Neo Noir
| UK
| 2005
| Nicholas Renton
| Dominic Cooper
| Tom Burke
| Claire Bloom
| Lisa Eichhorn
| Zoë Tapper
Bewertung
****
Originaltitel
Jericho
Kategorie
Neo Noir
Land
UK
Erscheinungsjahr
2005
Darsteller
Robert Lindsay, David Troughton, Ciarán McMenamin, Aurélie Bargème, Nicholas Jones
Regie
Nicholas Renton, Diarmuid Lawrence, Tom Shakland
Farbe
Farbe
Laufzeit
372 min
Bildformat
Widescreen
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England im Jahr 1958: Inspektor Michael Jericho (Robert Lindsay) von Scotland Yard ist in London berühmt. Mit seinem Team - Sergeant Clive Harvey (David Troughton) und Constable John Caldicott (Ciarán McMenamin) - löst er spektakuläre Kriminalfälle und hat ein Gespür für seinen Auftritt in der Tagespresse. Doch Erfolg und Ruhm verbergen Motive, die in einer dunklen Vergangenheit wurzeln. Mehr und mehr bricht deren Ungeklärtes in die Gegenwart ein. Zuhause in Soho lernt Michael Jericho eine Nachbarin kennen – Juliette (Aurélie Bargème), eine Prostituierte aus Frankreich. Und mehr durch einen Zufall bringt er unter seinen Kollegen ungeahnte Verbindungen ans Licht. Dahinter stecken Köpfe, die miteinander das Interesse teilen, sich von Inspektor Jericho ein für allemal zu befreien...
Wenn der Film Noir als Stilzitat in einer TV-Serie erscheint, bleibt seit Polizeibericht (USA 1951-1959) oft nicht allzu viel davon übrig. Im Serienformat des Fernsehens dominiert häufig das Kriminalgeschehen: „Wer ist der Mörder?“ Im Grunde ist das bei Jericho nicht anders. Dennoch schafften es Autoren, Regisseure und Schauspieler, sich atmosphärisch an den britischen Film Noir der Vierziger und Fünfziger anzulehnen, ohne dabei peinlich oder sonst minderwertig abzuschneiden. Im Jahr 2005 als Konkurrent zur BBC-Serie Foyle's War (UK 2002-2008) gestartet und nach viermal 90 Minuten ad acta gelegt, wirkt Jericho im Kontext des historischen Neo Noirs überraschend stilsicher und versiert und das als Fernsehproduktion. Der biblische Name des Inspektors verdankt sich einer legendären TV-Serie der Sechziger – Gideon’s Way (UK 1964-1967) mit John Gregson als Commander George Gideon.
"Jericho" seems wholly original while also winking, unironically, at a noir past that shoots straight back to Raymond Chandler", schrieb Tim Goodman für den San Francisco Chronicle und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Im Fahrwasser des US-Fernsehens Marke HBO und internationaler Neo-Noir-Filme à la L.A. Confidential (USA 1997) – so entspricht der Name von Inspektor Jerichos liebstem Nachtclub in Soho dem des All-Night-Diners in Curt Hansons James-Ellroy-Verfilmung, nämlich Nite Owl - beweist Jericho, dass auch im britischen TV-Format vieles geht. Die Schauspieler zeigen bis in Nebenrollen eine Klasse, die sich vor zeitgenössischen Kinoproduktionen nicht verstecken muss. Nacht und Nebel, regennasse Boulevards und "two sides in every story“, denn solche Geschichten ruhen sicher im Fundament. Bei Musik und Toneffekten hätte es beizeiten ein wenig sparsamer und subtiler zugehen dürfen und das Tempo der letzten zwei Folgen scheint, trotz guter Charakterzeichnungen, doch etwas zu hastig. Allemal ist Jericho jedoch eine durchweg spannende und überraschende Ergänzung für Freunde (nicht nur) des europäischen Film Noirs.
Die inzwischen leider vergriffene 2DVD von Granada Ventures Ltd. aus England lässt keine Wünsche offen: sauberes, tiefenscharfes Bild, einfache und übersichtliche Menüs und immerhin englische Untertitel zu einem sehr gut verständlichen, englischen Originalton.