Film Noir
| USA
| 1947
| Anthony Mann
| John Alton
| Art Smith
| Charles McGraw
| Dennis O'Keefe
| Reed Hadley
| Russ Conway
| Tito Vuolo
| Wallace Ford
| Jane Randolph
| June Lockhart
Bewertung
***
Originaltitel
T-Men
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1947
Darsteller
Dennis O'Keefe, Alfred Ryder, Wallace Ford, June Lockhart, Charles McGraw
Regie
Anthony Mann
Farbe
s/w
Laufzeit
92 min
Bildformat
Vollbild
Nachdem ein für die Finanzbehörde wichtiger Informant in Los Angeles ermordet wurde, enden für die Ermittler alle Spuren des Verbrechens einmal mehr im Nichts. Und so werden die Steuerfahnder Dennis O'Brien (Dennis O'Keefe) und Tony Genaro (Alfred Ryder) als Undercover-Agenten beauftragt, einen seit langem erfolglos bekämpften Ring von Geldfälschern endgültig auszuheben. Systematisch erschleichen sie sich das Vertrauen der skrupellosen Gangster, um an die Drahtzieher zu gelangen. Als O'Brien dabei zusehen muss, wie sein Partner von dem Killer Moxie (Charles McGraw) erschossen wird, setzt er den Auftrag dennoch im Alleingang fort. Schritt für Schritt rückt er dem „Boss“ immer näher…
Der semidokumentarische Kriminalfilm, basierend auf einem realen Fall, war die erste Kooperation des Regisseurs Anthony Mann mit dem Kameramann John Alton. Der Film wird von Ermittlerlegende Elmar Lincoln Ire eingeleitet, der u.a. am Fall Al Capones dabei gewesen war. Inhaltlich gibt es keine Film-Noir-Handlung sondern nur das altbackene Gut-Böse-Schema der Pulpkrimis. Doch John Alton serviert Film-Noir-Stil in Reinkultur: regennasse Straßen und eine Schattenarchitektur nächtlicher Hinterhöfe und Fabrikgelände, dazu aberwitzige Kamerawinkel, die die Wirklichkeit ins Rutschen bringen, etc. pp. Seit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war Hollywood in allen Sparten der Filmproduktion auf patriotische Kost eingestellt. Die ersten Film Noirs der Jahre 1941/42 wurden von den Propagandafilmen der nach dem Tag von Pearl Harbour am 7. Dezember 1941 aktiv in den Krieg verwickelten USA im Nu verdrängt. Düstere Detektivdramen nach Dashiell Hammett, die die Korruption der Politik und dubiose Machenschaften in allen Etagen der Gesellschaft zeigten, waren unerwünscht. Erst ab 1944 folgte mit Frau ohne Gewissen (USA 1944) und Mord, mein Liebling (USA 1944) die zweite Welle der Film Noirs. Zeitgleich gab es z.B. mit Ministerium der Angst (USA 1944) oder House on 92nd Street (USA 1945) stets Kriegspropaganda, die sich den Film-Noir-Stil zunutze machte.
Geheimagent T wurde von Kameramann John Alton famos inszeniert, leidet jedoch enorm an dem Überbau seiner patriotischen Sendung. Durch den belehrenden, von Reed Hadley gesprochenen Off-Kommentar stockt der Erzählfluss permanent. Im Fall von William Keighleys Straße ohne Namen (USA 1948), Richard Widmarks zweitem Film, ist klar, dass der Streifen einzig als Vehikel für FBI-Propaganda gedacht war. Die Auszüge aus der Wochenschau, die das FBI im besten Licht zeigen, wirken wie die Werbepausen im heutigen Fernsehen. Sie zerstören eine ohnehin vorhersehbare Geschichte, die wie in Geheimagent T die Maulwurfs-Arbeit von verdeckten Ermittlern zeigt. Für Fans von John Alton und Anthony Mann ist Geheimagent T ein Film, der sich als filmhistorische Randnotiz ggf. lohnt. Doch gibt es viel, viel bessere Film Noirs als diesen, der im Grunde keiner ist und wegen seiner exquisiten Kameraarbeit im Ganzen extrem überbewertet wird.
Die US-amerikanische DVD-Edition von Sony Classics (2002) bringt den Film in einer bildtechnisch hervorragenden Qualität mit klar verständlichem Originalton. Extras oder Untertitel fehlen allerdings.