Film Noir
| USA
| 1959
| Robert Wise
| Ed Begley
| Harry Belafonte
| Robert Ryan
| Gloria Grahame
| Shelley Winters
| Zohra Lampert
Bewertung
*****
Originaltitel
Odds Against Tomorrow
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1959
Darsteller
Robert Ryan, Harry Belafonte, Shelley Winters, Ed Begley, Gloria Grahame
Regie
Robert Wise
Farbe
s/w
Laufzeit
96 min
Bildformat
Vollbild
© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.
Um sich zur Ruhe zu setzen, plant Einbrecher Dave Burke (Ed Begley) einen letzten Coup. Doch allein kann er sein Vorhaben nicht umsetzen. So heuert er Earl Slater (Robert Ryan) an, der seinerseits in finanziellen Schwierigkeiten steckt und von seiner Freundin Lorry (Shelley Winters) ausgehalten wird. Slater ist erfahren und zuverlässig –zugleich impulsiv und gealttätig. Der dritte im Bund ist der junge Jazzsänger (Johnny Ingram), Puerto Ricaner, der aufgrund seiner Wettschulden und für seine Tochter Edie (Lois Thorne), die bei der von Johnny getrennt lebenden Ruth (Kim Hamilton) wohnt, dringend Geld benötigt. Doch Burke wird klar, dass er diese beiden kaum kontrollieren kann. Während Johnny seine Gläubiger auf die Pelle rücken, sucht der mittellose, in seiner Ehre gekränkte Slater Trost bei der Nachbarin Helen (Gloria Grahame). Doch ein tief in Slater wurzelnder Rassismus entfacht die Flamme des Hasses aufs Neue. Johnny aber lässt sich nicht einschüchtern. Die Eskalation scheint vorprogrammiert…
Für Filmhistoriker ist Wenig Chancen für morgen der letzte Film der klassischen Ära des Film Noirs oder nach Im Zeichen des Bösen (USA 1958) schon ein Nachzügler. Robert Wise schuf einen Schwarzweißfilm, der Thematik und Stil des Film Noirs zusammenfasst und als Darsteller fast nur Ikonen versammelte. Robert Ryan spielte in Max Ophüls Gefangen (USA 1949) und arbeitete mit Robert Wise in Ring frei für Stoker Thompson (USA 1949). Gloria Grahame sah man in Nicholas Rays Ein einsamer Ort (USA 1950) und in Fritz Langs Heißes Eisen (USA 1953). Shelley Winters: Ein Doppelleben/ Mord in Ekstase (USA 1948) und Die Nacht des Jägers (USA 1955). Ed Begley: Du lebst noch 105 Minuten (USA 1949) und (mit Robert Ryan) in On Dangerous Ground (USA 1952). Doch war es der Sänger und Newcomer Harry Belafonte, der Wenig Chancen für morgen mitfinanzierte und ihm den Anstrich gab, der in die Sechziger wies.
Komplementär zitierte Wise reichlich aus der 18jährigen Historie des Film Noirs. Das Heist-Motiv erinnert an Kubricks Die Rechnung ging nicht auf (USA 1956) und an Rauls Walshs Sprung in den Tod / Maschinenpistolen (USA 1949). Das Grundthema ist Rassismus par exzellence in der Gegenüberstellung Belafontes als glücklosem Sänger und dem ebenso glücklosen Earl Slater. Bemerkenswert sind auch John Lewis and The Modern Jazz Quartet, deren musikalischer Grund Wenig Chancen für morgen etwas Einzigartiges verleiht. Es sollte nicht lange dauern und die Sechziger hatten den Einfluss des Jazz zum Easy Listening verwässert – doch nicht hier, wo der Jazz pur und harsch erhalten ist. Eindeutig beeinflusste der Film von Robert Wise Allen Barons Explosion des Schweigens (USA 1961), dessen Aura eines New Yorks der Anonymität und Verlorenheit hier vorweggenomen wird. Das Drehbuch nach einem Roman von William P. McGivern verfasste Film-Noir-Veteran und McCarthy-Opfer Abraham Polonsky (Force Of Evil , USA 1948) unter dem Pseudonym John O. Killens.
Die englische DVD von Optimum Releasing Ltd. bringt den Film ungekürzt im Originalformat und in einer gut restaurierten, englischen Fassung. Unbedingt ansehen!