Albino Alligator

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Albino Alligator
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1996
Darsteller

Matt Dillon, Faye Dunaway, Gary Sinise, William Fichtner, Viggo Mortensen

Regie
Kevin Spacey
Farbe
Farbe
Laufzeit
97 min
Bildformat
Widescreen

 


 

Albino Alligator-Poster-web3.jpgAlbino Alligator-Poster-web1.jpgAlbino Alligator-Poster-web2.jpg

© Columbia Pictures Corporation

New Orleans, Louisiana, spät nachts: FBI-Agent Cowens und ein Kollege (Spencer Garrett, Enrico Colantoni) beobachten von einem Lagerhaus das Apartment des kanadischen Waffenhändlers Guy Foucard (Viggo Mortensen), ein weiterer (Doug Spinuzza) hockt mit Helm als Monteur verkleidet an einer spärlich erleuchteten Straßenbaustelle. Als die beiden im Lagerhaus ein Telefongespräch mithören, wird klar, dass Foucard sich um vier Uhr morgens mit einem Geschäftspartner treffen wird, um einen Deal abzuwickeln… In einem riesigen, braunen 1973er Cadillac Sedan DeVille fahren die Schmalspurgangster Dova (Matt Dillon) und Milo (Gary Sinise), zwei ungleiche Brüder, und ihr Kumpel fürs Grobe mit Spitznamen Law (William Fichtner) zu einem Lagerhaus der New Orleans Copper Inc. und brechen ein. Obwohl auf der Tür zu den Büroräumen ein Hinweis zu sehen ist, versucht Dova sie zu entsperren und löst den Alarm aus, woraufhin im 1. Stock das Licht angeht und in der Nachbarschaft Hunde anschlagen. Die drei stürmen Hals über Kopf davon, rasen mit ihrem Cadillac aus der Einfahrt und mit quietschenden Reifen ums Eck. Im Nu streiten sich Dova und Milo darüber, ob man in einem gestohlenen Wagen so schnell fahrend nicht auffalle, indessen Law schweigend Gas gibt… Als Foucard mit einem Aktenkoffer in der Hand ins Auto steigen will, schöpft er Verdacht und wechselt zur Überraschung der FBI-Agenten den Wagen. Er nimmt einen großen, braunen 1988er Lincoln Town Car und rast von dannen…

 

“Albino Alligator comes from a time (…) when you couldn't throw a rock without hitting yet another twisty neo-noir about talkative criminals who like to point guns at one another while speaking in catchy bursts of self-aware dialogue”, schreibt Jason Alley für LetterBoxd und beschreibt ebenso präzise wie sarkastisch jene Zeit, als Quentin Tarantinos Pulp Fiction (USA 1994) einen denkbar ungünstigen Einfluss auf die zweite Hälfte der 90er Jahre nahm. Bis heute einer der am meisten überschätzten Filme der Kinogeschichte von dem nach meiner Einschätzung am meisten überschätzten Autor und Regisseur führte Pulp Fiction dazu, dass jeder Neo Noir bald an einem Übermaß an “Coolness“ krankte, das seine Protagonisten mitunter in Bereiche der Selbstparodie führte. Dabei hat Kevin Spaceys Debüt als Regisseur nach einem Drehbuch von Christian Forte anfangs viel zu bieten. Eine simple Verwechslung jener auffälligen braunen Limousinen, die von Guy Foucard und den drei Dieben jeweils für ihre Flucht benutzt werden, führt dazu, dass sich die Einbrecher in Dino’s Last Chance Bar, einem im Basement gelegenen Etablissement ohne Hinterausgang, von der Polizei umstellt finden und die späten Gäste als Geiseln nehmen. Ironie des Schicksals: Die Polizei ist den drei Dieben überhaupt nicht auf der Spur, da sie einzig auf der Suche nach Guy Foucard ist, der sich gleichfalls unter den Gästen der Bar befindet… Die Dramatik der Geiselnahme besticht vor allem durch die Besetzung, die der nach Erfolgen mit Bryan Singers Die üblichen Verdächtigen (USA/GER 1994) und David Finchers Sieben (USA 1995) im Aufwind befindliche Schauspieler Kevin Spacey für seinen Thriller zusammentrommeln konnte. M. Emmett Walsh, Faye Dunaway, Matt Dillon, Gary Sinise, Joe Mategna und Viggo Mortensen waren längst etablierte Größen des Hollywoodfilms und zeigen in diesem Kammerspiel teils beeindruckend intensive Leistungen.

 

”What do you think?“ – ”Hey, I’m a sociopath, you know what I think.” Nach jenen rasanten 10 Minuten des Auftakts will Spacey der Wechsel zum Geiseldrama à la Der versteinerte Wald (USA 1936) von Archie Mayo, Gangster in Key Largo / Hafen des Lasters (USA 1948) von John Huston oder Dial 1119 (USA 1950) von Gerald Mayer nicht recht gelingen. Allzu zäh und redundant erweist sich die langsam voranschreitende Eskalation zum gewaltvollen Kampf ums Überleben, die Forte und Spacey offenbar im Hinblick auf ein Finale vom Format eines William-Shakespeare-Dramas anvisieren. Die Schauspieler wirken mit ihren energetisch aufgeputschten Rollencharakteren oft wie Akteure im falschen Film, zumal konträr zu den wirren und wilden Emotionen der Gangster im Verhältnis zu den Geiseln die Polizeibeamten auf der Straße nicht nur dilettantische Fehler begehen sondern meist bloß Kaffee trinken und Maulaffen feil halten. Womöglich hätte Kevin Spacey sein Potential weniger verschenkt, hätten Autor Christian Forte und er ihren Film vor demjenigen Quentin Tarantinos gedreht und sich an John Dahl, David Mamet oder James Foley orientiert, allesamt bessere Regisseure mit jeweils einer Liste von Neo-Noir-Thrillern, die ihren Drehbüchern auch in der Umseztung gerecht werden.

 

Es gibt eine sehr gute deutsche DVD-Ausgabe (2004) der Columbia Tristar Home Entertainment mit dem Film ungekürzt im Originalformat, dazu die englische Tonspur und Synchronisationen auf Deutsch, Italienisch und Spanisch, optional Untertitel auf Deutsch, Niederländisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch und Türkisch, das Ganze ohne jegliche Extras.

 


 

Neo Noir | 1996 | USA | Kevin Spacey | Gary Sinise | Joe Mantegna | John Spencer | M. Emmet Walsh | Matt Dillon | Viggo Mortensen | Faye Dunaway

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