perfekte Mörder, Der

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Dear Murderer
Kategorie
Film Noir
Land
UK
Erscheinungsjahr
1947
Darsteller

Eric Portman, Greta Gynt, Dennis Price, Jack Warner, Maxwell Reed

Regie
Arthur Crabtree
Farbe
s/w
Laufzeit
90 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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London: Nach einem achtmonatigen Geschäftsaufenthalt in den USA kehrt Lee Warren (Eric Portman) eines Abends wieder in seine Londoner Wohnung zurück und stellt fest, dass seine Ehefrau Vivien (Greta Gynt) nicht zu Hause ist. Beim Gang durch die Zimmer und mit einigem Stöbern findet Lee Warren mehrere Schreiben und Grußkarten eines offensichtlichen Liebhabers namens Richard Fenton (Dennis Price), wohnhaft in Temple Court. Er zögert nicht und versteckt sein Gepäck im Schrank, bevor er sich zu Fentons Apartment begibt, den er tatsächlich allein antrifft. Lee Warren stellt den jungen Mann zur Rede und verlangt, dass jener sein Verhältnis mit Vivien, die Fenton keinesfalls selbst zu ehelichen beabsichtigt, sofort beende. Zu diesem Zweck diktiert er ihm einen Brief in die Feder, darin der junge Rechtsanwalt ankündigt, ihr die Affäre aufzukündigen, da sie offensichtlich ihren Mann mehr liebe als ihn, weshalb er sich für eine Weile auf eine Reise begebe. Wenn er zurückkehre, wird die Zeit ihrer Liebe für sie beide eine Erinnerung sein. Als Fenton und Warren darauf einen Drink zu sich nehmen, verschüttet Warren seinen Whisky versehentlich auf das Schreiben, das Fenton nun erneut aufsetzt. Indessen ruft Vivien an und fragt, ob sie mit einigen Freunden noch auf ein Glas vorbeikommen könne, doch Richard Fenton wiegelt ab. Aber noch bevor er den zweiten Brief beendet hat, drückt ihm Warren den Lauf einer Pistole in den Rücken, und fesselt und knebelt sein davon völlig überraschtes Opfer…
 
Der Geschichte liegt eine Idee zugrunde, die für die Entwicklung des Kriminalromans und –films im Grunde typisch ist. Die Frage nach dem Mord, der aufgrund einer via Logik gegen alle Eventualitäten abgesicherten Planung nicht fehlgehen kann, ist älter als alle Geschichten um Sherlock Holmes und andere Detektive der Literaturhistorie und im Grunde kalter Kaffee. Aber das Theaterstück seines Autors St. John Legh Clowes (König der Unterwelt, UK 1948) und auch die Adaption für den Film würzt diese Prämisse mit biestigen Details und verblüffenden Wendungen, die den Film, der großteils Nachts spielt und sich durch eine kontraststarke, von tiefen Schattenzonen geprägte Kameraarbeit auszeichnet, tatsächlich in den Rang eines Film Noirs erheben. Hinzu kommt ein klasse Ensemble, das sich mit Eric Portman, Dennis Price und Hazel Court in tragenden Rollen rundum sehen lassen kann. Regisseur Arthur Crabtree zeigt einiges an Gespür für den Stoff und hält den Spannungsbogen geschickt oben. Dummerweise wirkt manches, was auf einer Theaterbühne als glaubhaft durchgeht, weil man eben nur den begrenzten Bühnenraum zur Verfügung hat, im Film in solcher Koinzidenz schlicht konstruiert. Dass die treulose Vivien in Begleitung ihres neuen Liebhabers in die scheinbar verlassene Wohnung ihres Ehemaligen eindringt und mit jenem dort ein Glas trinkt, indessen ihr Ehemann die beiden belauscht, wirkt in der vorliegenden Inszenierung wie mit der Brechstange herbei zitiert und durchsichtig.
 
Bild Bild Bild
 
Auch der weitere Verlauf der von den Obsessionen für die Femme fatale Vivien Warren dominierten Handlung ist nicht immer schlüssig und stichhaltig, wie sie vorgibt zu sein: “One too many artificial plot devices make this adulterous triangle end on a false note“, schreibt auch Dennis Schwartz für Ozus’ World Movie Reviews und zwar völlig zu Recht. Im Kontext des britischen Film Noirs ist Der perfekte Mörder ein gutes Beispiel dafür, wie sich in England schon direkt im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg und parallel zur Entwicklung in den USA ein Faible für den düster fatalistischen Film Noir herausgebildet hat, darin ein in Begegnung mit den Grenzen seiner Existenz in die Krise getriebener Protagonist sich zu extremen Handlungsweisen verführt sieht. Eric Portmann hatte bereits in Das dämonische Ich (UK 1946) die Hauptrolle gespielt, zudem sind Die Flucht vor Scotland Yard (UK 1947), Brighton Rock (UK 1947), Sträfling 3312 (UK 1947) oder Jim Ackland unter Mordverdacht / Zwielicht (UK 1947) allesamt gute, teils herausragende Beispiele für den englischen Film Noir, der viel zu bieten hatte, doch leider keine hohe eigene Reputation erlangte und bis heute viel zu oft als bloß unterm Einfluss des damaligen US-Kinos wahrgenommen wird. Eric Portman und Maxwell Reed traten in dem Film Noir Aus dem Tagebuch eines Henkers (UK 1948) erneut gemeinsam vor die Kamera. Hazel Court veredelte George Kings lange Zeit völlig vergessenen Film Noir Forbidden / Scarlet Heaven (UK 1949). Der pefekte Mörder ist für den Film-Noir-Fan von einigem Interesse, ein Muss ist er auf keinen Fall.
 
Gute DVD-Ausgabe (2008) der Onyx Media International, die den Film in recht guter, aber offensichtlich nicht aufwendig restaurierter Fassung und zusammen mit Aus dem Tagebuch eines Henkers (1948) beinhaltet. Ungekürzt im Originalformat mit dem original englischen Ton, ohne Untertitel und ohne Extras.
 

Film Noir | 1947 | UK | Arthur Crabtree | St. John Legh Clowes | Dennis Price | Eric Portman | Jack Warner | Maxwell Reed | Greta Gynt | Hazel Court | Jane Hylton

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