Film Noir
| USA
| 1950
| Fritz Lang
| Howland Chamberlain
| Louis Hayward
| Peter Brocco
| Will Wright
| Jane Wyatt
Bewertung
****
Originaltitel
House By The River
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1950
Darsteller
Louis Hayward, Lee Bowman, Jane Wyatt, Dorothy Patrick, Ann Shoemaker
Regie
Fritz Lang
Farbe
s/w
Laufzeit
85 min
Bildformat
Vollbild
Der Schriftsteller Stephen Byrne (Louis Hayward) arbeitet im Garten seines Hauses an einem neuen Manuskript, als sich seine Nachbarin Mrs. Ambrose (Ann Shioemaker) angewidert darüber beschwert, dass der Fluss, der an ihren Häusern vorüber führt, noch Tierkadaver wieder zum Vorschein bringt. Byrne weist sie lächelnd darauf hin, dass nicht der Fluss sondern die Regierung dafür verantwortlich zu machen sei – sie müsse sich verstärkt darum kümmern. Da kommt die neue Haushälterin der Byrnes, Emily Gaunt (Dorothy Patrick), über die Veranda und legt Stephen die Post auf den Gartentisch. Mrs. Ambrose erkennt das Schriftstück als die Rücksendung eines Skripts und Byrne gibt zu verstehen, seine Werke seien wie das, was dort über den Fluss triebe. Mrs. Ambrose erkundigt sich nach Byrnes Ehefrau Marjorie (Jane Wyatt), die in die Stadt gefahren ist, während Emily ins Haus geht, um zu duschen. Stephen Byrne hat ihr gestattet, die Dusche im oberen Stock zu benutzen, da die ihre noch immer defekt ist. Als er später ins Halbdunkel der Villa tritt, nimmt er im Flur des Parterres zwei Whiskeys zu sich. Just hört er Emily aus dem Bad treten und löscht das Licht. Langsam kommt sie die Treppe hinab und erschrickt, als sie Glas klingen hört. Da erkennt sie Stephen Byrne unten im Korridor stehen. Er nähert sich ihr, wird zudringlich, aufgereizt vom Duft des Parfüms seiner Frau, das Emily oben fand und probierte. Sie schreit um Hilfe, Mrs. Ambrose kommt im Fenster sichtbar durch ihren Garten dem Haus der Byrnes immer näher, und Stephen, der alarmiert ist, umklammert Emilys Hals und ersucht sie, doch endlich Ruhe zu geben…
Im Jahr 1950 fand sich die US-amerikanische Filmindustrie Hollywoods in einem spürbaren Umbruch, der gerade auch die Exilregisseure der Dreißiger und Vierziger betraf. Die heraufdämmernde, stockkonservative McCarthy-Ära und der Abschwung des klassischen Studiosystems führten zu einer stärkeren Zensur und einem Strom massenkompatibler Unterhaltungsware. Fritz Langs große Erfolge lagen bereits einige Zeit zurück. Sein Ruf einer Legende begann zu verblassen. Zudem war er bei Produzenten und Darstellern als perfektionistisch und despotisch verschrien; Langs letzte Produktion Geheimnis hinter der Tür (1948) mit Joan Bennett und Michael Redgrave galt als exzentrisches Desaster. Sein Landsmann Max Ophüls (Schweigegeld für Liebesbriefe, USA 1949) drehte seinen nächsten Film in Frankreich. Auch Film-Noir-Legende Robert Siodmak verließ 1952 die USA zugunsten Europas. Selbst Billy Wilder war nach Boulevard der Dämmerung (USA 1950) umstritten. Sein Reporter des Satans (1951) floppte und führte Wilder dazu, sich gänzlich der Komödie und der leichten Unterhaltung zuzuwenden. Fritz Lang tat, was bereits Orson Welles getan hatte. Er suchte sich ein kleineres Studio, dem der große Name stets Zugkraft versprach, ließ sich bei kleinem Budget größere Freiheiten zusichern und drehte seinen besten Film in Jahren.
Das Todeshaus am Fluss ist ein durchweg expressionistischer, düsterer Film, darin Louis Hayward und Fritz Lang ihrem Affen gleichermaßen Zucker geben. Trotz des B-Film-Charakters ist in jeder Szene spürbar, wie der Regisseur und seine Darsteller aufatmen und das dämonische Szenario genussvoll zum Leben bringen. Zugleich ist der Film erneut Musterbeispiel für das Gespür des Regisseurs für Takt und Timing, denn dieses war neben der Kameraführung und Lichtsetzung sicher eins seiner Markenzeichen. Die 85 Minuten des im Süden der USA angesiedelten Dramas sind temporeich und konfliktgeladen. Hier wird keine Einstellung verschenkt, alles dient der Exposition der Charaktere und einer Entwicklung der Handlung. Partiell lassen Kostümierung der Damen und die Lokalitäten in der Natur an ein Melodram denken. Doch Lang hat anderes im Sinn und lässt seinen Stephen Byrne zu einer wahrlich getriebenen und gepeinigten Größe gedeihen – Film Noir in Reinkultur. Auch ist die Natur, von Sonnenlicht getränkt bei Tag, voll rätselhafter Schatten bei Nacht, kein Garten der Anmut, sondern einer der Gefahren und unerwarteten Schrecken. Sie ist damit vergleichbar der Großstadt vieler Film-Noir-Produktionen, deren Licht blendet und deren Schatten verbirgt. Die nächsten fünf Jahre sollte Fritz Lang in den USA noch manchen Film drehen, doch außer Heißes Eisen (USA 1953) schien das meiste ihm von den Studios in die Feder diktiert. Nach zwanzig Jahren im US-amerikanischen Filmgeschäft verließ Fritz Lang 1956 mehr oder minder erschöpft und frustriert die Stätten der Traumfabrik Hollywood.
Die französische DVD-Ausgabe von Wild Side Films (2005) ist nicht nur äußerlich exzellent editiert sondern zeigt den Film auch in einer bildtechnisch topp restaurierten Fassung, ungekürzt und im Originalformat. Leider hat die Tonspur gelitten und die nicht ausblendbaren, französischen Untertitel stören etwas; Bildergalerien und eine Filmografie Fritz Langs als Extras.