Place Beyond The Pines, The

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Bewertung
****
Originaltitel
The Place Beyond The Pines
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
2012
Darsteller

Ryan Gosling, Bradley Cooper, Eva Mendes, Dane Dehaan, Emory Cohen

Regie
Derek Cianfrance
Farbe
Farbe
Laufzeit
140 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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In Schenectady im Bundesstaat New York ist ein Jahrmarkt auf Wanderschaft, dessen Attraktionen auch die Motorradshow von “Handsome” Luke Glanton (Ryan Gosling) und zwei Mitstreitern (Erwin Urias, Sam Wagner) beinhaltet, die zu dritt in einem stählernen Käfig umeinander rasen. Nach der Show gibt Luke Autogramme, als die hübsche Romina (Eva Mendes) aus dem Zelt tritt, mit der Luke vor einem Jahr eine gemeinsame Nacht verbrachte. Romina lässt sich von Luke nach Hause fahren, verabschiedet sich dort allerdings, obwohl Luke ihr sagt, dass die Fahrsgeschäfte bald weiterziehen und erst in einem Jahr wieder vor Ort Station machen. Als er am darauffolgenden Abend aus Neugier und Langeweile nochmals zurückkehrt, ist Romina bei ihrer Arbeit im Restaurant. Stattdessen öffnet ihm ihre Mutter Malena (Olga Merediz) die Tür, mit Rominas Baby Jason (Anthony Pizza) auf dem Arm. Von ihr erfährt Luke zum ersten Mal, dass der Junge sein Sohn ist. Er fährt in das Lokal, wo Romina als Kellnerin arbeitet und versucht, sie zur Rede zu stellen. Aber Romina gibt ihm zu verstehen, dass sie ihr Stelldichein für einmalig hielt, nachdem er sich nie bei ihr gemeldet habe und dass sie außerdem mit einem Mann namens Kofi (Mahershala Ali) zusammen lebe. Luke entgegnet, dass er ihrem geschäftigen Leben nicht im Weg stehen wolle. Doch er fährt zurück zu seinem Manager Jack (Craig Van Hook), lässt sich von ihm auszahlen und kündigt, um sich ab sofort um seine Famile zu kümmern…
 
“Un grand film noir“, schlussfogerte die französische Tageszeitung Le Figaro. Tatsächlich ist The Place Beyond The Pines ein US-amerikanischer Independentfilm, der sich vieler Klischees und Restriktionen seitens der Filmproduktion in Hollywood entledigt und mit Leidenschaft und Sachverstand zum klassischen Erzählkino zurückfindet. Dabei wirkt er nicht ansatzweise hausbacken oder gestrig, sondern zeigt auf, wie man mit den Mitteln heutigen Filmschaffens einen auf seine Charaktere und vielschichtige Handlungsebenen fokussierten Kinofilm dreht, der auf den Budenzauber aus der Trickkiste elegant zu verzichten weiß. Neben der sorgfältigen Zeichnung der Charaktere aus je unterschiedlichen Schichten der bürgerlichen Gesellschaft, die durch ihren Wertekanon an einem neuralgischen Punkt der Erzählung zusammen gefasst werden, ist auch der Blick in die institutionellen Nischen dieser Gesellschaft glaubwürdig. Dem Film fehlen jeglicher Kitsch und die zur Requisite geronnene falsche Romantik, die so viele Produktionen auch im Thrillergenre kennzeichnen. Ihm fehlt die überflüssige Härte von Gewaltdarstellungen, die häufig dem Voyeurismus geschuldet erscheinen und sich hinterm Deckmantel von Realitätssinn oder Tabubruch verschanzen. Derek Cianfrance macht deutlich, wie wenig er solche Gewürze braucht, um seine Zuschauer über die Strecke von 140 Minuten bei der Stange zu halten, demgegenüber er außer dem Drehbuch auf eine andere Zutat setzt, nämlich Schauspieler. Neben dem Trio der Hauptdarsteller ist hier auch das sonst reichhaltige Ensemble gemeint. “In addition, character actors Ben Mendelsohn, Bruce Greenwood, Mahershala Ali and Harris Yulin play key supporting characters, who help fill out the population of the film’s Neo-Noir-ish setting,” fasst Sandy Schaefer für Screen Rant zusammen.
 
