Pitfall

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Bewertung
****
Originaltitel
Pitfall
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1948
Darsteller

Dick Powell, Lizabeth Scott, Raymond Burr, Jane Wyatt, Byron Barr

Regie
André De Toth
Farbe
s/w
Laufzeit
86 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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Los Angeles: John Forbes (Dick Powell) ist ein Versicherungsagent für die Olympic Mutual Insurance Company, einer aus der Legion US-amerikanischer Männer, die nach Ansicht seiner Frau Sue (Jane Wyatt) das Rückgrat der Nation bilden. Doch Forbes geht die alltägliche Routine seiner Lebensereignisse auf die Nerven. Er will nicht zu dieser Legion von Durchschnittsmenschen gehören und hängt den Träumen ihrer Jugendjahre nach, als Sue und er auf einem Segelboot nach Südamerika und vielleicht um die Welt reisen wollten. Aber davon will Sue nichts hören, denn ihrer Ansicht nach tragen sie nun die Verantwortung für ihren Sohn Tommy (Jimmy Hunt). So flüchtet John Forbes sich in Zynismus und eine raue Schale. Eines Morgens erstattet der Privatdetektiv Mack MacDonald (Raymond Burr) in Forbes’ Büro seinen Bericht über den Fall von Bill Smiley (Byron Barr). Der zu einem Jahr Gefängnis verurteilte Mann hat die Versicherung um 10.000 US-Dollar geprellt, doch MacDonald hat einen Teil der Summe bei dessen Freundin Mona Stevens (Lizabeth Scott), einem Fotomodell, wieder auftreiben können. Mack würde die Bekanntschaft mit der jungen Frau gern vertiefen, doch Forbes macht ihm unmissverständlich klar, dass er selbst den Fall weiter verfolgen wird. So fährt er am gleichen Nachmittag im Auftrag der Versicherung zu Mona Stevens’ Apartment. Die ist von seinem Besuch nicht gerade begeistert und erklärt, dass ihr der Privatdetektiv MacDonald gehörig Angst eingejagt habe. Doch schließlich willigt sie ein, die kostbaren Geschenke ihres Liebhabers Smiley an John Forbes auszuhändigen…
 
„Daddy, what makes a dream?“ Der Sohn, der seinem Vater diese Frage stellt, muss davon ausgehen, sofort eine für alle Zeiten gültige Antwort zu erhalten. Doch John Forbes, fleißige Arbeitsbiene in den aufstrebenden USA der Spätvierziger, hat die Orientierung verloren. Seine eigenen Träume plagen ihn zur Unzeit, nachdem er in Gestalt von Mona Stevens einen Teil davon in der Wirklichkeit zu finden meinte und nicht widerstehen konnte, den Traum selbst zu versuchen. Die sowohl romantische als auch begeisterte Natur der blonden Schönheit stand nicht nur im Gegensatz zur nüchtern rationalen Art der Hausfrau und Mutter Sue, die Forbes im Grunde liebt. Mona schien ihm plötzlich viel näher zu stehen, in Träumen seiner eigenen Jugend zu wurzeln, die vom Mittelmaß seiner bürgerlichen Existenz erstickt zu werden drohten. “This is the kind of girl you always dreamed about“, erläutert Mona Stevens zum Abschied ihre eigene Rolle. Sicher! Heutige Kritiker sehen klar, dass Pitfall im Jahr 1948 nicht konträr zum Hays Code stand, wie die dezidiert sozialkritischen Filme Jules Dassins (Zelle R 17, USA 1947) oder Edward Dmytryks (Kreuzverhör, USA 1947). Dennoch ist die Art, wie das Skript seine Themen behandelt, der Blick auf die Grundfesten des Alltagslebens und solch implizites Infragestellen des American Dream, der erst in der reaktionären McCarthy-Ära der Mittfünfziger zur vollen Blüte gelangen sollte, mehr als erstaunlich. Pitfall, obgleich er an der Oberfläche die Form wahrt, reflektiert derlei auf einem Niveau, das via Staatsräson im Anschluss bis in die Spätfünfziger aus dem Hollywoodkino verbannt blieb.
 
Bild Bild Bild
 
„Unusually for film noir, Pitfall is set firmly amidst the middle classes but the darker side of this slice of American life is effectively captured by strong central performances and some fine images by the cinematographer Harry J. Wild”, schreibt Bruce Cowther in seinem Buch Film noir: Reflections in a dark mirror (1988). Alain Silver und James Ursini schlussfolgern in ihrem eigenen Werk Film Noir (2004): „Der Film handelt von der Desillusionierung Forbes, der erkennt, dass der amerikanische Traum ein Trugbild ist.“ Pitfall profitiert von seiner sozial und politisch relevanten Substanz, die die Romanvorlage und auch das Drehbuch adäquat aufarbeiten, so dass lediglich dessen Ende etwas enttäuscht und vor dem Hintergrund der politischen Tatbestände in den USA der Spätvierziger vielleicht sogar enttäuschen musste, um die Zensur zu unterlaufen. Darüber hinaus profitiert der Film von seinen beiden Hauptdarstellern, Dick Powell und Raymond Burr, die als Kontrahenten jeweils exzellente Leistungen bieten. Lizabeth Scott, der gern ein begrenztes Talent nachgesagt wird, ist gleichfalls überzeugend und seitens der Regie exzellent in Szene gesetzt. Und sogar Jane Wyatt, die den undankbarsten Part übernimmt, hinterlässt bleibenden Eindruck. Die Regie seitens de Toth ist stringent und dramaturgisch konsequent, die Fotografie von Harry J. Wild zu Teilen erstklassig. Pitfall ist ein kaum bekannter, heute seltener Film Noir, der dringend wiederentdeckt gehörte.
 
1995 erschien Pitfall via Republic Pictures in den USA als VHS-Video und als Laser-Disc, doch eine DVD-Edition gibt es bis heute nicht. In Deutschland lief der Film weder im Kino (für 1948 viel zu provokant) noch im Fernsehen – seine vier Stars waren hierzulande schon ab den Spätfünfzigern nahezu unbekannt. So bleibt Pitfall ein Kuriosum, das z.Zt. einzig als DVD-R in bildtechnisch bescheidener Qualität via Synergy Entertainment in den USA erhältlich ist. Sehr bedauerlich!
 

Film Noir | 1948 | USA | André De Toth | Harry J. Wild | Dick Powell | John Litel | Raymond Burr | Ann Doran | Jane Wyatt | Lizabeth Scott

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