David Janssen, Roxane Brooks, Russ Conway, Regis Toomey, Richard Devon
New York bei Nacht: Der Einbrecher und Polizistenmörder Mickey Farmer (Christopher Dark) ist vor den herannahenden Polizeiwagen mit ihrem Sirenengeheul auf der Flucht. Aber nun ist er in einer engen, spärlich beleuchteten Straße eingekesselt und es beginnt ein Schusswechsel. Da nimmt Farmer eine ältere Dame, die ihres Weges geht, als Geisel und flüchtet in ein Lagerhaus. Unten auf der Straße fordert Police Lieutenant Dennis "Mac" McGough (Regis Toomey) ihn per Megaphon auf, die Frau freizugeben und sich zu stellen. Mickey Farmer, durch einen Bauschuss schwer verwundet, weigert sich und droht seine Geisel zu erschießen, sollte in Kürze nicht Privatdetektiv Richard Diamond (David Janssen) vor Ort sein… Es dauert nicht lange und Diamond, mit Lt. McGough gut bekannt, ist zur Stelle. Er kennt Mickey Farmer nicht und willigt ein, in den ersten Stock des Gebäudes zu kommen, nur mit einer Taschenlampe ausgerüstet. Nach kurzer Verhandlung lässt der Gangster, dem nicht mehr viel Zeit bleibt, die alte Dame gehen. Er erzählt dem Privatdetektiv, dass er mit seinem Kumpel Red Benson vor zwei Tagen einen Einbruch durchgeführt und von letzterem verpfiffen worden sei, weshalb er heute in diese ausweglose Lage geraten sei. Er und Benson hätten ein Mädchen namens Sally Gain (Virginia Stefan) kennengelernt, in das er sich verliebt und das Benson einen Korb gegeben habe. Für 500 US-Dollar heuert der tödlich Verletzte daher den Privatdetektiv an, um Sally Gain vor Benson zu beschützen….
“Well, I merely don't trust anybody. The girl was no exception.” Die Figur des Privatdetektivs entstammt der Kriminalliteratur. In den USA der 30er und 40er Jahre fand sie in vielen der heute als “Hardboiled“ bekannten Erzählungen und Romanen in Pulp-Magazinen à la Black Mask erneut zu großer Beliebtheit. Dashiell Hammetts Sam Spade trat erstmals 1929 in Erscheinung; 10 Jahre später folgte Raymond Chandlers Philip Marlowe. Mickey Spillane debütierte mit seinem Mike Hammer im Jahr 1947 und zwei Jahre darauf Ross Macdonald mit Lew Archer. Im gleichen Jahr sah auch der New Yorker Privatdetektiv Richard Diamond das Licht der Welt, nur nicht zwischen zwei Buchdeckeln, sondern im Rundfunk. Parallel zur Filmproduktion hatte sich in den USA das Radio zu einem allerorts präsenten Massenmedium entwickelt. Genreübergreifend erfreuten sich bei Jung und Alt Hörspielreihen einer immensen Beliebtheit. Die Serienhelden des Kinos, während der 40er Jahre etwa der Privatdetektiv Gay Laurence oder Michael Waring aka The Falcon (USA 1942-1949) oder die Ikone des ersten Serien-Detektivs namens Sherlock Holmes (USA 1939-1946), hatten auch im Radio feste Sendeplätze. Von 1949 bis 1953 fungierte der auch im Film Noir bekannte Hollywoodschauspieler Dick Powell in jeweils 30-minütigen Episoden der Rundfunkreihe Richard Diamond, Private Detective als Sprecher der Hauptfigur. Erfinder, Autor und Regisseur dieser Radiosendung war der später weltweit erfolgreiche Filmregisseur Blake Edwards. Ab 1957 beerbte der 26-jährige David Janssen seinen Kollegen Dick Powell für den Start der TV-Serie gleichen Namens und spielte für vier Jahre in vier Staffeln den erst in New York und dann in Los Angeles aktiven ex-Polizisten und Private Eye. Schon seit Beginn der 50er Jahre hatte sich das Fernsehen bemüht, mit dem Kinofilm in Konkurrenz zu treten. Vor allem das Serienformat, welches den Zuschauern ein wöchentliches Wiedersehen mit ihren Helden in Aussicht stellte, zeigte sich in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts deutlich gereift und entwickelt.
“The TV version was done (…) in a much more noirish style, with the final scene showing Diamond lighting up a cigarette in a dark alley”, schreibt Steve Lewis für Mystery*File über den Vergleich der Fernsehadaption mit der ursprünglichen Rundfunkfassung und liegt damit richtig. Leider wandelte sich über die Jahre auch in den TV-Staffeln der Stil und Ton von Richard Diamond, Privatdetektiv, der in seiner ersten und zweiten Staffel, in insgesamt 33 Episoden in New York angesiedelt, dem Film Noir der 40er und 50er Jahre nachempfunden war. Mit der dritten Staffel zog man ins sonnige Los Angeles um und parallel zum Niedergang des Film Noirs und mit Blick auf die heraufdämmerden 60er Jahre wandelte Richard Diamond plötzlich durch eine Landschaft luxuriösen Dekors und zahlloser Modernismen. So fuhr er jetzt ein Cabriolet und hatte eine Sekretärin namens Sam (Mary Tyler Moore), von der man nie das Gesicht, sondern nur die Beine sah, wenn er sie per Autotelefon anrief. Abgesehen vom gnadenlosen Chauvinismus gegenüber der Nebenfigur verlor man sich in weiteren Klischees und die letzte Staffel endete im September 1960 nach lediglich 10 Einzelfolgen. Richard Diamonds Schöpfer Blake Edwards war seit 1958 mit einem anderen Privatdetektiv fürs Fernsehen auf Erfolgskurs – mit Peter Gunn (USA 1958-1961), dargestellt von Craig Stevens. Indessen Peter Gunn hierzulande erstmals 1997 ausgestrahlt wurde, zeigte man ab Dezember 1960 acht Episoden von Richard Diamond, Privatdetektiv auch im bundesdeutschen Fernsehen. In Erinnerung blieb David Janssen den Fernsehzuschauern weltweit jedoch als Dr. Richard Kimble in der bis heute legendären TV-Serie Auf der Flucht (USA 1963-1967).
Indessen viele Folgen in schlechter Bild- und Tonqualität in einschlägigen Online-Foren zu finden sind, gab es via Passport Entertainment LLC (USA) eine einzige DVD (2006), welche aus der ersten Staffel die Episode 5 namens Picture Of Fear (1957) und die Episode 8 mit dem Titel The Chess Player beinhaltete, ungekürzt und im Originalformat, mit der englischen Tonspur ohne Untertitel, dazu als Extra die Dokumentation Hollywood Remembers David Janssen. Eine von der Alpha Video Distributors, Inc. herausgebrachte DVD (2008) mit dem Titel Famous TV Detectives enthält u.a. ebenso zwei Episoden von Richard Diamond, Private Detective, nämlich erneut Picture Of Fear (1957) und die Episode 12 der ersten Staffel, The Merry-Go-Round Case (1957).