New Orleans Uncensored

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Bewertung
***
Originaltitel
New Orleans Uncensored
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1955
Darsteller

Arthur Franz, Beverly Garland, Helene Stanton, Michael Ansara, Stacy Harris

Regie
William Castle
Farbe
s/w
Laufzeit
75 min
Bildformat
Widescreen

 


 

New Orleans Uncensored-Poster-web1.jpg New Orleans Uncensored-Poster-web2.jpg New Orleans Uncensored-Poster-web3.jpg

© Columbia Pictures Corporation

New Orleans, Louisiana: Die am Ufer des Mississippi in der Nähe des Golfs von Mexiko gelegene Metropole ist nicht allein wegen ihres französischen Viertels Vieux Carré mit dessen reicher Musikkultur und seinem Völkergemisch eine einzigartige Stadt in den USA, wie der Erzähler (William Woodson) berichtet. Dank ihres Frachthafens, nach demjenigen New Yorks der zweitgrößte der Vereinigten Staaten, ist New Orleans inzwischen ein Wirtschaftsfaktor mit einem gewaltigen Umsatzvolumen und damit auch ein Anziehungspunkt für kriminelle Organisationen… Wie jeden Morgen sammeln sich heute an den Docks die arbeitswilligen Tagelöhner, um für das Entladen der Schiffe einer Reederei angeheuert zu werden. Ein junger Mann namens Peterson ruft in Anwesenheit Mr. Temples von der Reederei Golden Gulf  von einer Liste Namen auf, als plötzlich Joe Reilly (William Henry) mit einer Horde weiterer Männern herankommt. Er erklärt Peterson, dass ab sofort Floyd “Zero“ Saxon (Michael Ansara) das Entladen der Schiffe von Golden Gulf vertraglich zugesichert bekam und er mit den von ihm mitgebrachten Leuten die Arbeit von Petersons Männern übernehmen werde. Indessen erkundigt sich der hinzugetrene Dan Corbett (Arthur Frank) bei jemandem in der Menge nach dem Weg zu Delta Surplus & Salvage. Bevor er darauf eine Antwort erhält, begreifen Petersons Männer, dass sie übel ausgetrickst wurden, und eine Massenschlägerei beginnt, in deren Verlauf Dan Corbett kopfschüttelnd das Weite sucht…

 

“NEW ORLEANS UNCENSORED is definitely (…) noir thanks in part to the oppressive environment. Through his characters, Castle emphasizes the enervating heat of New Orleans”, schreibt Eric Somers in einer Rezension für Film Noir Board aus Anlass von dessen Veröffentlichung auf einer 2-BD (2020) von Mill Creek Entertainment (USA) und zwar im Duo mit Mord in Hollywood (USA 1951), ebenfalls ein Film Noir William Castles. Tatsächlich bringen die Autoren Orville H. Hampton und Lewis Meltzer und der Regisseur ihre Geschichte schnell auf Kurs, auch dank einer jeweils überzeugenden Leistung von Arthur Franz, Beverly Garland und William Henry, die als zentrale Charaktere in der ersten Hälfte des Films gut zueinander finden. Mike Mazurki als “Big Mike“, Floyd “Zero“ Saxons Mann fürs Grobe, ist wie in jedem seiner Film Noirs seit Edward Dmytryks Murder, My Sweet (USA 1944) eine exzellente Wahl für diese Rolle. Die Auswahl der Drehorte in New Orleans, die für einen solche Film als quasi ideale Örtlichkeit vorgestellt wird, ist erstklassig. Soweit kann ich Eric Somers, der u.a. diese Aspekte herausstellt, nur zustimmen. Doch leider gibt es auch Negatives zu vermelden. Womöglich aus Gründen einer vermeintlich authentischen Wiedergabe der Ereignisse und vielleicht zugunsten eines Signals patriotischer Gesinnung, wie es während der McCarthy-Ära grundsätzlich erwünscht war, entschloss man sich bei Columbia Pictures einige (echte) Staatsbeamte von Polizei und Justiz im Film mitwirken zu lassen. Deren Auftreten erweist sich als dermaßen stocksteif und fehl am Platz, schlimmer geht es nicht. Sie sind zum Talent der genannten Schauspieler die sichtbare und hörbare Antithese: das Experiment schlägt völlig fehl.

 

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© Columbia Pictures Corporation

”I want the big money someday too. Is that a crime?” -  “Yes…. when it’s a crime against one’s self.” Indessen die Oberfläche von Castles Film Noir die oben erwähnte patriotische Botschaft eines couragierten Einsatzes gegen die organisiertre Kriminalität porträtiert, gibt es eine explizit subversive Ebene in Form von Marie Reilly (Beverly Garland), die sich durch den Virus einer nimmermüden Hatz nach Geld und Erfolg von ihrem Ehemann Joe entfremdet sieht. Von Kansas City Confidential (USA 1952) und The Miami Story (USA 1954) über Las Vegas Shakedown (USA 1955) und Chicago Syndicate (USA 1955) bis zu The Houston Story (USA 1956) und Portland Exposé (USA 1957) zeigten sich Großstadtportraits als jeweils eine Anklage wider den Verfall von Recht und Ordnung. Finstere Mächte hinter den Fassaden legitimer Großunternehmen, so die Botschaft, drohten die bürgerliche Hochkultur der USA zu zerstören. Der Tenor der Filme war so gebetsmühlenartig monoton wie derjenige des Senators Joseph McCarthy, der die Nation mit seinen immergleichen Phrasen auf die Feide im Innen und Außen einschwor. Vor dem Hintergrund zählt New Orleans Uncensored mit seinen subtil platzierten Botschaften wider den sozialdarwinistischen Monopolkapitalismus und dessen Wettkampf auf Leben und Tod zu den besseren Werken aus dem in jener Zeit drögen und verwässerten Kanon des US-amerikanischen Film Noirs. Letzterer war durch die politische Wende der späten 40er Jahre längst entkernt und sollte nur hier und da nochmals strahlen dürfen. William Castles zu Beginn überzeugendes Werk krankt leider an einem unispirierten letzten Drittel, das kaum Spannung aufkommen lässt und in einem vorhersehbaren und faden Schlussteil mündet.

 

Es gibt eine US-amerikanische 2-BD-Edition (2020, RC2) in der Reihe Classic Crime Double Feature von Mill Creek Entertainment mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch exzellent restauriert und  inklusive der original englischen Tonspur mit ebenfalls den englischen Untertiteln, das Ganze ohne jegliche Extras. Auf der zweiten DVD findet sich William Castles Film Noir Mord in Hollywood (USA 1951) in ebenso hochkarätiger Bild- und Tonqualität.

 


Film Noir | 1955 | USA | William Castle | Arthur Franz | Mike Mazurki | Beverly Garland

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