Tony Curtis, Joanne Dru, Lyle Bettger, Marvin Miller, Victor Sen Yung
© Universal-International Pictures Inc.
An Deck eines Passagierschiffs beobachtet der US-Amerikaner Eddie Darrow (Tony Curtis) die Einfahrt in den Hafen von Macao an der Südküste des chinesischen Festlands. Über 10.000 Meilen hat er von Philadelphia in Pennsylvania, USA, bis hierhin zurückgelegt. In der “City of Brotherly Love“ erhielt Darrow vom Mobster Bernard “Barney“ Pendleton (Alan Dexter) den Auftrag, die erst nach Hongkong und schließlich nach Macao geflüchtetete Witwe seines ehemaligen Partners Danny Manard, Mrs. Christine Lawrence (Joanne Dru), wieder nach Philadelphia zu bringen. Pendleton hat bewusst Darrow dafür ausgewählt, denn Eddie und Christine waren einst ein Liebespasar und so spekuliert der Gangster darauf, dass jene um Darrows willen bereit sein wird, in ihre Heimat zurückzukehren. Um nichts dem Zufall zu überlassen, lässt er Darrow durch seinen Mann fürs Grobe, Cliff Chalmer (Marvin Miller), überwachen, der sogleich vom Hafen aus ein Telegramm nach Philadelphia sendet, um Pendleton ihre Ankunft in der asiatischen Metropole des Glücksspiels zu verkünden. Darrow lässt sich inzwischen via Rikscha ins Palace Hotel kutschieren, wo er sich ein Zimmer mietet und als erstes versucht, die verschwundene Witwe ausfindig zu machen. Er bekommt einen Tipp, sich im Lisbon Club umzuschauen, einem der Spielcasinos der Stadt, dessen Inhaber Justin Keit (Lyle Bettger) zu den einflussreichen Emigranten der hiesigen Halbwelt zu rechnen ist. Doch Eddies Ankunft dort verläuft anders, als er es vorgesehen hatte…
“I don’t hate life, my friend. I simply consider it – quote – an unpleasant interruption to an otherwise blissful non-existence – unquote. Schopenhauer.“ Es ist mehr als nur ein Film Noir jener klassischen Epoche, der für William Sackheims und Gil Douds Drehbuch vom Reißbrett die Vorlagen lieferte. Besonders auffällig sind die Einflüsse von Charles Vidors Gilda (USA 1946), - der Kameramann war niemand sonst als Rudolf Maté - von Arthur D. Ripleys The Chase (USA 1946) und von Josef von Sternbergs Macao (USA 1952). Und “Einflüsse“ ist zu milde formuliert. De facto ist Strandgut (USA 1953) eine zweitklassige Kopie solcher Filme, bei der einzelne Rollencharaktere aus den genannten Werken in dieser B-Version namens Strandgut wiedererkennbar sind. Nun ist von Sternbergs Macao (USA 1952) selbst kein Meiusterstück, nachdem Howard Hughes, Inhaber von RKO Radio Pictures, dem auf Abenteuer in orientalischen Gefilden (Abrechnung in Shanghai, USA 1941) spezialisierten Regisseur die Kontrolle über den Film entriss und ihn von Nicholas Ray fertigstellen ließ. Schon Macao (USA 1952) verzichtete jenseits von Schnippseln aus Dokumentarfilmen auf Originalschauplätze, und in Strandgut besteht das Macao Ostasiens ganz offensichtlich aus einigen mit chinesischen Schriftzeichen verzierten Studiobauten der Universal Pictures in Hollywood, so dass die Atmosphäre trotz des kompetenten William H. Daniels hinter der Kamera gegen Null geht. Hier könnte man Plakate und Reklamen gegen andere austauschen, und aus Macao würde Chicago oder New York. Die Schauspieler im Zentrum des Films – Tony Curtis, Joanne Dru, Lyle Bettger - sind alle nicht fürs Erscheinen in Film Noirs populär, agieren jedoch kompetent. Es sind eher ihre Rollencharaktere, die klischeehaft und zweidimensional erscheinen und damit hinter denen in den oben genannten Filmen zurückbleiben.
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“Director Rudolph Maté’s 1953 romantic film noir crime drama provides a good change of pace for its star Tony Curtis“, schreibt Derek Winnert und fokussiert sich damit auf die beiden Pluspunkte des Films. Dessen Regisseur Rudolf Maté hatte als Kameramann für Alfred Hitchcock, Ernst Lubitsch und Orson Welles gearbeitet und ab 1949 mit Opfer der Unterwelt (USA 1949) und Das Labyrinth / Menschen ohne Seele (USA 1950) auch als Mann auf dem Regiestuhl zwei Klassiker des Film Noirs vorgelegt. Nicht zuletzt er ist es, der trotz des 08/15-Drehbuchs den Film auf Kurs hält und seine Zuschauer zumindest zu unterhalten versteht. Tony Curtis hatte im Alter von 23 Jahren erste Filmrollen gespielt, unter anderem in Robert Siodmaks Gewagtes Alibi (USA 1949) und in Maxwell Shanes Die Brut des Satans (USA 1949). Unter Rudolph Maté hatte er in dem Abenteuerfilm Die Diebe von Marschan (USA 1951) seine erste Hauptrolle erhalten und kehrte bei Strandgut für eine zweite Kooperation zu Maté zurück. Allemal stellt Tony Curtis hier unter Beweis, dass er außer Mantel-und-Degen-Schwarten und romantischen Komödien etwas zu bieten hat, und so trat er bis 1957 in 5 weiteren Film Noirs auf.
Trotz seines späteren Weltstars Tony Curtis und des allemal soliden Stands im Kanon des Film Noirs der frühen 50er Jahre gibt es von Rudolph Matés Strandgut bis heute weltweit keine BD oder DVD-Edition. Auch auf Filmfestivals oder im Fernsehen ist das Werk nur selten zu sehen.