dämonische Ich, Das

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
Wanted For Murder
Kategorie
Film Noir
Land
UK
Erscheinungsjahr
1946
Darsteller

Eric Portman, Dulcie Gray. Derek Farr, Roland Culver, Stanley Holloway

Regie
Lawrence Huntington
Farbe
s/w
Laufzeit
91 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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London: Abends in der U-Bahn spricht der Busschaffner Jack Williams (Derek Farr) die Verkäuferin eines Schallplattengeschäfts namens Anne Fielding (Dulcie Gray) an, die er aus seinen früheren Zeiten vom Dienst in der Buslinie 13 kennt. Die junge Frau ist auf dem Weg zu einem Rummelplatz im Stadtteil Hampstead, wo sie mit ihrem Freund Victor James Colebrooke (Eric Portman) verabredet ist. Doch die U-Bahn bleibt im Tunnel stecken und die beiden erreichen die Lokalität erheblich verspätet. Zur gleichen Zeit ist auf dem Rummelplatz ein Mann in Trenchcoat und mit Hut unterwegs, er zieht von Stand zu Stand, indessen er auf ein Mädchen (Mary Mackenzie) aufmerksam wird… An der verabredeten Stelle ist Annes Freund nicht zu finden und so begleitet Jack die junge Frau zu einem Karussell, darauf Anne schon einmal Platz nimmt, indessen der beflissene und an dem Mädchen interessierte Jack schnell zwei Portionen Eis kaufen geht. Doch während seiner Abwesenheit entdeckt Anne in der Menge Victor Colebrooke und springt ihm nach. Victor ist erbost darüber, dass ihn Anne eineinhalb Stunden lang hat warten lassen. Die Menschenmenge, der Lärm und das Gedränge sind ihm zuwider. Anne ist von seiner Unhöflichkeit konsterniert, so kennt sie ihren Freund nicht. Dennoch folgt sie ihm, als er darauf drängt, diesen Ort zu verlassen… Erst nach Mitternacht kehrt Jack Williams zur u-Bahnstation zurück, wo der Schaffner (Caven Watson) ihn auf das Mädchen anspricht, mit dem er heute unterwegs war. Doch in die U-Bahn zurück ist sie nicht, und als Jack schon unterwegs ist, wissen einige Nachzügler zu berichten, dass die Polizei in Hampstead Heath zugange sei, weil man dort eine Frau erwürgt gefunden habe…
 
Emeric Pressburger, berühmt für seine Kooperationen mit Michael Powell, hat am Drehbuch mitgeschrieben und ihm hörbar einigen Schliff verpasst. Die guten Schauspieler, vor allem aber die bemerkenswerte Präsenz Eric Portmans in der Hauptrolle, retten die ansonsten konventionelle Mörderposse. Roland Culver als Chief Inspektor Conway und Stanley Holloway als Sergeant Sullivan geben ein stimmiges Polzistenduo ab, doch der Fokus auf der Ermittlungsarbeit von Scotland Yard dominiert nach dem ersten Drittel des Films und drängt bis zum Finale die Film-Noir-Aspekte leider an den Rand. Das ist schade, doch der Film kann das zuletzt mit einer stimmigen Dynamik und einigen fein gezeichneten Charakterportraits wieder wettmachen. Der Autor Pressburger weiß, wie man eine Geschichte zu erzählen hat und macht deutlich, dass dieses Wie das Was zu übertrumpfen versteht. In der Hinsicht ist dieser frühe britische Ausflug aufs Feld des Film Noirs folglich gelungen, obgleich schnell klar wird, dass viele Elemente der Geschichte an Kriminalfilme der Spätdreißiger und Frühvierziger erinnern. Thematisch liegt sogar Fritz Langs M - Eine Stadt sucht einen Mörder (GER 1931) nicht weit. Einige Szenen der Polizeiarbeit im Finale erinnern sogar deutlich daran.
 
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Neben stilistischen Referenzen in der Kameraarbeit Mutz Greenbaums (Die Ratte von Soho, UK 1950), die Einflüsse des Impressionismus’ zeigen, ist vor allem der Charakter des von seiner psychischen Disposition gepeinigten Victor James Colebrookes ein Film-Noir-Typus. Seine Doppelrolle wird im sozialen Kontext aber nicht weiter erörtert. Er verbirgt sich hinter der Fassade eines erfolgreichen Geschäftsmanns, den New Scotland Yard anhand von Indizienbeweisen schließlich aus seinem Verstreck zu locken hofft. Damit ist die Geschichte schnell beim konventionellen Katz-und-Maus-Spiel. Aber schon im Folgejahr sollte der britische Film Noir auch mit der Betrachtung von Klassengegensätzen und Verbrechen umgehen. 1947 wurde zum exzellenten Jahrgang britischen Filmschaffens der Nachkriegszeit, denn mit u.a. John Boultings Brighton Rock, Roy Ward Bakers Jim Ackland unter Mordverdacht, Alberto Cavalcantis Sträfling 3312 und Carol Reeds Ausgestoßen gab es eine Serie bemerkenswert harter und stilsicherer Film-Noir-Produktionen. Eric Portman trat noch in Der perfekte Mörder (UK 1947) auf, ein Film vergleichbar mit Das dämonische Ich, und Regisseur Lawrence Huntington brachte den Film Noir Abgründe (UK 1947) mit James Mason in der Hauptrolle. All diese und nachfolgende Film Noirs aus England sind heute allerdings selten, teil obskur. Viele von ihnen wären es wert, endlich wiederentdeckt und nicht zuletzt in Deutschland einem jungen Publikum vorgestellt zu werden.
 
Eine erste DVD-Edition erschien 2002 in den USA bei Image Entertainment: ungekürzt im Originalformat, bildtechnisch mittelprächtig, keinesfalls schlecht, mit der englischen Tonspur ohne Untertitel und ohne Extras. Die 2015 von Simply Media (UK) veröffentlichte DVD-Neuausgabe bringt den Film in exakt der gleichen Bild- und Tonqualität, und inzwischen liegt das Werk zusammen mit Lewis Gilberts ebenfalls exzellentem Dämon der Frauen (UK 1955) auch als eine hochwertige BD-Edition (2021) vor. Auf jeden Fall sehenswert!
 

Film Noir | 1946 | UK | Lawrence Huntington | Bonar Colleano | Derek Farr | Eric Portman | Wilfrid Hyde-White | Mary Mackenzie | Moira Lister

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