Film Noir
| USA
| 1950
| Rudolph Maté
| Barry Fitzgerald
| John Crawford
| Lyle Bettger
| Thomas E. Jackson
| William Holden
| Allene Roberts
| Jan Sterling
Bewertung
****
Originaltitel
Union Station
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1950
Darsteller
William Holden, Nancy Olson, Barry Fitzgerald, Lyle Bettger, Jan Sterling
Regie
Rudolf Maté
Farbe
s/w
Laufzeit
81 min
Bildformat
Vollbild
© Paramount Pictures Corporation
In Westhampton bringt Charlie (Hans Moebus), Chauffeur des Firmeninhabers Henry Murchison (Herbert Heyes), die Chefsekretärin Joyce Willecombe (Nancy Olson) zum Bahnhof, wo sie den Zug nach Chicago besteigen will. Im Auto befindet sich auch Lorna Murchison (Allene Roberts) die vor kurzem erblindete Tochter des verwitweten Unternehmers, die mit Joyce befreundet und auf dem Weg zu ihrem Arzt ist. Als Joyce im Zug sitzt, kontrolliert Schaffner Skelly (Howard Negley) die Fahrkarten und kündigt die Station Riverview als nächsten Halt an. Auf der parallel verlaufenden Landstraße rast ein Wagen in Richtung des Bahnhofs, überholt hupend andere und schafft es just rechtzeitig bis zum Eintreffen des Zuges. Joyce beobachtet, wie zwei Männer aus dem Auto springen und sich trennen, so dass einer vorn und einer hinten im Wagon einsteigt. Gus Hadder (Don Dunning) nimmt in Hut und Mantel direkt vor ihr Platz, indessen Joe Beacom (Lyle Bettger) etwas länger benötigt, da er einen Koffer im Gepäcknetz unterbringen muss. Hierbei kann Joyce erkennen, dass er eine Pistole im Schulterhalfter trägt. Sie verlässt den Wagon und bedrängt den Schaffner, ein Telegramm nach Chicago zu senden, da sich an Bord des Zuges womöglich zwei Kriminelle befänden… Police Lieutenant William Calhoun (William Holden), der diensthabende Offizier der Polizeistation in der Union Station, erhält die Nachricht. Er ist überzeugt, dass die Sache ein falscher Alarm ist. Doch er muss eh seine Runde drehen und begibt sich zum Gleis, um den Regionalzug 42 abzufangen und Joyce Willecombe in Empfang zu nehmen…
“If anyone asks me to stick my neck out, I want to know who's doing the askin'.” Mit William Holden und Nancy Olson in Hauptrollen sowie Charles Dayton, Al Ferguson und Ralph Montgomery in Nebenrollen verpflichtete Paramount Pictures ganze 5 Darsteller aus Billy Wilders just erschienenem Erfolgsfilm Boulevard der Dämmerung (USA 1950). Regisseur Rudolf Maté hatte soeben den Klassiker Opfer der Unterwelt (USA 1950) ins Kino gebracht, als er sich an die Verfilmung von Thomas Walshs Debüt-Roman Kidnapper in Manhattan (EA 1949) begab. Allerdings verlegte Sydney Boehms Drehbuch den Handlungsort von New York nach Chicago in die dortige Union Station, so auch der Originaltitel des Films, gedreht wurde jedoch in Los Angeles - warum auch immer. Maté macht exzessiv Gebrauch von der Großstadt, er wandelt auf den Spuren Jules Dassins, in dessen stilbildendem Stadt ohne Maske / Die nackte Stadt (USA 1948) ebenfalls Barry Fitzgerald den leitenden Polzeibeamten gespielt hatte. Im Verzicht auf Studiokulissen aus Pappmaché liegt bis heute der Reiz dieses rasanten, urbanen Dramas. Denn die Geschichte selbst ist zumindest in der Adaption durch Hollywood kaum mehr als Routine. Einige der Charaktere sind enorm schwach, insbesondere der Vater der Entführten, Henry L. Murchison, der sich als einflussreicher Unternehmer gegen die rauhbeinigen Polizisten nicht durchsetzen kann. Auch mehrere Szenen mit Lorna, die ständig stolpert und hinfällt, sind unglaubwürdig. Allene Roberts, die in The Red House (USA 1947) eine grandiose Vorstellung gab, wirkt in der Rolle der Blinden sichtlich überfordert, was sie mit einem Zuviel an Hysterie überspielt. Und Nancy Olson gibt bloß die “Love Interest“ für Holden; ihr dauerhafter Verbleib im Zentrum der Untersuchung entbehrt jeder nachvollziehbaren Notwendigkeit.
All das stört in Das Labyrinth /Menschen ohne Seele den Zuschauer, der sich nicht für Dumm verkaufen lassen will. Somit wäre mir der Film hier auch bloß 3 Sterne wert. Aber der Schauplatz des Bahnhofs, Union Station, eine rasante Verfolgungsjagd in der lokalen Hochbahn, die zur Verblüffung der Zuschauer in einem Viehlager endet, sowie natürlich das unterirdische Finale sind derart punktgenau und mit Liebe zum Detail inszeniert, dass es den Schauwert des Films noch heute deutlich erhöht. Rudolf Matés Film ist im ersten Drittel kaum als Film Noir zu bezeichnen, bis er ab der 30. Minute fast nur noch in Abendstunden oder in der Nacht spielt und sich dies auch in der Kameraarbeit niederschlägt. Ein wesentliches Element sind auch die Methoden der Polizisten, die deren Ermittlungen befördern sollen und welche denjenigen der Kriminellen kaum nachstehen. Als nämlich Inspektor Donnelly (Barry Fitzgerald) dem Gauner Vince Marley (Peter Graff) eine Information entlocken will, gibt er seinen Leuten den Befehl, ihn vor den Zug zu werfen… Während die Frauen - inklusive Jan Sterling als Gangsterbraut Marge Wrighter - bloß dekorativ sind, erweisen sich die Kriminellen als schillernde Charaktere. Lyle Bettger, Don Dunning und Peter Graff sind neben Fitzgerald die eindeutig besten Darsteller dieses Films. William Holden und Nancy Olson traten noch in zwei Kriegsfilmen zusammen auf, bevor Olsons Karriere ab 1955 verebbte. Rudolf Maté drehte 1952 und 1953 drei weitere Film Noirs, die ebenso durchschnittlich blieben.
Das Labyrinth / Menschen ohne Seele erschien als DVD (2010) via Olive Films in den USA und ist bild- und tontechnisch sehr gut, ungekürzt im Originalformat, dazu den Originalton mit optional englischen Untertiteln. Es gibt auch eine spanische DVD (2011) mit Originalton und spanischen Untertiteln, doch diese liegt uns nicht vor.