Film Noir
| USA
| 1958
| Orson Welles
| Russell Metty
| Akim Tamiroff
| Charlton Heston
| Dennis Weaver
| Harry Shannon
| Joseph Calleia
| Joseph Cotten
| Keenan Wynn
| Mort Mills
| Orson Welles
| Ray Collins
| Janet Leigh
| Mercedes McCambridge
Bewertung
*****
Originaltitel
Touch Of Evil
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1958
Darsteller
Charlton Heston, Orson Welles, Janet Leigh, Joseph Calleia, Marlene Dietrich
Regie
Orson Welles
Farbe
s/w
Laufzeit
106 min
Bildformat
Widescreen
© Universal Pictures
Eines Nachts in Los Robles, einem Nest an der Grenze zwischen den USA und Mexiko: Durch einen Sprengsatz explodiert direkt hinter der Grenzstation eine Limousine. Die Insassen - der reiche Geschäftsmann Linnekar und eine Sriptease-Tänzerin - sterben in den Flammen. Augenzeugen sind auch der aus Mexico City angereiste Chefermittler des dortigen Drogendezernats Ramon Miguel Vargas (Charlton Heston) und die frisch mit ihm verheiratete US-Amerikanerin Susan (Janet Leigh). Der örtliche Polizeichef Pete Gould (Harry Shannon) und der Staatsanwalt Adair (Ray Collins) treffen als erste am Tatort ein. Kurze Zeit später fährt Captain Hank Quinlan (Orson Welles) vor – ein schwergewichtiger, arroganter und zynischer Mann, der das Treiben in Los Robles seit langem unter Kontrolle hat. Dennoch blühen vor Ort der Drogenhandel und die Prostitution. Captain Hank Quinlan und Ramon Miguel Vargas können sich von Anbeginn nicht ausstehen. Die Art, wie der Amerikaner und sein Sergeant Pete Menzies (Joseph Calleia) die Untersuchung des Falls betreiben, lässt Vargas schnell misstrauisch werden. Die neugierige Susan macht indessen Bekanntschaft mit „Uncle“ Joe Grandi (Akim Tamiroff) , dem zwielichtigen Betreiber der bekanntesten Spelunke auf der US-amerikanischen Seite von Los Robles, der auch zu Captain Quinlan einen guten Draht pflegt. Als Quinlan mit Manelo Sanchez (Victor Millan), dem Freund von Linnekars Tochter Marcia (Joanna Moore), einen Hauptverdächtigen präsentiert, der mit gefälschten Indizien überführt werden soll, zeigt sich, dass Vargas’ Verdacht gegenüber Quinlan begründet war. Nur steckt mehr dahinter, als der Mexikaner ahnt. Denn seine Frau Susan ist längst auch ein Rädchen in einem Komplott, das keine Zeugen und keine Mitwisser duldet…
Der letzte Hollywood-Film von Orson Welles, bevor er im Alter von lediglich 43 Jahren enttäuscht und frustriert vom Filmgeschäft in den USA sein Schaffen vollends und endgültig nach Europa verlagerte, entstand einmal mehr unter schwierigen Bedingungen. Universal Studios lehnte, wie nach dem Welterfolg Citizen Kane (!941) bei allen Filmen des begnadeten Regisseurs die Studios und ihre Vertreter es immer und immer wieder taten, die erste Schnittfassung rigoros ab. Produzent Albert Zugsmith brachte nach vielen Querelen eine radikal geänderte, lediglich 95 Minuten lange und mit einigen (vom Regisseur Harry Keller) nachgedrehten Szenen versehene Version in die Kinos, - die 1998 restaurierte Fasssung ist heute 112 Minuten lang (die europäische Bildlaufgeschwindigkeit ergibt auf DVD korrekte 106 Minuten) - die als B-Film eines Doppelprogramms dann volkommen floppte. Und dennoch schockierte der Film 1958 sein Publikum. Und dennoch zählte er damals zu den schwärzesten und härtesten Werken des Film Noirs, weshalb er zumindest in Europa durch Filmkritiker wie u.a. François Truffaut (Schießen Sie auf den Pianisten, FRA 1960) eine geradezu euphorische Aufnahme fand.
© Koch Media GmbH
Das Epos um einen von der Korruption zerfressenen US-Polizisten berührt. Hank Quinlan ist in der Darstellung durch Orson Welles ebenso abgründig skrupellos wie abgründig tragisch und lässt einen keinesfalls kalt. Als er vor dem Finale bei der seit lange mit ihm befreundeten Wahrsagerin Tanya (Marlene Dietrich), die ihn beim Wiedersehen zu Beginn des Films nicht einmal erkannt hat, durch die Tür tritt, fordert er "Come on, read my future for me.“ - "You haven’t got any“, antwortet sie. "What do you mean?“ fragt er. "Your future is all used up.” erklärt sie ihm abschließend und der Zuschauer soll nur zu bald erfahren, wie sehr sie damit Recht hat. Alle Schauspieler, männlich wie weiblich, sind exzellent. Jede einzelne Einstellung, von Welles und seinem Kameramann Russell Metty (Die Spur des Fremden / Der Fremde, 1946) mit perfektionistischer Akribie in Szene gesetzt, ist ein Hochgenuss. Die 1998 nach einem 58-seitigen Memorandum von Orson Welles durch Walter Murch erstellte, nahezu originalgetreue Version gewann mehrere Filmpreise. Im Portal der Internet Movie Database steht Touch Of Evil (= Originaltitel) zurzeit auf Platz 115 in der Liste der 250 besten Filme aller Zeiten. Neben Marlene Dietrich gibt es Gastauftritte von Joseph Cotten, seit seinen Anfängen ein Freund Orson Welles', und von Zsa Zsa Gabor. Im Zeichen des Bösen war und ist ein Klassiker des Film Noirs, der seiner Zeit um Jahre, vielleicht Jahrzehnte voraus war!
Die DVD von Universal bringt den Film in der 1998 restaurierten Fassung – in Originallänge mit topp restauriertem Bild, dazu mehrere Tonspuren, u.a. Englisch und Deutsch, den US-Kinotrailer als Bonus. Stets streitet man in Cineastenkreisen über diese von Universal Pictures in 1.85:1 Widescreen veröffentlichte Fassung, da der Film in 1.37:1 gedreht und als VHS-Video ursprünglich im Vollbildformat 4:3 publiziert wurde. Dennoch ist dieses späte Meisterwerk des Film Noirs in seiner aktuellen, restaurierten Fassung für jeden Cineasten ein Muss!