Bewertung
***
Originaltitel
Blonde Ice
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1948
Darsteller
Leslie Brooks, Robert Paige, Michael Whalen, Walter Sande, Russ Vincent
Regie
Jack Bernhard
Farbe
s/w
Laufzeit
74 min
Bildformat
Vollbild
Die attraktive, ehemalige Journalistin Claire Cummings (Leslie Brooks) heiratet den wohlhabenden Geschäftsmann Carl Hannemann (John Holland). Bei der Hochzeitsfeier sind allerdings auch ihre einstigen Liebhaber und Verehrer zu Gast, die sich darüber weniger freuen. Und so eilt die Braut zu ihrem ex-Kollegen Les Burns (Robert Paige) auf die Terrasse, um ihm zu gestehen, dass er in ihrem Leben der einzig geliebte Mann sei und sie Hannemann nur des Geldes und seines Status’ wegen geheiratet habe. Mit Claires reichen Gatten kommt es in den Flitterwochen bald zu einer unschönen Szene – als jener entdeckt, dass sie an Burns einen Liebesberief aufgesetzt hat. Der Betrogene lässt die junge Frau seine Macht und seine Verachtung spüren, kündigt ihr die Scheidung an und eilt stehenden Fußes zurück nach San Francisco. Aufgrund ihrer Affäre mit Burns hätte Claire nun keinerlei Anspruch auf etwaige Zahlungen Hannemanns. Sie überlegt, was zu tun ist, als sie in der Zeitung über den Piloten Blackie Talon (Russ Vincent) liest. Im Schutz der Dunkelheit fährt sie zum Flughafen und investiert ihr letztes Geld in ein Ticket und Talons Versprechen, über die Begegnung mit ihr für alle Zeiten Stillschweigen zu bewahren.
Gemessen an seinem Budget, seinem Skript und damit seinen Möglichkeiten ist Blonde Ice kein schlechter Film. Der Regisseur Jack Bernhard, der nach seinem Film Noir Blonder Lockvogel (USA 1946) mit Ehefrau Jean Gillie zunehmend auf B-Produktionen abonniert war, und vor allem sein Kameramann George Robinson, in den Früvierzigern stilbildend an Horrorproduktionen für Universal beteiligt, holen das Maximale heraus. Der Film ist zu 100% im Film-Noir-Stil angekommen, gerade was die Auleuchtung der großteils nächtlichen Schauplätze angeht. Die thematischen Kontexte sind offensichtlich: Femme Fatale mit - besonders in der zweiten Hälfte - explizit psychotischer Disposition geht für ihre durch die Bank materiellen Interessen hemmungslos über Leichen. Interessant ist der soziale Kontext der sexuell begehrten Schönheit Claire Cummings in einer Männerwelt, die alles Begehren mit einer eigenen, mörderischen Sucht nach Reichtum und Anerkennung konterkariert. Im Übrigen sind die Qualitäten der Darsteller in Nebenrollen immerhin solide, ist das Ende auch vorhersehbar.
Blonde Ice ist kein Muss. Den fortgeschrittenen Film-Noir-Fan reizt hier vielleicht die Obskurität eines Films, der für lange Zeit als endgültig verschollen galt und 2003 durch den Filmsammler und Restaurator Jay Fenton in einer erstaunlich guten Version wieder zugänglich wurde. Die B-Schauspieler Leslie Brooks und Russ Vincent, im Film als Pilot Blackie Talon ein später auch ein Opfer von Claire, heirateten 1950, gründeten eine Familie und zählen heute zu den letzten Überlebenden der Film-Noir-Ära. 1971 traten sie in dem obskuren Film How’s Your Love Life? ein zweites Mal gemeinsam vor die Kamera - ein Film, bei dem Russ Vincent die Regie führte und auch das Drehbuch schrieb.
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