Bewertung
***
Originaltitel
Brick
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
2005
Darsteller
Joseph Gordon-Levitt, Nora Zehetner, Lukas Haas, Noah Fleiss, Richard Roundtree
Regie
Rian Johnson
Farbe
Farbe
Laufzeit
105 min
Bildformat
Widescreen
San Clemente, Kalifornien: Brendan Frye (Joseph Gordon-Levitt), ein Schüler der örtlichen High School und Sonderling aus tiefer Neigung, hockt in einem Regenkanal und starrt auf den Leichnam seiner Ex-Freundin Emily Kostich (Emilie van Ravin)… Nur wenige Tage zuvor erhielt er von ihr, die seit Tagen verschwunden war, in einer öffentlichen Fernsprechzelle einen Telefonanruf. “I didn't know that the brick was bad”, gestand sie ihm unter Tränen. Von einem Tug und dem Pin war in diesem Gespräch ansonsten die Rede, währenddessen sie verstört und verängstigt gewirkt hatte, bevor sie abrupt auflegte. Ein schwarzer Wagen fuhr plötzlich dicht an der Telefonzelle vorüber, eine Zigarettenkippe flog aus dem Fenster und Brendan hob sie auf. Zugleich wurde ihm klar, dass ihn während des Telefonats Emily von irgendwo auf der anderen Straßenseite beobachtet hatte. Auf dem Filter der Zigarette war ein blauer Pfeil abgebildet. Brendan brach im Schulgebäude Emilys Spind auf und findet in ihren Notizen Hinweise auf die Jugendbande des Drogendealers Dode (Noah Segan) - eine erste Spur. Sowenig wie Brendan Frye wollte und konnte Emily Kostich jemals zu den aus der Oberschicht des Ortes stammenden Drogenusern ihres Jahrgangs gehören und so geriet sie an Dode. Der erzählt Brendan Frye, dass Emily ihn leider nicht zu sehen wünscht, doch Brendan macht ihm unmissverständlich klar, dass er das von Emily selbst hören will…
Brick - Untertitel A Detective Story - ist ein Film, an dem sich über Landesgrenzen hinweg die Geister scheiden. Halten jüngere Zuschauer das im High-School-Milieu angesiedelte, mit vielen Film-Noir-Referenzen ausgestattete und sogar mit Preisen überhäufte (z.B. auf dem Sundance Filmfestival 2005) Drama für ein Opus Magnum, winken Ältere meist ab und bezeichnen die Story und ihre Charaktere als Blödsinn. Wie viele Filme der 2000er (nach Donnie Darko, USA 2001), die eine rebellisch-coole Jugendkultur mit Zeitgeistelementen in Szene setzten, erscheint Brick überbewertet. Seine Geschichte ist weder sonderlich originell noch sonderlich schlecht. Aber die Schauspieler mühen sich zu sehr und bleiben abgeguckten, ihrem Lebensalter unangemessenen Posen verhaftet, die teils parodistisch wirken. Eine Figur wie Brendan Fryes Helfer The Brain (Matt O’Leary) wirkt wie aus einem Kinderfilm (man denkt an die Verfilmungen der Fünf Freunde nach Enid Blyton) oder dem japanischen Anime (etwa Cowboy Bebop von Shinichirô Watanabe, JPN 2001).Und sobald man Lukas Haas, der als Drogendealer The Pin neben Richard Roundtree (Sieben, USA 1995) die beste Leistung abliefert, mit Pinky Brown (Richard Attenborough) in Brighton Rock (UK 1947) vergleicht, dem er offensichtlich nachempfunden wurde, so schneidet Letzterer um Klassen besser ab. Auch die Femme fatale Laura zu nennen - nach Otto Premingers gleichnamigen Film Noir (USA 1944) mit Gene Tierney in der Hauptrolle - ist eine hübsche Referenz, die Nora Zehetner leider nicht mit Leben füllt. Die Teenager in Brick wirken wie Teenager, die Erwachsene spielen (wollen). Insofern sind die gespaltenen Reaktionen auf diesen Neo Noir kein Wunder. Für Menschen jenseits der 25 offenbart sich hinter ihrer Coolness nur Unerfahrenheit und das lässt - im Gegensatz zu Charakteren klassischen Film Noirs - die Figuren dieses Kammerspiels blass wirken.
Dramaturgisch ist Rian Johnsons Neo Noir keinesfalls schlecht, da er für eine Low-Budget-Produktion des US-Independentkinos sowohl mit Blick auf seine Schauplätze als auch die Verschachtelung der Handlungsstränge originell in Szene gesetzt ist. Wie mancher B-Film vor allem der Vierziger und Fünfziger) sieht Brick mit seiner erstklassigen Fotografie nach mehr aus, als er gekostet hat. An vielen Stellen wird auch die Intention seitens der Regie offenbar, die es zu neuen Ufern treibt und die einiges riskiert. Das muss man Rian Johnson zugute halten, der sich trotz Film-Noir-Bezügen nicht auf ausgetretenen Pfaden bewegt und aus den seit den Spätachtzigern zunehmend verfestigten Thrillerklischees des Hollywoodkinos ausbricht. Brick liefert über Strecken modernes Erzählkino, dem leider die vielschichtigen Charaktere fehlen, die ein solches erst interessant werden lassen. Zuletzt ist Brick ein Film, der sich sehen lässt und den man doch keinesfalls gesehen haben muss, will man dem Kanon der hochwertigen Neo-Noir-Filme der letzten Jahrzehnte nachspüren. Alles in allem auch ein wenig schade!
Sehr gute DVD bzw. auch 2DVD im Steelbook (2007) der Universum Film, München, die den Film jeweils ungekürzt und im Originalformat, bildtechnisch topp, mit optional deutscher oder englischer Tonspur, deutschen oder englischen Untertiteln bietet. Extras der 2DVD: Audiokommentare von Regisseur, Darstellern und Mitgliedern der Filmcrew, der deutsche Kinotrailer und ein Making of. Seit 2009 gibt es via Optimum Releasing Ltd. / Studiocanal (UK) auch eine Blu-ray Disc.