Film Noir
| USA
| 1956
| Mark Stevens
| John Marley
| John Maxwell
| Mark Stevens
| Wesley Addy
| Felicia Farr
Bewertung
****
Originaltitel
Time Table / Timetable
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1956
Darsteller
Mark Stevens, King Calder, Felicia Farr, Marianne Stewart, Wesley Addy
Regie
Mark Stevens
Farbe
s/w
Laufzeit
79 min
Bildformat
Vollbild
Ein Nachtzug rast in Richtung Phoenix, Arizona, und der Schaffner (John Maxwell) bittet einen der Passagiere, den Arzt Dr. Paul Bruckner (Wesley Addy), doch mitzukommen, da ein anderer Fahrgast über Beschwerden klage. Dr. Bruckner stellt mit Besorgnis fest, dass der Betreffende wahrscheinlich Polio habe, sagt dessen Begleiterin (Felicia Farr) allerdings davon nichts. Dem Schaffner und dem Gepäckträger (Roy Glenn) gibt er die Instruktion, nach Winston zu telegrafieren, was man in einer Stunde erreichen werde und wo es ein Krankenhaus gibt, um am Bahnhof einen Krankenwagen bereitzustellen. Der Waggon müsse dann unter Quarantäne gestellt weden und so sei es von Vorteil, dass direkt benachbart nur der Gepäckwaggon läge. Bruckner erbittet vom Schaffner die Erlaubnis, aus seinem Gepäck eine Medizin zu holen, die er dem Kranken verabreichen will. Der Schaffner begleitet ihn zum Gepäckwaggon, wo ihn das Sicherheitspersonal einlässt und ihm gegen die Abgabe seines Gepäckscheins den Koffer aushändigt. Dr. Bruckner öffnet den auch gleich und entnimmt ihm - eine Pistole. Er lässt die drei Männer sich auf den Boden legen und verabreicht ihnen jeweils eine Betäubungsspritze. Sodann macht er sich daran, die Tür des Geldschranks zu sprengen, der sich ebenfalls im Gepäckwaggon befindet. Paul Bruckner entnimmt aus dem offenen Safe die Beute. In Winston verlässt er mit dem Kranken und dessen Begleiterin den Zug und fährt in einer Ambulanz davon, mitsamt all seiner Gepäckstücke…
“The house becomes a prison, the job a trap.” So Charlie Norman (Mark Stevens), Versicherungsdetektiv, dem nach Bekanntwerden des Zugraubes der Fall übertragen wird und der sich in Kooperation mit seinem Freund Joe Armstrong (King Calder), einem Ermittler der Eisenbahn, daran macht, den Fall aufzuklären. Doch Charlie ist keineswegs, das Zitat deutet es an, der zufriedene Mittelständler in den erzkonservativen USA der Mittfünfziger, wo in Städten und auf dem Land der Wohlstand sprießt wie Treibhauspflanzen. Nein, Charlie Norman will aus seinem materiell saturierten Dasein um jeden Preis hinaus - mit einer anderen Frau und mit einer Stange Geld nach Südamerika abhauen, um nochmals von vorn zu beginnen. Hinter dem scheinbar seiner kriminalstischen Handlung verschriebenen Thriller lauert ein waschechter Film-Noir-Plot von Drehuchautor Aben Kandel (They Won’t Forget, 1937) und sowohl die Umsetzung seitens der Regie durch Mark Stevens selbst als auch die versammelten Darsteller tun ihr Bestes, um das gelingen zu lassen. Insofern ist Auf den Schienen der Hölle in vieler Hinsicht, was man getrost als „Schläfer“ bezeichnen kann – ein (fast) völlig in Vergessenheit geratener Film Noir, der auf eine Wiederentdeckung wartet. Für das Webportal Noir of The Week hat The Professor dessen subversive Dynamik pointiert zusammengefasst: “Time Table consciously (…) thumbs its nose at the white bread promises of the Eisenhower era: the steady jobs, home-sweet-homes, and June Allyson wives that saturated mainstream media offerings.”
Die ersten 10 Minuten sind wunderbar auf den Punkt inszeniert und läuten eine rasante Erzählung ein, die den Zuschauer durchgehend auf der Stuhlkante hält. Es gibt solides bis exzellentes Schauspiel mit Jack Klugman, King Calder und dem stets zuverlässigen Wesley Addy (Rattennest, USA 1955) als besonders nennenswert. Und es gibt Überraschungen und Wendungen, die einen an so manch anderen Film Noir der klassischen Ära denken lassen. So ist auch ohne Femme fatale jener Walter Neff (Fred MacMurray) aus Billy Wilders Frau ohne Gewissen (USA 1944) oder ein korrupter Polizist à la Webb Garwood (Van Heflin) aus Joseph Loseys Dem Satan singt man keine Lieder (USA 1951) nicht weit. Bemerkenswert ist beizeiten auch die Musik von Routinier Walter Scharf, der insbesondere im Vorspann versteht, den Zuschauer zu irritieren und die Aufmerksamkeit auf den Film zu fokussieren. Auf den Schienen zur Hölle ist kein Meisterwerk, doch ein später Film Noir, der den Freunden des Stils ans Herz gelegt sei. Sein obskures Schattendasein in einigen Online-Foren verdeutlicht, dass es auch im Zeitalter digitaler Bilderströme außerhalb von Filmmuseen kaum eine sich der Geschichte bewusste cineastische Kultur gibt: “Yeah, I know what Joe says. And patience is fine for a guy like Joe, it goes with his two pants suit, his washable necktie, and his ’49 car! For me patience is poison!”
Auf den Schienen zur Hölle erschien bis auf den heutigen Tag weltweit nicht als digitale Konserve, nicht als BD und nicht als DVD. Mit etwas Glück findet man den Film der Public Domain online in zumindest mittelmäßiger Bildqualität mit einem gut verständlichen Originalton.
Danke für die Vorstellung des
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Danke für die Vorstellung des mir bislang unbekannten Filmes. Werde ich mir heute Abend mal auf youtube gönnen.