corporation
Am Tag vor Weihnachten begeht Nick Bianco (Victor Mature) mit drei Komplizen in einem New Yorker Hochhaus einen Überfall auf ein Juweliergeschäft. Nachdem der Inhaber Alarm auslösen konnte, erreicht Nick nicht rechtzeitig den Ausgang und wird gefasst. Obwohl er verheiratet und Vater von zwei Töchtern ist, gibt er dem Staatsanwalt Louis D’Angelo (Brian Donlevy) die Namen der Flüchtigen nicht preis. Er vertraut darauf, dass sein Verteidiger Earl Howser (Taylor Holmes) und seine Freunde sich um die Familie kümmern. Bianco wird zu 25 Jahren Haft verurteilt und bekommt nach drei Jahren im Staatsgefängnis Sing Sing zu hören, dass seine Frau sich umgebracht habe und seine Töchter im Waisenhaus lebten. Nettie Cavallo (Coleen Gray), Betreuerin seiner Kinder, teilt Nick Bianco mit, dass dessen Komplize Pete Rizzo die Schuld am Tod seiner Frau trägt. Bianco wendet sich an D’Angelo, aber der kann ihm nicht helfen. Howser beauftragt inzwischen den Auftragskiller Tommy Udo (Richard Widmark), Pete Rizzo zu beseitigen. Der bringt im Affekt dessen an den Rollstuhl gefesselte Mutter (Mildred Dunnock) ums Leben, was für alle fatale Folgen hat...
Nach Feind im Dunkel (1946) inszenierte Henry Hathaway einen Film Noir, der als Klassiker gelten darf. Der Todeskuss bringt ein hochkarätiges Ensemble in einer Geschichte, deren melodramatische Akzente nie die Überhand gewinnen und ihr genau die Relevanz und den Konfliktstoff geben, die sie verlangt. Der semidokumentarische Film Noir zeichnet den Charakter Nick Biancos als dem psychopathischen Killer Tommy Udo konträr. Die Grenzen zwischen den Gesellschaftsklassen verschwimmen. Gut und Böse ist mit der Rolle des berechnenden Louis D’Angelos aufgehoben. Seine Polizistenmoral verdankt sich der Rechtsprechung, sein Handeln jedoch erscheint inhuman.
Beeindruckender noch ist der Umstand, dass eine reale Not aufgrund sozialer Unterschiede für die Personen harte Konsequenzen hat. Sie liegen in Hathaways Film fernab der bis dato in Hollywood stereotypen unsympathischen Schuldigen, die zuletzt im Ganzen für den Schaden aufkommen. In diesem Film Noir erweisen sich die Verwicklungen für den Zuschauer als beklemmend und beängstigend. Wie im Fall von Detour (USA 1945), Zelle R 17 (USA 1947) oder auch Jagd nach Millionen (USA 1947) hebt sich Der Todeskuss damit vom Unterhaltungsfutter der Großproduktionen ab. Im gleichen Jahr begab sich das Komitee für unamerikanische Umtriebe (HUAC) auf die Spur aller subversiven, staatskritischen Kräfte im Kulturbetrieb und brachte in der herauf dämmernden McCarthy-Ära deren Stimmen bis 1950 zum Schweigen. Neben exzellenten Leistungen von Victor Mature und Coleen Gray - in ihrer ersten Hauptrolle - ist Der Todeskuss das Debüt Richard Widmarks. Sein psychopathischer Killer Tommy Udo schrieb Filmgeschichte und legte Widmark in seinen Anfangsjahren bei 20th Century Fox auf die Rolle des irrsinnigen Schurken fest. Die kalifornische Rockband Kaleidoscope brachte 1970 ihre Ballad Of Tommy Udo, frei nach dem Rollencharakter des Films.
Die unscheinbare deutsche DVD der MC One GmbH (= Ascot Elite Home Entertainment) bringt den Film in bildtechnisch exzellent restaurierter Qualität, Tonspuren auf Englisch und Deutsch, den US-Kinotrailer als Extra. Die UK-Edition des British Film Institute (BFI) ist erstklassig, hat keine deutsche Tonspur und keine Untertitel, verfügt jedoch über ein Booklet mit Infos zu Darstellern und Regisseur.