Big Town After Dark

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Big Town After Dark
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1947
Darsteller

Phillip Reed, Hillary Brooke, Richard Travis, Ann Gillis, Vince Barnett

Regie
William C. Thomas
Farbe
s/w
Laufzeit
70 min
Bildformat
Vollbild

 


 

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© Paramount Pictures

Die bei der Tageszeitung Illustrated Press angestellte und in der Redaktion hoch angesehene Kriminalreporterin Lorelei Kilbourne (Hillary Brooke) hat ihren ersten Roman an ein Verlagshaus verkauft und beabsichtigt, dem Journalismus Lebewohl zu sagen. Das teilt sie am heutigen Morgen Chefredakteur Steve Wilson (Phillip Reed) mit, der sie keinesfalls ziehen lassen will und mit ihr eine zweiwöchige Kündigungsfrist aushandelt, mit der Lorelei auch einverstanden ist. Kaum hat sie das Büro verlassen, kommt Amos Peabody (Charles Arnt) zur Tür herein, Inhaber der Illstrated Press, und erfährt seinerseits von Lorelei Kilbournes Plänen. Er möchte, dass Wilson ein Gespräch mit seiner Nichte Susan (Ann Gillis) führt, das möglicherweise zu deren Anstellung als Reporterin führt. Susan Peabody stammt aus bescheidenen Verhältnissen, doch wurde ihr von Onkel Amos der Besuch einer Universität ermöglicht, so dass sie ein Jahr lang Journalismus studierte. Wilson ist erst ungehalten darüber, aber schließlich bittet er die junge Frau herein, die ihr Onkel als verwöhnt ankündigte, die sich jedoch als charmant erweist. Es stellt sich heraus, dass Susan in Linnbury für die dortige Zeitung arbeitete und wegen ihrer Fehlzeiten inzwischen vom College flog. Wilson ist bereit ihr eine Chance zu geben. Er kontaktiert Lorelei, die inzwischen im Presseraum der City Hall sitzt, wo die Nachrichten der Polizeibehörden zusammenlaufen. Die erfahrene Reporterin ist nicht gerade begeistert, dass Wilson sie offenbar mit Susan Peabody zu ersetzen hofft…

 

”Louie, you pick more dirt around here than 17 street cleaners.” Nach den ersten 10 Minuten hatte ich Zweifel, ob es sich überhaupt um einen Film Noir oder auch nur um einen Kriminalfilm seiner Zeit handelt. Danach zeigt das Drehbuch aus der Feder von Whitman Chambers (Vom FBI gejagt, USA 1949) endlich Biss. Der Film von Regisseur William C. Thomas beruht auf einem der in den USA damals beliebten Radioprogramme um einen Serienhelden, vergleichbar mit den Geschichten von The Whistler, die via CBS Radio Network zwischen 1942 und 1955 an der Westküste der USA ihr Publikum in den Bann zogen. Zwischen 1944 und 1948 brachte die Columbia Pictures Corporation acht Whistler-Spielfilme ins Kino, die ersten sieben mit Richard Dix in der Hauptrolle, etwa in William Castles Mysterious Intruder (USA 1946). Von 1949 bis 1953 wurde Richard Diamond, Private Detective u.a. für NBC Radio von Dick Powell eingesprochen und ab 1957 von David Janssen im Fernsehen verkörpert (Richard Diamond, Privatdetektiv, USA 1957-1960). Radioprogramme boten Filmstudios den Vorteil, dass die Protagonisten einem potentiellen Publikum bekannt waren und sie solche neben dem Rundfunk nun im Kino erleben konnten. Auch Big Town um Steve Wilson, Chefredakteur der Illustrated Press, und seine Starreporterin Lorelei Kilbourne war eine Hörspielreihe, die zwischen 1937 und 1952 sogar zu den populärsten gehörte. Lediglich 4 Filme wurden von 1946 bis 1948 auf der Serie beruhend fürs Kino produziert, von denen Big Town After Dark der dritte war. Zwischen 1951 und 1954 wurde die Serie mit Mark Stevens und Trudy Wroe fürs Fernsehen adaptiert; zudem gab es via DC bis 1958 sogar ein Comicheft. Was Big Town After Dark betrifft, ist wichtig festzuhalten, dass Maxwell Shane und Daniel Mainwaring die Skripte fürs Radio verfassten. Shane war längst ein Drehbuchautor und ein Regisseur (Fear In The Night, USA 1946) des Film Noirs. Mainwaring hatte unter dem Pseudonym Geoffrey Homes Drehbücher und Romane verfasst, von denen Build My Gallows High (EA 1946) im gleichen Jahr zur Vorlage für Jacques Tourneurs legendären Film Noir Goldenes Gift (USA 1947) wurde.

 

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© Paramount Pictures

“There are plenty of thrills in this short, pacy, capable B-movie film noir thriller about (…) editor Steve Wilson (Phillip Reed) and his female ace crime reporter Lorelei Kilbourne (Hillary Brooke) helping the cops”, schreibt Derrek Winnert. Tastsächlich bietet der Film mit einer Laufzeit von 70 Minuten einigen Unterhaltungswert und hält sein Tempo bis zum (vorhersehbaren) Finale durch. Es dürfte Mainwaring und Shane zu verdanken sein, dass Chuck La Rue (Richard Travis) als Inhaber des Winner’s Clubs, eines florierenden Spielcasinos, und als skrupellosem Gangster, dem die eigene Gier zum Verhängnis wird, kaum Fesseln einer Selbstzensur angelegt werden. Zuletzt entpuppt er sich als eiskalt und brutal, und es verwundert kaum, dass Drehbuchautor Chambers im kommenden Jahr die Romanvorlage für Jack Bernhards Blonde Ice (USA 1948) lieferte, darin Leslie Brooks die womöglich gefährlichste Femme fatale klassischen Film Noirs verkörperte. Zugleich ist Big Town After Dark von allerlei Gut-versus-Böse-Klischees und einem standardisierten Handlungsverlauf gekennzeichnet, der schon ab der Hälfte vorhersehbar wird. So bleibt dem Connaisseur, sich an der einen und der anderen Dialogzeile zu erfreuen, die die Autoren sicher nicht versehentlich platzierten: ”Steve! She is still alive.” – “Oh, too bad.”

 

Eine von der Alpha Video Distributors, Inc. herausgebrachte DVD (2005, codefree) enthält den Film ungekürzt und im korrekten Bildformat, allerdings in einer bild- und tontechnisch weit unterdurchschnittlichen Fassung mit dem Originalton ohne Untertitel und ohne Extras.

 


Film Noir | 1947 | USA | William C. Thomas | Daniel Mainwaring | Joe Sawyer | Richard Travis | Vince Barnett | Hillary Brooke

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