Asphalt-Dschungel / Raubmord

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
*****
Originaltitel
The Asphalt Jungle
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1950
Darsteller

Sterling Hayden, Louis Calhern, Jean Hagen, James Whitmore, Sam Jaffe

Regie
John Huston
Farbe
s/w
Laufzeit
108 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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© Warner Bros.
 
San Francisco: Eine Polizeistreife kreuzt auf der Suche nach einem Bewaffneten in der Hafengegend zwischen Lagerhäusern und herunter gekommenen Hotels und Cafés, wo Dix Handley (Sterling Hayden) kein Interesse hat gefunden zu werden. Er ist auf dem Weg zum Café im Pilgrim House, dessen Besitzer Gus Minissi (James Whitmore) Handleys Pistole in der Registrierkasse verschwinden lässt. Schon kommen zwei Polizisten herein, aber die Leibesvisitation zeigt, dass der Gast unbewaffnet ist. Als Gus eine Durchsuchung seines Lokals verweigert, nehmen sie Handley einfach mit. Bei einer Gegenüberstellung will man herausfinden, ob Handley in der vergangenen Nacht an einem bewaffneten Raubüberfall beteiligt gewesen sei. Police Lieutenant Ditrich (Barry Kelley) übt auf den Zeugen (Frank Cady), einen Nachtportier, Druck aus, damit dieser genau das aussagt, doch jener verneint und Handley kann gehen. Im Anschluss wird Ditrich zum Police Commissioner Hardy (John McIntire) zitiert, der seinem Untergebenen vorrechnet, was in den letzten 30 Tagen an Verbrechen in sein Ressort falle - dank Ditrichs Inkompetenz allesamt unaufgeklärt. Zudem habe er die Spur des vor 24 Stunden aus dem Staatsgefängnis entlassenen Berufsverbrechers „Doc“ Erwin Riedenschneider (Sam Jaffe) verloren, der mit dem Zug in San Francisco eingetroffen sei. Hardy weist seinen Lieutenant an, härter durchzugreifen und gibt ihm klar zu verstehen, dass dieses seine allerletzte Chance sei. Bei Einbruch der Dunkelheit fährt ein Taxi beim Buchmacher Cobby (Marc Lawrence) vor und Doc Riedenschneider steigt aus, auf dem Weg zu neuen Taten…
 
Asphalt-Dschungel / Raubmord nach einem Roman des Kriminalschriftstellers W.R. Burnett ist der beste jener drei klassischen Film Noirs des legendären Autors und Regisseurs John Hustons - Die Spur des Falken / Der Malteser Falke (USA 1941) mitgezählt – und eines der gelungensten Werke jener Hochzeit des Film Noirs überhaupt. Ob Schauspiel, Dramaturgie, Dialoge, Psychologie, Drehorte, Spannungsbogen – hier stimmt einfach alles. Zudem distanziert sich der Film vom moralischen Impetus des klassischen Kriminalfilms und stellt seine „Verbrecher“ in psychologisch differenzierter Weise dar. Das ist gerade vor dem Hintergrund der gerichtlichen Verfolgung der Hollywood Ten durch das Komitee für unamerikanische Umtriebe (HUAC) und das seit 1947 zunehmend reaktionäre politische Klima in den USA zu Beginn der McCarthy-Ära und des Kalten Krieges bemerkenswert. Es zeigt die enorme Courage der Drehbuchautoren Ben Maddow (Griff in den Staub, USA 1949), der in der Folge öfter anonym oder unter Pseudonym auftrat, und John Huston selbst. Asphalt-Dschungel / Raubmord ist das Paradebeispiel eines Film-Noir-Klassikers. Die Entfremdung von den gesellschaftlichen Normen und ein schicksalhaftes Ausgeliefertsein an die jeweils eigenen Stärken machen „Doc“ Riedenschneider und Dix Handley zu Prototypen des Noir-Kinos - die sich, wollen sie nicht zugrunde gehen, keine Schwäche leisten können. Auch die Vertreter des Gesetzes sind Rädchen im Getriebe, die den Druck, unter dem sie stehen, nach unten weiterleiten. Ihnen gegenüber spiegelt Louis Calhern als angesehener Anwalt Alonzo Emmerich die Wirklichkeit der bürgerlichen Gesellschaft im kontrastreichen Schwarzweiß des Film Noirs als verkehrte Welt.
 
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© Warner Bros.
 
“One way or another, we all work for our vice.” John Hustons Meisterstück wurde von der Kritik und vom Publikum seinerzeit positiv aufgenommen und inspirierte u.a. Jules Dassin - ein frühes Opfer der McCarthy-Ära - zu seinem im französischen Exil entstandenen Meisterwerk Rififi (FRA 1955). “The Asphalt Jungle epitomizes not only film noir, in a number of ways, but also the sub-genre of the caper film”, schlussfolgert Jay M für Film Noir of the Week. Noch heute erweist sich solcher frühe Höhepunkt im langen Schaffen John Hustons als ein zeitloses Kino-Erleben, dass die Darsteller in diesem Ensemble zu wunderbaren Einzel- und zu einer grandiosen Gesamtleistung inspirierte. Besonders die Film-Noir-Veteranen der zweiten Reihe, Leute wie Marc Lawrence, Barry Kelley, John McIntire sind ein Hochgenuss, dazu mit einem Sam Jaffe, dessen Verkörperung Doc Riedenschneiders zur Ikonografie Hollywoods gerechnet werden muss. In einer frühen Rolle sieht man Marilyn Monroe, die 10 Jahre später unter der Regie John Hustons mit Misfits – nicht gesellschaftsfähig (USA 1960) ihren letzten vollständigen Film drehte und John Huston zu einem nächsten Meilenstein verhalf. Asphalt-Dschungel / Raubmord ist auch einer und zählt für den Film-Noir-Freund und für jeden Cineasten zur Pflichtkür.
 
Sehr gute, allerdings spartanische DVD-Ausgabe (2006) von Warner Brothers, die die Mängel der Erstauflage weit hinter sich ließ: ungekürzt im Originalformat, wahlweise englischer oder deutscher Ton, leider ohne Untertitel, bildtechnisch topp restauriert.
 

Film Noir | 1950 | USA | John Huston | John Huston | W.R. Burnett | Anthony Caruso | Barry Kelley | Brad Dexter | Harlan Warde | Jack Warden | James Whitmore | John Crawford | John Maxwell | John McIntire | Louis Calhern | Marc Lawrence | Ralph Dunn | Ray Teal | Sam Jaffe | Sterling Hayden | Helene Stanley | Jean Hagen | Marilyn Monroe | Mary Anderson

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