Michael O’Shea, Virginia Grey, Charles McGraw, Julie Bishop, Frank Conroy
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Folsom State Prison, Kalifornien: Mit einigen Kumpanen gelingt es dem als besonders gefährlich bekannten
“Crime, after all, does not pay, but Mr. McGraw can make it diverting“, schrieb The New York Times in ihrer Besprechung des inzwischen eher unbekannten Film Noirs im Dezember 1949. Direkt nach der Premiere stand in vielen der großteils positiven Reaktionen der Journaille in den USA der auf allen Ankündigungen an dritter Stelle platzierte Schauspieler Charles McGraw im Mittelpunkt. Jener zuvor nur in Nebenrollen als Film-Noir-Charakter u.a. für Produktionen der RKO Radio Pictures (Nacht in der Prärie / Gun Man, USA 1948) oder auch Metro-Goldwyn-Meyer (Border Incident, USA 1949) tätige Darsteller spielt als skrupelloser, eiskalter Gangster Arnold “Red“ Kluger das gesamte Ensemble locker an die Weand. Und solches Ensemble ist seinerseits nicht von Pappe - Virginia Grey, Anthony Caruso, Michael O’Shea, und Robert Shayne liefern alle miteinander gute bis exquisite Leistungen ab. Doch ist es McGraw, der als “Red“ Kluger so ziemlich alle gebotenen Grenzen von Anstand und Moral überschreitet und mit Bewusstsein seines Tuns vor den Augen der Zuschauer niederreißt. Er sorgt für die Schockmomente in einem Film, der sich auch Jahrzehnte später als für seine Zeit ungewöhnlich harsch und brutal einstufen lässt. Charles McGraws überzeugender Bösewicht spielt in einer Liga mit einem Cody Jarret in der Darstellung durch James Cagney in Raoul Walshs Sprung in den Tod / Maschinenpistolen (USA 1949) mit einem Sergeant Montgomery in der Verkörperung durch Robert Ryan in Edward Dmytryks Kreuzverhör (USA 1947) oder auch mit Richard Widmarks monströsem Tommy Udo in Henry Harthaways Der Todeskuss (USA 1947). Als das Studio RKO diese Qualitäten erkannte, bot man Charles McGraw einen mehrjährigen Vertrag an und brachte ihn in den Film Noirs Armored Car Robbery (USA 1950), Roadblock (USA 1951) und Um Haaresbreite (USA 1952) je in der Hauptrolle, ohne jedoch seinen Erfolg in The Threat wiederholen und festigen zu können.
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Der unabhängige Regisseur Felix E. Feist hatte zwei Jahre zuvor für die RKO Radio Pictures den Film Noir The Devil Thumbs A Ride (USA 1947) gedreht, wie The Threat eine B-Produktion, jedoch unfassbar dröge und von seinen mittelmäßigen bis schlechten Schauspielern vollends versenkt. In beiden Fällen ist die Geschichte eine ähnliche und nicht besonders vielschichtig - ein Mörder auf der Flucht hofft durch Geiselnahme und einige andere Kniffe seinen Jägern zu entwischen. Auch sind beide Werke keine70 Minuten lang, doch neben des um Längen besseren Ensembles ist es im Fall von The Threat auch Harry J. Wild (Murder, My Sweet, USA 1944), der als Kameramann an entscheidenden Stellen die pointierte und rasante Dramaturgie von The Threat noch zu veredeln weiß. Für Warner Bros. drehte Felix E.Feist den exzellenten Film Noir Verfolgt (USA 1951), bevor er ab 1953 nurmehr fürs Fernsehen arbeitete, wo auch die Karrieren von Michael O’Shea und Julie Bishop in der zweiten Hälfte der 50er Jahre vollends verebbten. Wie Virginia Grey blieb Charles McGraw noch bis in die 70er Jahre auf Nebenrollen abonniert. Für den heutigen Film-Noir-Fan aber gehört neben Robert Ryan, Elisha Cook jr., Dan Duryea, Marc Lawrence, William Bendix oder Jack Lambert auch Charles McGraw zum Kernbestand männlicher Film-Noir-Akteure jener 40er und 50er Jahre, ohne die der Filmstil nicht geworden wäre, was er heute darstellt.
Sehr gute DVD-Edition (2011) in der Warner Archive Collection (USA, codefree) mit dem Film ungekürzt im Originalformat, dazu den englischen Ton ohne Untertitel und auch ohne Extras. Eine spanische DVD-Ausgabe (2013) als La Amenaza via Verticé Cine S.L.U. bietet die gleiche Fassung, doch inklusive wahlweise spanischer Untertitel und mit einem 24seitigen Booklet (auf Spanisch) als Extra.