Bild Bild Bild
© Studiocanal GmbH
 
Im Kontext der an Meisterwerken reichen Neo-Noir-Tradition zeigt sich The Place Beyond The Pines von Kultregisseur Sidney Lumet beeinflusst, dessen Serpico (USA/ITA 1973) und Tödliche Entscheidung (USA/UK 2007) einem im Verlauf der Handlung in Erinnerung gerufen werden. Einfühlsam und nie hektisch – auch Lumet hatte als Erzähler meist die Ruhe weg – erweist sich Cianfrance in der Parallelität der Entwicklung seiner Männerschicksale, deren Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte jeweils im Humus ihrer Familien und der mit ihnen verbundenen Einsamkeit(en) wurzeln. Den Stuntfahrer Luke Clanton und den Polizeibeamten Avery Cross trennen Welten, doch als Film-Noir-Typen par excellence sind sie an einem entscheidenden Punkt miteinander verbunden. Ihren jeweils folgenschweren Schritt vom Weg ab, den der Film als Dreh- und Angelpunkt zu setzen weiß, nutzt er auf clever gedoppelte Weise, um die unterschiedlichen Sichtweisen auf zwei Lebenswege böse und bitter zu spiegeln. Ben Medelsohn liefert eine grandiose Leistung, aber auch Ray Liotta, der sich wie Christopher Walken oder Nicolas Cage sonst für jeden Mist hergibt, ist souverän. Beide spielten 2012 auch in Killing Them Softly, Andrew Dominiks atmosphärisch durchaus artverwandtem Neo Noir. Sollte das US-Kino auch in Zukunft mit derlei Dramen aufwarten, wäre das ein Leuchten am Horizont. Im Finale nicht so stark wie erhofft, ist The Place Beyond The Pines ein Film, den manche Kinobesucher (vor allem in den USA) deshalb hassen, weil er nicht seinem Kinotrailer entspricht und keine Thrillerkost von der Stange bietet, darin man sich mit dem "Helden" von A bis Z identifizieren kann. Doch genau deshalb ist er sehenswert.
 
Erstklassige BD- und DVD-Editionen (2013) von Arthaus via Studiocanal GmbH mit dem Film ungekpürzt im Originalformat und inklusive der original englischen Tonspur oder wahlweise auch der deutschen Synchronisation, optional gibt es deutsche Untertitel sowie ein Featurette mit dem Titel "Going To The Place Beyond The Pines”, ein Interview mit Regisseur Derek Cianfrance, geschnittene Szenen, ein Making of und den original Kinotrailer als Extras.
 

Neo Noir | 2012 | USA | Derek Cianfrance | Ben Mendelsohn | Emory Cohen | Harris Yulin | Ray Liotta | Ryan Gosling | Eva Mendes | Rose Byrne

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am 2. September 2013 - 16:43

Permanenter Link

Während die Schauspielerleistungen und Kameraarbeit im Allgemeinen gelobt werden, erscheint die Geschichte von 'The Place Beyond The Pines' einigen etablierten US-Kritikern doch recht dünn und belanglos. So schreibt etwa Rene Rodriguez im Miami Herold:

>>....but no amount of good acting or beautiful cinematography (shot by Sean Bobbitt) can rescue a movie that is this belabored and prolonged, only to illustrate a banal (and telegraphed) message about how the sins of the father are handed down to their sons... 'Blue Valentine' was tough and honest and brutal about human relationships and the ways in which we sometimes hurt the ones we love most. But 'The Place Beyond the Pines' is hackneyed and dull: Not a single moment rings true...<<

http://www.miami.com/039the-place-beyond-pines039-r-article

Und Newsday-Rezensent Rafer Guzmán meint:

>>'The Place Beyond the Pine' simply doesn't hang together. Its three stories are so loosely connected, its themes so scattered - morality, justice, fate, fatherhood - that it never manages to make a point. For such a well-crafted and wonderfully acted film, it ultimately elicits a shrug...<<

http://www.newsday.com/entertainment/movies/the-place-beyond-the-pines-…

"Overlong and under-conceived" lautet auch das Fazit vom Variety-Kulturjournalisten Peter Debruge:

http://variety.com/2013/film/reviews/the-place-beyond-the-pines-1117948…

Am härtesten geht Simon Abrams, Chefkritiker der Chicago Sun-Times und Nachfolger von Roger Ebert, mit Derek Cianfrances Streifen ins Gericht:

>>An over-stuffed, hyper-pulpy, and mostly trite trifurcated drama about family, crime, and moral ambiguity.<<

http://www.rogerebert.com/reviews/the-place-beyond-the-pines-2013

1,5-Sterne entspechen in etwa auch meiner persönlichen Wertung nach einmaligem Ansehen. In etwa auf Augenhöhe mit Quentin Tarantinos gleichsam überschätzten 'Pulp Fiction' (USA, 1994), der sich vor rund 18 Jahren ebenfalls vergeblich bemühte, einzelne Handlungsstränge zu einem stimmigen Ganzen zusammenzuschmelzen...

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