Scene Of The Crime

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Scene Of The Crime
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1949
Darsteller

Van Johnson, Arlene Dahl, Gloria DeHaven, Tom Drake, Leon Ames

Regie
Roy Rowland
Farbe
s/w
Laufzeit
94 min
Bildformat
Vollbild

 


 

© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.

Los Angeles, Kalifornien: Es ist spät am Abend, als Police Detective Edward Joseph Monigan (G. Pat Collins) eine Straße hinabläuft und sich mit einem Sreichholz die Pfeife anzündet. Er passiert die vor einem Bauzaun in inniger Umarmung befindlichen Teenager Molly (Mary Jane Smith) und Tim (Thomas E. Breen), die so mit sich beschäftigt sind, dass sie ihn nicht einmal wahrnehmen. Plötzlich wird Monigan auf einen abseits stehenden Mann mit dunklen Flecken auf der rechten Wange und einer verkrüppelten Linken im Handschuh aufmerksam, als zeitgleich ein auf der anderen Straßeseite parkendes Auto ein Hupsignal gibt. Der Fremde will sich in Bewegung setzen, doch Monigan ruft ihn an und fordert ihn auf stehenzubleiben. Er scheint einzuwilligen, zückt im gleichen Augenblick jedoch mit der Rechten einen Revolver und schießt den unbewaffneten Polizisten, der nicht im Dienst ist, mit zwei Schüssen nieder. Dann rennt er über die Straße, springt in den bereitstehenden Wagen und jener rast davon. Molly und Tim begeben sich zu dem am Boden liegenden Monigan, und auch der Inhaber eines Tabakwarengeschäfts (Charles Wagenheim) erscheint kurz auf der Schwelle seines Ladens, blickt nervös zum Tatort und zieht sich wieder zurück, indessen er zugleich das Licht löscht. Tim entdeckt die neben dem toten Beamten liegende, zerbrochene Pfeife… Währendessen freut sich Police Lieutenant Mike Conovan (Van Johnson) darauf, mit seiner Ehefrau Gloria (Arlene Dahl) ihren vierten Hochzeitstag auswärts zu feiern…

 

“Lili, a sizzler at the Fol-de-Rol. A figure like champagne and a heart like the cork.” Im Drehbuch von Charles Schnee (They Live By Night, USA 1948) wimmelt es von knackigen Einzeilern, die in so ziemlich jedem Film Noir der klassischen Periode ihren Platz fänden. Und auf der Leinwand wimmelt es von Nebendarstellern, die dem Filmstil in und aus Hollywood ihre Visagen liehen und ohne welche eben dieser Filmstil nicht der geworden wäre, als den wir ihn heute wahrnehmen: Tom Powers, Anthony Caruso, Richard Benedict, Norman Lloyd und John McIntire sind in ihren Rollen jeweils perfekt besetzt. Das Filmstudio Metro-Goldwyn-Mayer war im Film Noir aber nicht heimisch, und Ausnahmen wie etwa Mervyn LeRoys Der Tote lebt (USA 1941) oder Tay Garnetts Im Netz der Leidenschaften / Die Rechnung ohne den Wirt (USA 1946) hatten trotz Erfolgs an der Kinokasse jeweils den Protest des Studiobosses Louis B. Mayer auf sich gezogen, der auf Musicals und Komödien setzte, möglichst solche mit einem patriotischem Unterton. Doch ab 1949 unterzog sich auch MGM einer Erneuerung. Roy Rowlands Scene Of The Crime ist jenseits des Drehbuchs von seinem Kameramann Paul Vogel (Lady In The Lake, USA 1946) mit einem expressionistisch harten Schwarzweiß in neonerleuchteten Nächten der Großstadt versehen. Seine Stars waren solche, die völlig wider ihre typischen Rollen agierten, als die sie das Publikum der USA kennengelernt hatte. Van Johnson als hartgekochter Mordermittler, Gloria DeHaven als Stripteasetänzerin und Femme fatale: das war seinerzeit eine Überraschung. 

 

© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.

 

Die Qualitäten des Films sind seine Drehorte, die kompetenten Darsteller und eine großteils straffe Dramaturgie, die über eine Strecke von 94 Minuten die Rollencharaktere dezidiert ausgestaltet. In mancher Hinsicht ist Scene Of The Crime ein Vorläufer jener Cop-Thriller der späten 60-er bis 90-er Jahre. Der Fokus auf den Routinen und den Härten der Arbeit im Polizeiapparat, die ständige Gefahr durch unvorhersehbare und schwer berechenbare Situationen in dunklen Zonen der Großstadt und deren Auswirkungen auf das Privatleben der Polizisten, sofern es ein solches denn gibt, bilden eine Palette von Themen für spätere Thriller dieser Art. Aber die Schwäche des Werks ist seine im Kern konservative Grundhaltung, der Rückfall ins banale Cop-versus-Robber-Schema der 30-er Jahre mit einem Finale, das an Howard Hawks‘ Scarface (USA 1932) erinnert, der sich seinerzeit allerdings auf ein Porträt der unbürgerlichen Gegenwelt fokussierte. Mit der Schlusssequenz untermauert Rowlands die im Grunde biedere Gesinnung, die ganz dem Zeitgeist der heraufdämmernden McCarthy-Ära und der US-amerikanischen Staatsräson entsprach und die Stilmittel des Film Noirs, die Drehbuchautor Charles Schnee und Kameramann Paul Vogel in Anschlag brachten, ins Leere laufen lassen. Als Roy Rowland fünf Jahre später seinen Film Noir Heißes Pflaster (USA 1954) für Metro-Goldwyn-Mayer ins Kino brachte, war nicht nur die konservative Haltung sondern auch das Finale dieses Films fast 1 zu 1 von seinem ersten dunklen Thriller aus dem Jahr 1949 übernommen. So bleibt bedauerlich, dass Scene Of The Crime kein besserer, kein richtig guter Film Noir wurde. Im Grunde hätte dazu nicht viel gefehlt.

 

In den USA gibt es eine DVD-R (2013) der Warner Archive Collection mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch exzellent und mit der original englischen Tonspur ohne Untertitel und ohne Extras. Das ist meines Wissens die bis heute (2023) einzige Veröffentlichung des Werks auf einem Bildträger. Unter dem Titel Sumpf des Verbrechens wurde der Film in Deutschland und in Österreich im Fernsehen ausgestrahlt. Er lief demgegenüber nicht im deutschsprachigen Kino.

 


Film Noir | 1949 | USA | Roy Rowland | Anthony Caruso | Don Haggerty | Jeff Corey | Jerome Cowan | John McIntire | Marshall Thompson | Ray Teal | Richard Benedict | Robert Gist | Tom Powers | Van Johnson | William Phipps | Arlene Dahl | Sally Forrest

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