Darren McGavin, Margaret Hayes, Warren Stevens, Peggy McCay, Tol Avery
© Columbia Pictures Corporation
New York: Im Stadtteil Brooklyn betritt Gus Polombo (Joe De Santis) einen Friseursalon, dessen Betreiber per Knopfdruck den Zugang zu den Hinterzimmern seines Geschäfts öffnet, wo sich ein illegales Wettbüro für Pferderennen befindet. Gus durchquert den überfüllten Raum und wendet sich an den Kassierer, der seinerseits eine Klingel betätigt, die dem Boss Finelli (Nestor Paiva) den Besucher ankündigt. Letzterer lässt Polombo eintreten und schließt persönlich die Tür, bevor er sich an den Schreibtisch setzt und ein Bündel Schuldscheine aus der Schublade zieht. Gus Polombo weiß, dass seine Frist am heutigen Tag abläuft und er seine Rechnung bezahlen müsste, aber das Geld hat er nicht. Er ist verzweifelt und erbittet sich eine weitere Woche aus, doch Finelli zuckt mit den Schultern und erklärt ihm, dass alles weitere nicht in seiner Macht läge. Als Polombo den Friseursalon verlässt, fährt ein Lieferwagen der Reinigungsfirma Interurban in den Hinterhof. Dessen Fahrer Rudi Franklin (Warren Stevens), einen Wäschesack in der Hand, gibt an einer Seitentür ein Klopfzeichen. Kurz darauf steht er bei Finelli im Büro, der die Einnahmen des letzten Tages in bar in den Wäschesack steckt. Rudi fährt zum Firmengebäude der Reinigung und geht mit zwei gefüllten Säcken ins Büro der Buchhaltung, wo man ihm aus dem Tresor ein in Packpapier eingewickeltes Bündel überreicht: “Grease for the wheels of justice.“ Ungerührt nimmt er das Schmiergeld entgegen und macht sich den Weg, es an die Polzeibeamten auszuzahlen…
In der Metropole New York unterhält das organisierte Verbrechen im großen Stil sogenannte “Horse Rooms“, illegale Wettbüros. Der investigative Journalist Ed Reid hat als Privatmann keine Schwierigkeiten, solche Lokale aufzustöbern und nimmt an, dass jenes Syndikat, welches sie unterhält, auch die New Yorker Polizei auf der Lohnliste führt. Er macht seine Ansichten im Fernsehen öffentlich, und Bezirksstaatsanwalt Michael W. Norris (Tol Avery) beschließt, sowohl gegen die Korruption in eigenen Reihen als auch gegen jene Gangster, die ihre verängstigten Schuldner (wie Gus Polombo) sogar in den Selbstmord treiben, mit Härte vorzugehen. Um sicherzustellen, dass er sich auf die verdeckten Ermittler, die er zu diesem Zweck in Brooklyn unterbringt, verlassen kann, greift er auf zwei frisch von der Polizeiakademie kommende, just in Dienst gestellte Cops zurück, auf Jess Johnson (Brian G. Hutton) und Pete Harris (Darren McGavin). Letzterer war als US-Marine bereits in Japan mit Geheimdiensttätigkeiten betraut, nun kann er seine Methoden in der Heimat zur Anwendung bringen… Was nach einem Film à la Sidney Lumets Serpico (USA/ITA 1973) klingt, entpuppt sich bald als patriotisches Lehrstück in Sachen Verbrechensbekämpfung, wie es seit den 40er Jahren mit den semi-dokumentarischen Thrillern im Film-Noir-Stil wie Geheimnagent T (USA 1947) und Straße ohne Namen (USA 1948) immer wieder und wieder aufgelegt worden war. Das Drehbuch zitiert Geheimagent T sogar, indem es u.a. die Sauna einer Badeanstalt als Handlungsort einbezieht. Alles in allem stellt sich der Eindruck ein, dass der Film dem Zeitgeist eher hinterherhinkt, insofern zum Ende der 50er Jahre die von Korruption und Unterwelt zerfressenen Stadtportraits im Film Noir - Ausgeräuchert (USA 1954) oder New Orleans Uncensored (USA 1955) gehörten beispielsweise dazu – ihren Zenit schon überschritten hatte.
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“Darren McGavin's abrasive, unsympathetic rookie cop is a recognizable noir type: fiercely obsessed with his own personal gain (…), and completely dismissive of his friends' and family's feelings in favor of getting his job done - regardless of the moral cost”, schreibt Paul Mavis für DVD Talk und nimmt mir mit Blick auf eine zentrale Schwierigkeit des Werks das Wort aus dem Mund. Pete Harris ist ein Mistkerl, der wirklich jenden Menschen, der sich auf ihn verlässt, für den Erfolg seines Vorhabens verrät und ans Messer liefert. Man gewinnt zudem nicht den Eindruck, dass die blutige Spur, die er selbst aus Rücksichtslosigkeit verursacht, ihm nach dem ersten Schock noch leidtäte. Zwar ist dieses Werk damit in der Schattenzone des Film Noirs angesiedelt, lässt aber die Ambivalenz, die etwa Fritz Langs Heißes Eisen (USA 1953) oder Samuel Fullers Alles auf eine Karte (USA 1961) mit Blick auf ihre Protonisten zum Tragen bringen, schmerzlich vermissen. McGavin ist ein guter Schauspieler, aber Margaret Hayes wirkt für die ihr zugeschriebene Rolle zu alt. Ihr Geburtsdatum wird mal mit 1916, mal mit 1913 angegeben, und sollte letzteres zutreffen, wäre sie fast 9 Jahre älter als der 1922 geborene Darren McGavin, dessen Pete Harris im Film als 31-jähriger Rookie Cop durchgehen soll. In einer Szene spielt er ihr vor, dass er sie einst auf der High School von Ferne angehimmelt habe, doch das wirkt völlig unglaubwürdig, denn als Lil Polombo sieht sie eindeutig wie jenseits der 40 aus. Im Übrigen ist der Film dramaturgisch solide und kompetent gespielt, vor allem Warren Stevens beweist einmal mehr, dass er ein exzellenter Fiesling ist. Für Cineasten der Filmklassik und Film-Noir-Komplettisten ist Asphaltgeier ein zumindest unterhaltsames Werk, das jedoch keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Das Werk erschien in den USA als einzelne DVD-R (2013) in der Choice Collection der Sony Pictures Home Entertainment mit dem Film ungekürzt im Oroginalformat, bild und tontechnisch hochwertig restauriert und mit dem englischen Originalton ohne Untertitel. Exakt diese Fassung gab es via Sony Pictures auch in der 5-DVD-Box (2012) betitelt Film Noir Collection – Volume 1, die vergriffen ist und extrem überteuert angeboten wird.