Bewertung
**
Originaltitel
Beyond A Reasonable Doubt
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
2009
Darsteller
Jesse Metcalfe, Amber Tamblyn, Michael Douglas, Joel David Moore, Orlando Jones
Regie
Peter Hyams
Farbe
Farbe
Laufzeit
101 min
Bildformat
Widescreen
Shreveport, Louisiana: Bezirksstaatsanwalt Mark Hunter (Michael Douglas) hat 17 Mordprozesse in Serie gewonnen und ist nun dabei, für das Amt des Gouverneurs zu kandidieren. Der junge Fernsehjournalist C.J. Nicholas (Jesse Metcalfe) misstraut dem aalglatten Juristen und hat das Gefühl, dass es bei den polizeilichen Ermittlungen nicht immer mit rechten Dingen zuging. Alle Verurteilungen gründeten sich auf Indizienbeweise anhand von DNA-Spuren; in allen Fällen war Hunters Intimus Lt. Anthony Merchant (Lawrence P. Beron) der federführende Mann der Polizei. Zusammen mit seinem Kollegen, dem Kameramann Corey Finley (Joel David Moore), versucht Nicholas zu belegen, dass die Indizienbeweise gefälscht und erst nachträglich via Merchant platziert wurden. Aus diesem Grund macht er sich an Hunters attraktive Assistentin, die junge Rechtsanwältin Ella Crystal (Amber Tamblyn) heran. Sie besorgt ihm die Gerichtsprotokolle eines aktuell von Mark Hunter gewonnenen Verfahrens. C.J. Nicholas und Corey Finley versuchen jetzt, ihren Chefredakteur Martin Weldon (Sewell Whitney) davon zu überzeugen, sie als investigative Journalisten in Sachen Mark Hunter arbeiten zu lassen. Doch Weldon ist weder von der Bewisführung wider Hunter beeindruckt, nocht steht es länger in seiner Macht, überhaupt investigativen Journalismus im Programm zu platzieren. Er versetzt die beiden zu den Lokal- und zu den Sportnachrichten, wo sie sich die Hörner abstoßen sollen. C.J. Nicholas ist frustriert, aber nicht gewillt nachzugeben. Er schmiedet einen Plan, um Mark Hunter in eine Falle zu locken…
“Director and writer Peter Hyams said (…) that his goal was to create "a modern-day film noir, but with young people, actors a new generation could relate to”, schrieb Cameron Rose im Hollywood Reporter 2009 nach der US-Premiere des Films. Tatsächlich ist Gegen jeden Zweifel das Remake des Film Noirs Jenseits allen Zweifels (USA 1956) von Fritz Lang, der mit Dana Andrews und Joan Fontaine besetzt war. Es war Fritz Langs letzter Hollywood-Film nach einer zwanzigjährigen Filmkarriere in den USA. Obgleich ein klassischer Film Noir ist er bei weitem kein Klassiker. Und Peter Hyams’ Variante der Erzählung von Douglas Morrows, die er als Autor des Drehbuchs seines Remakes ausbaut, wirkt viel zu angestrengt und oft klischeehaft, um 53 Jahre nach dem Original eine neue Saite erklingen zu lassen. Schon die Prämisse, dass der Staatsanwalt Mark Hunter Beweise fälsche, um seine Mordprozesse zu gewinnen, erscheint zu Beginn derart aus der Luft gegriffen, dass sie für den Zuschauer so unschlüssig erscheint wie für C.J. Nicholas’ und Corey Finleys Chefredakteur. Genau dadurch soll der Film jedoch in Fahrt kommen und das misslingt auf ganzer Linie, denn die Verbissenheit der Journalisten erscheint als fixe Idee pubertierender Teenager. Daran hat auch das Casting seinen Anteil. Peter Hyams’ “actors a new generation could relate to“ erweisen sich als Fehlgriff. Amber Tamblyn hat ihre Wurzeln in der Titelrolle der TV-Serie Die himmlische Joan (USA 2003-2005), Jesse Metcalfe in Desperate Housewives (USA 2004-2009). Solch eine Ausstrahlung, sorglos unglaubwürdig, haben die beiden auch in Gegen jeden Zweifel, weshalb der Film teils an Teenie-Dramen erinnert. Kurzum, Michael Douglas ist hier der Einzige von Format.
“What I can't figure out is how director Peter Hyams can remake a 1956 movie from the great Fritz Lang and not learn anything about suspense, pacing and storytelling in the process. This movie is beyond boring,” schrieb Peter Travers im Rolling Stone. Das ist hart formuliert, doch nicht von der Hand zu weisen. Allemal geht ein Teil davon aufs Konto der Fehlbesetzungen, ein weiterer Teil aufs Konto eines Drehbuchs, dessen Dialoge den Film über eine im Vergleich zu Fritz Langs Jenseits allen Zweifels fast 25 Minuten längere Strecke wie eine ausgewalzte Episode der US-Krimiserie CSI – Den Tätern auf der Spur (USA, seit 2000) wirken lassen. Eine halbe Stunde braucht er, nur um seine Grundidee ins Laufen zu bringen, doch zu dem Zeitpunkt erscheinen die Charaktere blass und stereotyp. So stellt sich im zweiten Drittel das eine oder andere Gähnen ein. Das Potential der Geschichte wird in einem lahmen Finale verschenkt und zuletzt hat das Ganze kaum das Niveau mediokrer Fernsehunterhaltung. Einst hatte Peter Hyams, auch Regisseur der Film-Noir-Parodie Die falsche Schwester (USA 1976), mit Narrow Margin - 12 Stunden Angst (USA 1990) ein Remake des Film Noirs Um Haaresbreite (USA 1952) von Richard Fleischer abgeliefert. Aber sowohl beim Drehbuch als auch beim Casting – Gene Hackman, Anne Archer, M. Emmet Walsh – bewies er seinerzeit ein um Längen besseres Gespür.
Gute BD- und DVD-Edition (2010) der Koch Media GmbH mit dem Film ungekürzt im Originalformat, deutsche und englische Tonspur, optional deutsche Untertitel, Audiokommentare von Hyams und Metcalfe, Kurzinterviews mit Tamblyn, Douglas und Hyams, ein Making Of, den Kinotrailer, etc. als Extras. Die Laufzeitangabe von 104 Minuten ist falsch, der Film ist (inklusive Abspann) nach 101 Minuten beendet.