City Of Fear

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Bewertung
***
Originaltitel
City Of Fear
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1958
Darsteller

Vince Edwards, John Archer, Steven Ritch, Lyle Talbot, Patricia Blair

Regie
Irving Lerner
Farbe
s/w
Laufzeit
75 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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© Columbia Pictures Corporation
 
Nachts auf einer Landstraße in Kalifornien sind die beiden aus San Quentin entflohenen Sträflinge Vince Ryker (Vince Edwards) und William Daffold in einem gestohlenen Krankenwagen auf dem Weg nach Los Angeles. Daffold ist durch einen Bauchschuss schwer verwundet, doch Ryker, der beim Ausbruch einen Wachmann tötete, hat kein Ohr für seinen Mithäftling und denkt nur an die Million Dollar, die das ebenfalls gestohlene Heroin wert ist, das er in einer Blechbüchse mit sich führt. Sein Freund stirbt und Ryker hält den nächsbesten Wagen an, den er überholt… Als Vince Justin fährt er in der gestohlenen Limousine allein weiter und nimmt einen Matrosen (Tony Lawrence) mit, der per Anhalter versucht, die Stadt zu erreichen. Jener schläft bald ein, doch am frühen Morgen geraten die beiden in eine Straßensperre und werden von einem Streifenpolizisten (Larry J. Blake) überprüft. Aber die Tarnung funktioniert. Vince Ryker und sein Fahrgast fahren nach Los Angeles hinein. Der Matrose verlässt ihn und Ryker nimmt sich in einer ruhigen Ecke der Stadt ein Zimmer in einem Motel… Indessen haben Lt. Mark Richards (John Archer) und Chief Jensen (Lyle Talbot) vom L.A. Police Dept. eine Menge Sorgen. Sie betreffen sowohl den flüchtigen Vince Ryker als auch die Einwohner von Los Angeles, die sich allesamt in Gefahr befinden, ohne dass sie davon etwas wissen…
 
“Do you know the difference between a con and an ex-con? Well, there isn't any. You're just dead meat, dishwashing the rest of your life.” Im Jahr 1958 schufen Regisseur Irving Lerner, Produzent Leon Chooluck, Kameramann Lucien Ballard und Schauspieler Vince Edwards (in der Hauptrolle) den herrlich fiesen B-Film-Noir Der Tod kommt auf leisen Sohlen. Direkt danach taten sie sich ein zweites Mal zusammen, um vor identischer Kulisse einen stilistisch verwandten B-Film zu kreieren, nämlich City of Fear. Beiden Filmen sieht man das geringe Budget ebenso an wie die Innovation und das Können der Hauptbeteiligten vor und hinter der Kamera. City of Fear ist ein anfangs rasanter, gut gespielter und harter Thriller, der die Sechziger vorwegnimmt - nicht zuletzt dank der jazz-beeinflussten Musik eines jungen, unbekannten Jerry Goldsmith (L.A. Confidential, USA 1997), der nach dem Western Noir Der Einäugige (USA 1957) für City of Fear seinen zweiten Motion Picture Score ablieferte. In beiden Streifen sind außerdem Kathie Brown und Steven Ritch als Schauspieler zu sehen, und letzterer verfasste für City of Fear zugleich das Drehbuch: “I’m not an animal. I’m a person. I want things. Especially you.“ Pointierte Dialoge, die Einblicke in Wirrnisse eines gesellschaftlich tief verankerten Materialismus in Kombination mit einem unterdrückten Gefühlsleben geben, zeigen eine Generation auf der Schwelle zur Rebellion gegen die Vormundschaft zusehends antiquierter Werte- und Ordnungssysteme.
 
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© Columbia Pictures Corporation

 
Zugleich bleibt der Film im Klima des Kalten Krieges stecken, zieht parallel zum individuellen Drama eines entfesselten Vince Rykers und seiner Freundin June Marlowe (Patricia Blair) eine Ebene des konventionellen Thrillers jener Tage ein: Radioaktives Material ist entwendet worden und nun bedroht es gleich das Leben von Millionen – ein Szenario, das einerseits das Heraufdämmern der Sechziger andeutet und andererseits an Robert Aldrichs subversiven Film Noir Rattennest (USA 1955) denken lässt. Doch konträr zu den stimmungsvollen Außenaufnahmen im L.A. der 50er Jahre, von denen auch Der Tod kommt auf leisen Sohlen (1958) profitierte, sind die Polizisten in ihren kahlen Studio-Sets einfach lausig. Derlei ist TV-Standard und so bleibt es Vince Edwards überlassen, in seiner zentralen Rolle dagegen anzugehen, was ihm im redundant langatmigen Mittelteil nicht gelingt. Ein fulminanter Auftakt in den ersten 15 Minuten und eine grandiose Kameraarbeit Lucien Ballards – viele Nachtszenen inklusive! – machen eben noch keinen Film-Noir-Thriller. Der Fokus auf der polizeilichen Untersuchung, in Der Tod kommt auf leisen Sohlen (1958) auf ein Minimum begrenzt, nimmt dem Film allzu bald den Wind aus den Segeln. Film-Noir-Komplettisten mögen an City of Fear ihr Vergügen haben. Für Cineasten mit Anspruch ist die B-Produktion verschwendete Zeit. Nichtsdestotrotz sollten City of Fear - ein Film aus einer Phase des Umbruchs - mit Unterwelt (USA 1960) und Explosion des Schweigens (USA 1961) bald Werke folgen, die genau von seiner Art der Regie und Kameraarbeit profitierten.
 
In den USA gibt es City Of Fear in einer topp restaurierten DVD-Fassung, ungekürzt im Originalformat, mit der original englischen Tonspur und optional englischen Untertiteln als Teil der 5DVD-Box Columbia Pictures Film Noir Classics II (2010). Ansonsten ist der Film nirgendwo jemals erschienen.
 

 

Film Noir | 1958 | USA | Irving Lerner | Lucien Ballard | John Archer | Larry J. Blake | Steven Ritch | Vince Edwards | Patricia Blair

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