Pre Noir
| USA
| 1931
| W.R. Burnett
| Mervyn LeRoy
| Tony Gaudio
| Edward G. Robinson
| Ernie Adams
| George E. Stone
| Thomas E. Jackson
| Glenda Farrell
Bewertung
***
Originaltitel
Little Caesar
Kategorie
Pre Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1931
Darsteller
Edward G. Robinson, Douglas Fairbanks jr., Glenda Farrell, Sydney Blackmer, William Collier jr.
Regie
Mervyn LeRoy
Farbe
s/w
Laufzeit
78 min
Bildformat
Vollbild
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© Warner Bros.
Die Freunde Enrico Bandello (Edward G. Robinson) und Joe Massara (Douglas Fairbanks jr.) sind kleine Ganoven. Doch stets jung sind sie auch ambitioniert und wollen ihrem Leben eine Wende geben. Sie ziehen vom Land in die Metropole Chicago, wo sie sich der Bande von Sam Vettori (Stanley Fields) zugesellen. Während Rico am Dasein des Gangsters Geschmack findet und die Möglichkeiten eines Lebens auf großem Fuß erkennt, hat Joe anderes im Kopf. Er möchte gern Tänzer werden, und nachdem er Olga Stassof (Glenda Farrell) getroffen und sich Hals über Kopf in sie verliebt hat, tritt er von der Bühne des Verbrechens sukzessive ab. Rico ist davon getroffen, konzentriert sich jedoch auf seinen Aufstieg in Sam Vettoris Organisation. Als diese in der Silvesternacht den Bronze Peacock Night Club überfällt, wird der dort angestellte und von seiner Bande zum Schmierestehen verdonnerte Joe Massara Zeuge, wie Enrico Bandello auch vor einem Mord nicht zurückschreckt...
Manche Filme altern problemlos - etwa The Public Enemy (USA 1931), der mit Der kleine Cäsar oft in einem Atemzug genannte und auch 1931 von Warner Bros. produzierte "Partner". Mervyn LeRoys Gangsterdrama, im Januar 1931 das erste seiner Art, brachte für Edward G. Robinson, der mit der Rolle "Cäsar“ Enrico Bandellos zeitlebens in Verbindung gebracht wurde, den Durchbruch. Robinson liefert eine grandiose Leistung, die noch heute mitreißend wirkt. Als ein unglaublich dynamischer Hauptdarsteller lässt gerade er in Der kleine Cäsar aber auch die Mängel des Films und anderer Darsteller hervortreten. So gibt es hier, 1930 eine Produktion unter vielen, kaum eine innovative visuelle Gestaltung. Im Gegensatz zur Beweglichkeit des Hauptakteurs erscheint die Kameraführung statisch und altbacken. Seinen Ruf verdankt der Film bis heute dem Charakter Ricos als erfolgreich weil skrupellos. Dergestalt fand sich inmitten der Weltwirtschaftskrise für die Zuschauer ein Spiegelbild ihres Alltags, das das vermeintlich "Böse“ des Gangsters so faszinierend wie glaubwürdig erscheinen ließ. Stets nehmen wir Rico seine Beweggründe ab – so wie Tom Powers (James Cagney) in The Public Enemy (USA 1931) und Tony Camonte (Paul Muni) in Narbengesicht (USA 1932). Sei egoistisch und rücksichtslos und Du kommst an die Spitze. Das ist das Rezept des Erfolgs. Zeigst Du aber eine Schwäche, ist sie der Anfang vom Ende.
© Warner Bros.
Der kleine Cäsar verpackt das in eine gradlinige Erzählung vom Aufstieg und vom Fall seines Protagonisten, darin vieles klischeehaft wirkt. Von den simplen Dialogen bis zum hölzernen Schauspiel einzelner Darsteller – Thomas E. Jackson als Sergeant Flaherty ist kaum auszuhalten – wirkt die Ära des Stummfilms störend nach. Der kleine Cäsar hat mit Blick auf seine formalen Kriterien nicht zu einem eigenständigen Ganzen gefunden. Ohne Edward G. Robinson wäre er rasch vergessen worden, da er hinter The Public Enemy klar zurücksteht. Allemal bietet er für Freunde des Gangsterfilms der Dreißiger kurzweilige 79 Minuten Kinogeschichte. W.R. Burnett, der Autor der 1929 erschienenen, gleichnamigen Romanvorlage, schrieb seinerzeit eine Protestnote an Warner Bros., weil das Verhältnis von Bandello und Massara zu einseitigen homoerotischen Spekulationen Anlass gäbe, die im Buch so nicht angelegt waren. Die deutsche Erstaufführung war im März 1970.
Exzellente DVD von Warner Brothers: zahlreiche Tonspuren und Untertitel, darunter Deutsch und Englisch, ungekürzte Laufzeit im Originalformat, bildtechnisch gute Restauration, und haufenweise Extras für den historisch interessierten Cineasten.