Dan Duryea, Elsie Albiin, Gudrun Ure, Eric Pohlmann, John Chandos
© VCI Entertainment
William Rogers (Dan Duryea) ist Offizier im Rang eines Majors bei der United States Army Air Force und er befindet sich heute als Passagier in einem viermotorigen Bomber im Anflug auf die britische Hauptstadt London. Während des Krieges lernte er die aus Norwegen stammende Katherine (Elsie Albiin) kennen. Die beiden heirateten und lebten in England. Seit fast einem Jahr ist William Rogers, der in London als Ausbilder der USAAF eine permanente Stationierung erhalten hatte, auf einem Lehrgang in den USA. Kurz vor der Landung mahnt der Pilot (Robert Henderson), dass sich sowohl Bill Rogers als auch Co-Pilot Joe (Lee Patterson) in genau 36 Stunden wieder pünktlich zum Abflug einfinden. Rogers hat keine Erlaubnis die USA zu verlassen Er hat sich eigenmächtig für diesen Abstecher in die Heimat entschieden, weil er seit fast einem Jahr nichts von Katherine hörte. Als er außerhalb des Militärflughafens auf einer Landstraße zu Fuß unterwegs ist, wird er von einem G.I. (Robert O’Neal) im Jeep aufgegabelt, der ihn nach Hammersmith im Westen Londons mitnehmen kann, wo Rogers ein Taxi nehmen will. Indessen der junge Mann von seinem Rendezvous mit einem englischen Mädchen berichtet, bleibt der Major schweigsam. Per Taxi erreicht Rogers schließlich Craven Court, wo er mit Katherine gegenüber ihren Freunden Pam (Marianne Stone) und Ned Palmer (Stephen Vercoe) ein Apartment bewohnt. Doch die Wohnung liegt verlassen: alle Möbel sind mit Tüchern verghängt, hinter der Tür stapelt sich die Post…
Mit Elsie Albiin aus Schweden und Eric Pohlmann aus Österreich, mit den Schotten John Chandos und Gudrun Ure, mit den US-Amerikanern Dan Duryea, Robert Henderson und Kenneth Brown, mit Kanadier Lee Patterson und mit Michael Golden aus Irland unter all den Engländern, die das übrige Ensemble bilden, ist Das Gangster-Syndikat eine wahrlich internationale Produktion. Ohnehin ist das einer von vielen Film Noirs, die aus einer Kooperation der US-amerikanischen Lipppert Pictures mit der britischen Hammer Film Productions entstanden. Zwischen 1951 und 1955 produzierte Hammer mit Sitz in London und noch bevor das Studio mit Horrorfilmen populär wurde, eine Reihe von Film-Noir-Thrillern mit jeweils einem US-amerikanischen Star, der bei Vermarktung der Filme durch Lippert in den USA einen Wiedererkennungswert beim Publikum garantierte. Neben Dan Duryea waren es u.a. Lizabeth Scott, Paul Henreid, George Brent, Dane Clark, Alex Nicol, Zachary Scott oder Barbara Payton - meist Namen, die vor allem in den 40er Jahren Glanz erworben hatten, der nun langsam aber sicher verblasste. Zugleich ist in Das Gangster-Syndikat sein bereits erwähntes Ensemble die Stärke des Films, der nach einer Erzählung und einem Drehbuch des US-Amerikaners Steve Fisher (I Wake Up Screaming / Hot Spot, USA 1941) entstand. Letzteres ist trotz der Referenzen, die Fisher zu einem zuverlässigen Autoren des Film Noirs werden ließ, die Schwäche des Werks. Denn die Geschichte um den US-Offizier, der bei seinem nicht genehmigten Abstecher an den eigenen Wohnort und zu seiner Ehefrau unter Mordverdacht gerät und in weniger als 36 Stunden seine Unschuld beweisen und den wahren Mörder finden muss, ist Humbug. Schon die Prämisse hakt: Bill und Katie sind zueinander in Liebe entbrannt: vor und nach ihrer Hochzeit. Warum insistiert der Pilot auf einem sechsmonatigen Lehrgang in den USA und lügt ihr vor, jener wäre nach 3 Monaten vorüber? Warum sollte seine Ehefrau ihn nicht begleiten dürfen? Weil die Schulung wieder und wieder verlängert wird, lebt er am Ende fast ein Jahr (!) von ihr getrennt und erhält in der Zeit auch keine Nachricht… Ernsthaft? Das Ganze hinkt von Anbeginn. Und es wird nicht besser, sobald sich Katie Rogers von dem unsympathischen Zollbeamten Orville Hart (John Chandos) als dessen glamourös attraktiver Lockvogel für vermeintliche Schmuggler anheuern lässt.
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“The movie is very light on the noir elements (…) and at no point does it really give a sense of urgency to Rogers' predicament”, resümiert Edwin Heijmen für Reviews From The Bottom Of The Barrel und diese Einschätzung kann ich nur teilen. Dan Duryea ist immer unterhaltsam; das Ensemble unterstützt ihn nach Kräften. Aber die Geschichte selbst ist eine lahme und via Regisseur Montgomery Tully ohne erkennbare Handschrift realisierte B-Produktion nach Schema F. Im Hollywoodfilm der 30er und der frühen 40er Jahre waren mit Greta Garbo, Signe Hasso, Ingrid Bergman oder Viveca Lindfors mehrere schwedische Schauspielerinnen zu Stars aufgestiegen. In den 40er und 50er Jahren gab es auch in englischen Filmproduktionen Bestrebungen, mit Skandinavierinnen zu punkten. Die Schwedin Mai Zetterling war bereits seit 1947 im britischen Film etabliert, doch wie die Norwegerin Eva Bergh (The Long Memory, UK 1953) gab auch Elsie Albiin lediglich ein einmaliges Gastspiel im Brit Noir. Für die Hammer Film Productions drehte auch Dan Duryea nur diesen einen Film, um danach in den USA wieder als Schurke in Western aufzutreten. Erst 10 Jahre später kehrte er für Walk A Tightrope (UK 1964) und für Do You Know This Voice? (UK 1964) noch einmal nach England zurück.
Das Gangster-Syndikat erschien unterm US-Titel Terror Street bei VCI Entertainment in den USA als DVD (2006, weltweit abspielbar) und zwar als Hammer Film Noir Double Feature, Vol. 4 mit Wings Of Danger (UK 1952) als zweitem Film. Die Bild- und Tonqualität ist allemal gut, der englische Originalton kommt ohne Untertitel aus, und das Ganze gibt es ungekürzt im Originalformat. Ein Vorteil der 3-DVD-Box des sogenannten Collector’s Set Vol.2 (2007) jener als Hammer Film Noir betitelten VCI-Edition: Man erhält gleich 8 halbwegs unterhaltsame und längst obskure B-Filme (1952 bis 1954) auf 4 DVDs. Im Jahr 2014 brachte VCI Entertainment den Film mit einem neuen Cover nochmals als einzelne DVD auf den Markt.