Film Noir
| USA
| 1945
| Curtis Bernhardt
| Charles Drake
| Humphrey Bogart
| Ralph Dunn
| Sydney Greenstreet
| Alexis Smith
Bewertung
****
Originaltitel
Conflict
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1945
Darsteller
Humphrey Bogart, Alexis Smith, Sydney Greenstreet, Rose Hobart, Charles Drake
Regie
Curtis Bernhardt
Farbe
s/w
Laufzeit
86 min
Bildformat
Vollbild
© Warner Bros.
Mit einem Brief erinnert der Psychologieprofessor Dr. Mark Hamilton (Sydney Greenstreet) seine Freunde Richard (Humphrey Bogart) und Kathryn Mason (Rose Hobart) daran, dass sie ihren fünften Hochzeitstag am kommenden Freitag in seinem Haus begehen. Aber die Ehe der beiden ist längst nicht so von Glück gezeichnet, wie Hamilton überzeugt ist. Seit kurzem ist Kathryn klar, dass ihr Mann sich in ihre jüngere Schwester Evelyn Turner (Alexis Smith) verliebte, und als sie ihn deswegen zur Rede stellt, streitet er es nicht ab. Bei der Feier ist auch der junge Professor Norman Holsworth (Charles Drake) anwesend, der ebenfalls ein Auge auf die hübsche Evelyn geworfen hat und zudem ungefähr ihr Alter hat. Professor Hamilton ist in Plauderlaune und gibt als älterer Mann der Wissenschaft zum Besten, warum es bei ihm nie zur Ehe kam und dass eine glückliche Lebensgemeinschaft zwischen Mann und Frau zudem etwas äußerst seltenes sei. Früher oder später neigten Menschen, die sich in ihrer Ehe gefangen fühlten, zum Ausbruch. Zumeist seien sie von Obsessionen gequält, die ihren Ursprung in der Liebe fänden. Richard scheint von der Theorie besonders fasziniert, zugleich glaubt er nicht daran, dass eine Heilung möglich sei. Auf der Rückfahrt zu dritt erwähnt Kathryn gegenüber Evelyn, dass sie einen Brief von der Mutter erhalten habe, der ihrem Wunsch Ausdruck verleiht, Evelyn wieder einmal zu sehen. Richard weiß sofort, dass es nicht stimmt und verliert in einem Augenblick der Verwirrung im strömenden Regen die Kontrolle über den Wagen. Es kommt auf nächtlicher Straße zu einer Kollision mit einem entgegen kommenden Auto, und Richard erwacht mit einem gebrochenen Bein aus seiner Bewusstlosigkeit …
”Sometimes your thoughts can be like a malignant disease and start to eat away your will power." Dieser Film Noir Curtis Bernhardts ist das einzige Werk, das auf einer Erzählung Robert Siodmaks beruhte, ohne dass Siodmak selbst Regie führte. Auch Curtis Bernhardt – ursprünglicher Vorname Kurt – wurde als deutscher Jude nach einem Aufenthalt in Frankreich ein Exilant in Hollywood und war zum Zeitpunkt von Konflikt / Tatort Springfield mit Robert Siodmak längst bekannt. Bernhardt war ein guter Regisseur seiner Zeit, der in allen Sparten Zuhause war und auch drei Film Noirs schuf, ohne dass einer davon hervorsticht. Zu seinen besseren zählen Hemmungslose Liebe (USA 1947) und eben Konflikt / Tatort Springfield (USA 1945), indessen bei Anklage - Mord (USA 1947) die Aspekte der Psychologie nach Sigmund Freud, die Curtis Bernhardt offensichtlich beschäftigten, ins Unglaubwürdige und sogar Banale abdriften. In seinem ersten Film Noir folgt Bernhardt eher den Spuren Fritz Langs, der kurz zuvor mit Gefährliche Begegnung / Der Erpresser (USA 1944) über den zweiten Frühling in die Jahre gekommener, verheirateter Männer philosophiert hatte. Humphrey Bogart war 21 Jahre älter als Alexis Smith und nur etwas über 5 als Rose Hobart. Entsprechend wirkt das Casting für solches Drama zu dritt bis heute stimmig. Wer die Besetzung allerdings geghörig veredelt, ist Sydney Greenstreet, nicht nur einer der schwersten sondern auch einer besten Männer für die zweite Geige im Hollywood der 40er Jahre.
© Warner Bros.
Der Film beginnt reichlich gewöhnlich und zudem langsam, mit den Stars in soliden, allerdings nicht besonders aufregenden Beziehungen zueinander. Jenseits des ersten Drittels beginnt die Geschichte Fahrt aufzunehmen und das Interesse des Zuschauers für sich einzunehmen. Schon bald werden nicht nur die Rollencharaktere aus ihren jeweiligen Komfortzonen gedrängt. Konflikt / Tatort Springfield ist kein Meisterwerk oder Meilenstein des Film-Noir-Kinos. Aber er ist ein weiterer Beleg dafür, dass nur wenige Jahre nach Die Spur des Falken / Der Malteser Falke (USA 1941) das Filmschaffen in Hollywood ein enormes Niveau erreicht hatte, auf dass der Journalist Nino Frank, Schöpfer des Begriffs „Film Noir“, bewusst und zu Recht aufmerksam machte. Während Bogart und Greenstreet hier zum vierten und letzten Mal gemeinsam in einem Film auftraten, sollte jeder von ihnen Alexis Smith nochmals wiedersehen – Bogart in dem Film Noir The Two Mrs. Carrolls (USA 1947) und Greenstreet in dem viktorianischen Melodram Das Geheimnis der Frau in Weiß (USA 1948). Alles in und an Konflikt / Tatort Springfield zeigt die souveräne Handschrift des Studios Warner Bros. in jener Zeit und insofern ist das Opus allen Freunden klassischen Film Noirs ohne Wenn und Aber zu empfehlen.
Die von Crest Movies in deren Reihe Midnight Movies herausgegebene deutsche DVD-Ausgabe (2012) zeigt den Film ungekürzt und im Originalformat in passabler Bildqualität, aber mit einem Fledermaus-Logo im oberen rechten Bildrand, um ein TV-Senderlogo zu überdecken und mit lediglich der deutschen Tonspur. Bei weitem besser ist die US-amerikanische DVD-R der Warner Archive Colletion (2012), ebenfalls ungekürzt im Originalformat, dazu den Originalton ohne Untertitel und eine bessere Bildqualität, weltweit abspielbar.