George Raft, Ella Raines, Pat O’Brien, Bill Williams, Jim Backus
© Warner Bros.
Los Angeles, Kalifornien: Police Lieutenant Nick Ferrone (Jim Backus) kennt das Geschäft der Verhaftungen von Kriminellen oder Verdächtigen aus erster Hand. Wer in Untersuchungshaft gerät, hat die Möglichkeit, über die Zahlung der vom Untersuchungsrichter festgesetzten Kaution wieder auf freien Fuß zu gelangen. Da sie oft hoch ist, wenden sich Angehörige oder Freunde der Inhafierten an ein Kautionsbüro, das gegen eine Gebühr und eine Sicherheit die fehlende Summe beisteuert, so dass die Angeklagten bis zum Prozesstermin auf freiem Fuß leben. Der ehemalige Polizeibeamte Vince Kane (George Raft) hat sich mit einer Beteiligung von 20% in das Kautionsbüro von Joe Farley (Pat O’Brien) eingekauft, denn eine solche Investition ist der Grundstein für eine sorgenfreie Zukunft. Das Kautionsgeschäft ist dank der Gebühren lukrativ. Allein im vergangenen Jahr ging bei Farley - Kane: Bonds & Insurance die Summe von 1,6 Millionen US-Dollar über den Tisch… Als Lieutenant Ferrone eines Abends in McKays Tavern eine Schlägerei aufgrund von Eifersucht schlichten muss, geht ihm unerwartet ein Fisch ins Netz. Ferrone verhaftet den seit langem wegen des Raubüberfalls auf eine Versicherung, bei dem Polizist Eddie Kafka getötet wurde, gesuchten Claude Brackett (Bill Williams). Vince Kane ist soeben beim Glücksspiel, als ihm die hübsche Elaine Storm (Betty Underwood) mitteilt, dass er von Nick Ferrone am Telefon verlangt werde. Neben dem Fall Brackett ist Kane nun aber auch an Elaine interessiert…
Ted Tetzlaff (Das unheimliche Fenster, USA 1949) ist ein verlässlicher Regisseur seiner Zeit, doch insbesondere die männliche Besetzung bringt hier mit George Raft und Pat O’Brien zwei Darsteller, die mir gar nicht liegen. Demgegenüber wusste Ella Raines (Zeuge gesucht, USA 1944) in all ihren Film Noirs der klassischen Ära zu glänzen. So war ich eingangs positiv überrascht, dass vor allem Raft in diesem Film um einiges engagierter auftritt, als man es von ihm in mancher RKO-Produktion von Mitte bis Ende der 40er Jahre gewohnt ist. Die Erzählung erweist sich als verschachtelt und die Charaktere zeigen Ecken und Kanten und entsprechen nicht den US-amerikanischen Mittelstands-Zöglingen, wie man sie in der Dekade der McCarthy-Ära (meist) zu sehen bekommen sollte. Vielmehr sind die Figuren schillernd und in ihrer moralischen Verankerung zweifelhaft. Vince Kanes Seniorpartner Joe Farley geht es einzig ums Geld. Ob seine Klienten schuldig oder unschuldig sind, juckt ihn nicht, Hauptsache die Kasse stimmt. Kane selbst tauschte sein Leben als Polizist gegen ein Büro in Farleys lukrativem Geschäft und ist froh, sich einen anderen Lebensstil leisten zu können. Claude Brackett stammt zwar aus reichem Elternhaus, doch nach Verlust seines Vermögens war der Mann auf einen Betrug angewiesen. Ein Beruf kommt für den verwöhnten, charakterschwachen Lebemann nicht in Frage. Lucy Brackett schreckt nicht vor einer Notlüge zurück, um ihren Mann zu schützen, und unklar bleibt, inwieweit sie in seine Machenschaften verwickelt ist. Hinzu kommen Rechtsanwälte, die ebenso an der Schleimspur des Profits kleben und im Auftrag ihrer Klienten Bündel von Geldnoten über Schreibtische reichen, die im Nu in einer Schublade verschwinden. Von Anbeginn sinkt der Zuschauer in einen Sumpf von Machenschaften, die in Randbezirken der Legalität und in jenen seiner Alltagswirklichkeit benachbarten Schattenzonen liegen - Film Noir eben.
© Warner Bros.
“The first part of A Dangerous Profession is (…) rather interesting, so let me tell you about that before getting into what eventually does go wrong, which it does“, schglussfolgert Steve Lewis für seinen Blog Mystery*File. Tatsächlich geht es im letzten Drittel mit dem Film abwärts, wenn der windige Vince Kane zum Helden umfunktioniert wird. In Manier eines Privatdetektivs, der seinem ex-Kollegen Lieutenant Nick Ferrone eindeutig überlegen ist, betreibt er die Hatz nach dem Mörder in Eigenregie. Hier erleben wir einen George Raft, der all seinen vorherigen Rollen in den Film Noirs der 40er Jahre entspricht, der immergleiche harte Bursche mit der Roboterstimme, dessen Chemie mit den immerfort jungen Frauen zunehmend unglaubwürdiger und konstruiert erscheint. Dass Ella Raines mit 29 Jahren statt für den seinerzeit 34jährigen, athletisch gebauten Bill Williams, den sie als Claude Brackett nicht liebt, wie sie sagt, für den graumelierten und steifen 48jährigen George Raft schwärmt, ist einfach unsinnig. Allemal wurde ihr oft eine ähnlich gelagerte Rolle untergejubelt – in Unter Verdacht (USA 1945) verfiel sie mit 24 einem 45jährigen Charles Laughton, in The Strange Affair of Uncle Harry / Guilty of Murder? (USA 1945) dem 14 Jahre älteren George Sanders und in Impact (USA 1949) dem wie Raft 48jährigen Brian Donlevy. A Dangerous Profession ist alles in allem für den Cineasten kein Muss.
Es gibt eine bild- und tontechnisch gute DVD-Edition (2015) der Warner Archive Collection (USA) mit dem Film ungekürzt im Originalformat, dazu die original englische Tonspur ohne Untertitel und wie in dieser Serie üblich auch ohne Extras.