Scarface

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Bewertung
****
Originaltitel
Scarface / Scarface: The Shame of a Nation
Kategorie
Pre Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1932
Darsteller

Paul Muni, Ann Dvorak, Karen Morley, George Raft, Osgood Perkins

Regie
Howard Hawks
Farbe
s/w
Laufzeit
90 min
Bildformat
Vollbild
 

 
 
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Der große Mobster der Südseite der Stadt, Big Louis Costillo (Harry J. Vejar), wird im Auftrag des skrupelosen Johnny Lovo (Osgood Perkins) hinterhältig ermordet. Der Täter heißt Antonio “Tony” Camonte (Paul Muni). Er war einst selbst Costillos Leibwächter und steigt nun zur rechten Hand Lovos auf. Der wiederum hat damit das einträgliche Geschäft mit illegalem Alkohol im Süden der Stadt unter seine Kontrolle gebracht. Aber der brutale und ehrgeizige Tony Camonte hat mehr Ambitionen, als Johnny Lovo lieb sein kann, denn er legt sich mit der von O’Hara geführten irischen Gang im Norden der Stadt an. Eigenmächtig beauftragt er seinen besten Freund Guino Rinaldo (George Raft), O’Hara in dessen eigenem Hauptquartier aus dem Weg zu räumen. Indessen macht Tony sogar Lovos Freundin Poppy (Karen Morley) seine Aufwartung, die selbst keineswegs abgeneigt ist, sich mit dem Gangster auf Erfolgskurs einzulassen. Aber Johnny Lovo hat längst verstanden, dass er sich von Tony Camonte nicht an der Nase herumführen lassen darf und ordnet die Liquidierung des unliebsamen Nebenbuhlers an…
 
Das amerikanische Publikum und die Kritiker lieben diesen Film von Howard Hawks bis heute. Er wird in den USA als Meisterwerk gehandelt, der Inbegriff des Gangsterdramas schlechthin und die Vorlage zu Brian de Palmas gleichnamiger Version aus dem Jahr 1983, die selbst zum Kultfilm avancierte. Tatsächlich gibt es in Hawks’ Pre Noir eine Reihe exquisiter Zutaten: Paul Muni spielt Antonio Scamonte, Blaupause des in den 20er Jahren unterm Spitznamen Scarface in Chicago agierenden Gangsters Al Capone, und er tut das mit einer Ausdruckskraft, die Edward G. Robinson in Der kleine Caesar (USA 1931) nd James Cagney in Der öffentliche Feind (USA 1931) in nichts nachsteht. Paul Muni ist der Star des Films. Er drückt ihm seinen Stempel auf. Eine Toppbesetzung bis in Nebenrollen sorgt für wunderbares Ensembleschauspiel: Boris Karloff als irischer Gauner Gaffney, George Raft als loyaler „erster Offizier“ Guino und vor allem auch Ann Dvorak als Tony Camontes Schwester Francesca sind erstklassig. Die Kameraarbeit, die Fotografie und auch die Dramaturgie sind besser als in Mervin LeRoys technisch konservativem Der kleine Cäsar (USA 1931). Und obgleich Howard Hughes, Produzent des Films, und Howard Hawks mit der Zensurbehörde in Konflikt gerieten, ist der Film in seiner Darstellung des Dschungels Großstadt überraschend trocken und hart. Zudem ist das latent inzestiöse Verhältnis von Tony und Francesca, wie es im Finale zum Ausbruch kommt, brillant inszeniert.
 
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Dennoch ergeben sich für den europäischen Zuschauer, sofern die Erwartungen hoch sind, auch Enttäuschungen. Die komödiantischen Elemente durch Camontes Sekretär Angelo (Vince Barnett) sind deplatziert und wirken aus heutiger Sicht flach. Die Geschichte selbst, eine gradlinige Kurve von Aufstieg zu Fall, ist so simpel gerstrickt wie der Charakter Antonio Camontes. Letzterer, legt ihm das Drehbuch auch wunderbare Sätze in den Mund, ist im Vergleich zu einer komplexen Persönlichkeit wie Tom Powers (James Cagney) in Public Enemy eher tumb. In Kombination mit der typisch distanzierten Regie von Hawks fällt es schwer, an seinem Schicksal über die Strecke des Films Interesse zu fassen – zumindest für den Nicht-Amerikaner. Scarface bleibt ein rasanter und mitreißender Gangsterfilm klassischen Zuschnitts, der handwerklich innovativ und stets sehenswert ist. Jener Kultstatus, wie er insbesondere in den USA diesen Film ziert, ist nicht ganz nachvollziehbar. Die deutsche Premiere dieses Klassikers des Gangstergenres fand, man glaubt es kaum, mit dem Titel Narbengesicht am 20. Februar 1981 im Fernsehen statt.
 
Unterm US-amerikanischen Originaltitel Scarface gibt es jeweils eine hervorragend editierte deutsche BD- (2020) und auch DVD-Edition (2005) der Universal Pictures Germany GmbH, die alles bietet, was es zum Genuss eines inzwischen 90 Jahre alten Filmklassikers braucht: ein erstklassig restauriertes Bild, ungekürzte Spielzeit im Originalformat, haufenweise Tonspuren und Untertitel und obendrein eine Reihe sehenswerter Extras, u.a. den original US-Kinotrailer.
 

Pre Noir | 1932 | USA | Howard Hawks | Lee Garmes | Bill Elliott | George Raft | Paul Muni | Tully Marshall | Vince Barnett | Ann Dvorak | Karen Morley

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