Spur des Fremden, Die / Der Fremde

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
The Stranger
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1946
Darsteller

Orson Welles, Edward G. Robinson, Loretta Young, Philip Merivale, Richard Long

Regie
Orson Welles
Farbe
s/w
Laufzeit
91 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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Nach dem Zweiten Weltkrieg ist der ranghohe Nationalsozialist und Kriegsverbrecher Frank Kindler auf der Flucht. Die Kriegsverbrecherkommission der Allierten überträgt die Fahndung nach dem NS-Wissenschaftler an Detective Wilson (Edward G. Robinson). Wilson sorgt dafür, dass Konrad Meinike (Konstantin Shayne), ein ehemaliger Vertrauter Kindlers, aus der Haft entfliehen kann und ihn auf die Spur des Gesuchten bringt. Da von Kindler kein Foto existiert, wäre Meinike der einzige, der ihn bei einem Wiedersehen identifizieren könnte. So gelangt Wilson nach Südamerika, wo Meinike bei einem Fälscher von Ausweispapieren Hinweise auf den Decknamen und das Versteck Kindlers erhält. Im gleichen Bus wie sein Verfolger erreicht Meinike die Stadt Harper in Conneticut. Am Tag ihrer Ankunft hält der Collegeprofessor für Geschichte, Charles Rankin (Orson Welles), Hochzeit mit Mary Longstreet (Loretta Young). Rankin ist beliebt und hoch angesehen. Als Konrad Meinike sich auf den Weg begibt, um seinen Kameraden ausfindig zu machen, wird er von Wilson beschattet. Durch einen Zufall identifiziert Meinike ihn und schlägt Wilson brutal nieder…
 
Orson Welles führte Regie, spielte die Hauptrolle und schrieb auch am Drehbuch mit. Und einmal mehr zeigt er, wie sehr er den Mitstreitern seiner Zeit technisch und geistig voraus war. Stilistisch ist Die Spur des Fremden / Der Fremde ein Meisterstück. Vom deutschen Expressionismus beeinflusst, hatte Welles 1941 mit Citizen Kane den Kinofilm in Schwarzweiß auf eine neue Ebene katapultiert. Auch hier beweist er, was sich mit Licht und Schatten erreichen lässt, und wie ungewöhnliche Kameraperspektiven einen die Welt mit neuen Augen erleben lassen. Doch wie bei allen Produktionen seit Citizen Kane konnte Welles seine Ideen nicht frei umsetzen. Etwa dreißig Minuten Filmhandlung, die zu Beginn des Films in Südamerika spielten, wurden auf Anweisung des Studios fast vollständig weggeschnitten. Darin war Konrad Meinikes Suche nach Franz Kindler ausgeführt worden. Beinahe ein Viertel der ursprünglichen Länge des Films fehlt in der heutigen Fassung und ist wohl für immer verloren. Wer den Beginn bis zum Eintreffen in Harper aufmerksam verfolgt, wird gleich auf mehrere Ungereimtheiten stoßen, die sich vermutlich solch radikalem Eingriff verdanken.
 
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© EuroVideo Bildprogramm GmbH
 
Der Film Noir entstand nicht nur in der Zeit und durch die Erfahrung des Zweiten Weltkriegs, er thematisierte ihn auch auf mehreren Ebenen. Bis 1945 hatte dergleichen oft propagandistische Hintergründe – Frank Tuttles Die Narbenhand (USA 1942) oder Fritz Langs Ministerium der Angst (USA 1944), beide nach literarischen Vorlagen aus der Feder von Graham Greene, sind typische Beispiele dafür. Erst ab 1946 setzte die Verarbeitung ein und noch vor Edward Dmytryks Kreuzverhör (USA 1947) ist Orson Welles’ Die Spur des Fremden / Der Fremde ein ganz und gar konsequenter Beitrag. Zum ersten Mal überhaupt waren in diesem Spielfilm Originalaufnahmen aus deutschen Konzentrationslagern zu sehen. Doch das extreme Beschneiden reduzierte ihn in seiner Gänze zu sehr aufs Katz-und-Mausspiel zwischen Wilson und Kindler. Orson Welles, dessen Leidensphase in Hollywood längst nicht an ihrem Ende angelangt war, hat Die Spur des Fremden / Der Fremde später als seinen schwächsten Film bezeichnet. Demgegenüber gilt er unter Cineasten und bei den Freunden des Film Noirs als oft übersehener Klassiker. Eine Randnotiz: Die Erstaufführung in der Bundesrepublik Deutschland fand erst im Februar 1977 statt.
 
Die deutsche DVD-Ausgabe von MGM präsentiert den Film, der als einer der Public Domain auch in anderen Editionen erhältlich ist, in einer exzellent restaurierten, bild- und tontechnisch vorbildlichen und "ungekürzten" Kinofassung, wahlweise 5 Tonspuren, darunter Englisch und Deutsch, dazu 10 verschiedene Untertitel.
 

Film Noir | 1946 | USA | Orson Welles | John Huston | Russell Metty | Edward G. Robinson | Orson Welles | Loretta Young

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