Detektiv, Der

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
The Detective
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1968
Darsteller

Frank Sinatra, Lee Remick, Ralph Meeker, Jack Klugman, Jacqueline Bisset

Regie
Gordon Douglas
Farbe
Farbe
Laufzeit
109 min
Bildformat
Widescreen
 

 

Bild Bild Bild Bild
© Twentieth Century Fox Film Corporation
 
New York: Police Sergeant Joe Leland (Frank Sinatra) wird von den Streifenpolizisten Tanner (Patrick McVey) und Kelly (Sugar Ray Robinson) ins Apartment des aus begütertem und bekanntem Elternhaus stammenden Junggesellen Theodore Leikman jr. (James Inman) bestellt. Der Mann wurde mit einem schweren Gegenstand erschlagen und auf bestialische Weise verstümmelt. So fehlen ihm mehrere Finger einer Hand und seine Genitalien. Kein leichter Anblick für die Polizisten, zu denen sich heute der junge Robbie Loughren (Al Freeman jr.) gesellt, ein Neuling in der Abteilung Captain Farrells (Horace McMahon) im neunzehnten Precinct New Yorks. Joe Leland schickt Nestor (Robert Duvall) und Mercidis (Pat Henry) los, um in Mülleimern der Straße und auf dem Dach nach den verschwundenen Körperteilen zu suchen. Dann befragt er die im Haus lebende Carol Linjack (Dixie Marquis) nach den Gewohnheiten des Partylöwen Leikman, der das Apartment seit kurzem wohl mit seinem Geliebten Felix Tesla (Tony Musante) teilt. Ärger naht, als Stadtrat Davis erscheint, der sich an Tanner und Kelly vorbei Zutritt zum Gebäude verschaffte. Detective Leland verweigert ihm den Zugang zur Wohnung Leikmans, was ihm prompt eine Beschwerde beim Bürgermeister einbringt. Es ist nicht die erste, wie Captain Farrell nach Lelands Ankunft im Präsidium seinem Sergeant lautstark klarmacht. Doch der hat noch mehr zu tun und besucht die von ihm in Trennung lebende Ehefrau Karen (Lee Remick), die einige Gäste im Haus hat…
 
“That fella over there’s gonna make a speech about the benefits of LSD.” Unterschätzt! Gordon Douglas war ein B-Film-Routinier unter den Hollywoodregisseuren, der mal Schlechteres, mal Besseres ablieferte - so etwa den Film Noir Den Morgen wirst du nicht erleben (USA 1950) mit James Cagney. In den Jahren 1967 und 1968 drehte er zwei Filme mit Frank Sinatra als Privatdetektiv Tony Rome und einen mit Frank Sinatra als Police Sergeant Joe Leland. Vor allem letzterer hat wirklich mehr zu bieten, als es auf den ersten Blick scheint, was sowohl dem zugrundeliegenden Roman Roderick Thorps als auch dem Drehbuch Abby Manns zu verdanken ist. Was den Reiz ausmacht, sind nicht die soliden Leistungen der meisten Darsteller, aus denen im Grunde nur Tony Musante sich hervorzuheben Gelegenheit erhält, sondern eine extrem stringente Regie und die ebenfalls sehr gute Kameraarbeit Joseph F. Birocs, wie Douglas seit den Dreißigern zum Inventar Hollywoods gehörend. Vor allem ist der Film nahezu durchgehend an Originalschauplätzen in New York gedreht und weist als früher Copthriller, dem in den Siezigern noch Herausragendes folgen sollte,deutliche Parallelen zu Don Siegels im gleichen Jahr erschienenem Nur noch 72 Stunden (USA 1968) auf. Beide Werke standen in der Tradition klassischer Film Noirs wie Otto Premingers Faustrecht der Großstadt (USA 1950), Richard Quines Schachmatt (USA 1954) oder auch Gerd Oswalds Das war Mord, Mr. Doyle (USA 1957), die jeweils einen Polizeibeamten und sein Verhältnis zum Oben und Unten der US-Gesellschaft in den Mittelpunkt rückten.
 
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© Twentieth Century Fox Film Corporation
 
“You know, Joe, I feel sorry for you, getting your brains beat in all the time.” Es gibt triftige Einzeiler und es gibt reihenweise eigenwillige Charaktere in einer Metropole, die sich von Korruption, Diskriminierung und Polizeigewalt sowie Signalen eines gesellschaftlichen Auf- und Umbruchs unterwandert sieht, indessen die Mächtigen mit Ignoranz und eiserner Faust zu regieren suchen. Weder ist der Rollencharakter Joe Leland noch ist der Film selbst ein Fanal für Umwälzungen oder gar Revolution. Aber es ist ein Film, der sich brisanter Themen unverzagt annimmt und explizit zum Vorläufer jener Neo Noirs im Kontext des New-Hollywood-Kinos in den Frühsiebzigern wurde – von French Connection / Brennpunkt Brooklyn (USA 1971) über Serpico (USA 1973) bis zu Straßen der Nacht (USA 1975). Eindeutig ist Don Siegels Nur noch 72 Stunden nach einem Drehbuch des McCarthy-Opfers Abraham Polonsky der bessere Film, ein Meilenstein des Neo Noirs in jener Zeit. Und sicher wirkt z.B. die Darstellung der homosexuellen Minderheit im New York der Spätsechziger heute mächtig angestaubt. Dennoch sei Der Detektiv allen Freunden des Neo Noirs und der daran beteiligten Akteure – mit Lee Remick und Jacqueline Bisset sind auch die weiblichen Parts exquisit besetzt - als ein zupackender und in der Erzählweise eigenartiger Thriller empfohlen, den auch Sidney Lumet oder William Friedkin seinerzeit mit einigem Genuss goutiert haben dürften.
 
Sehr gute deutsche DVD-Ausgabe (2006) der Twentieh Century Fox Home Entertainment in der Reihe Große Film-Klassiker mit dem Film ungekürzt im Originalformat, Tonspuren auf Deutsch, Englisch und Spanisch, Untertitel auf Deutsch, Englisch, Spanisch. Dänisch , Schwedisch, Norwegisch und Finnisch, den US-Kinotraler als Extra und immerhin in der Erstauflage neben dem Pappschuber auch ein schönes Booklet, wie es inzwischen völlig unüblich ist.
 

Neo Noir | 1968 | USA | Gordon Douglas | Joseph F. Biroc | Frank Sinatra | Joe Santos | Lloyd Bochner | Philip Sterling | Ralph Meeker | Robert Duvall | Tony Musante | Jacqueline Bissett | Lee Remick

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