Du lebst noch 105 Minuten

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
Sorry, Wrong Number
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1948
Darsteller

Barbara Stanwyck, Burt Lancaster, Ann Richards, Wendell Corey, Ed Begley

Regie
Anatole Litvak
Farbe
s/w
Laufzeit
89 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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© Paramount Pictures Corporation
 
New York: Es ist fast 10 Uhr am Abend und die gehbehinderte Leona Stevenson (Barbara Stanwyck) ist im Schlafzimmer ihres luxuriösen Apartments, wo sie vom Bett aus versucht, ihren Mann Henry (Burt Lancaster) im Büro anzurufen. Henry hätte längst Zuhause sein sollen, hat doch das Hausmädchen heute frei. Die Telefonvermittlung kann den Ruf nicht durchstellen, da im Büro der Hörer nicht aufgelegt ist und folglich nur das Besetztsignal ertönt. Nach mehreren Versuchen will Leona aufgeben, als sie aus ihrem Telefon Stimmen vernimmt. Zwei Männer sprechen miteinander, können aber sie nicht hören. Ihr Schrecken ist groß, als sie begreift, dass die beiden den Mord an einer Frau verabreden. Heute um Viertel nach elf ist er geplant und jede Einzelheit wird nochmals durchgesprochen. Just als die Adresse genannt werden soll, bricht der Kontakt ab. Leona versucht erst die Telefonzentrale, danach Sergeant Duffy (Cliff Clark) von der Polizei darüber zu unterrichten und stößt auf wenig Interesse. Kurz telefoniert sie mit ihrem Vater in Chicago, dem reichen Unternehmer James Cotterell (Ed Begley), bei dem auch Henry angestellt ist. Im Anschluss ruft sie Henrys Sekretärin Elisabeth Jernnings (Dorothy Neumann) an, die ihr berichtet, dass eine Mrs. Lord (Ann Richards) im Büro erschienen sei. Henry Stevenson, der sie wohl kannte, habe sich für den Abend mit ihr verabredet…
 
“The prize-winning radio suspense drama that thrilled 40,000,000 people ... now electrifies the screen!” Der Star des Films ist eindeutig Barabara Stanwyck. Seit Billy Wilders Frau ohne Gewissen (1944) war sie die ungekrönte Queen of Film Noir, und es war nicht zuletzt dem Film Noir zu verdanken, dass der Frau im Film ab den Mittvierzigern nochmals eine andere Aufmerksamkeit zuteil wurde. Bette Davis, Joan Crawford, Claire Trevor und eben Barbara Stanwyck bewiesen, auch jenseits der Vierzig, dass zum Schauspiel mehr als Aussehen gehört. Auch sonst punktet Litvaks Thriller nach der damals populären Vorlage eines Rundfunkhörspiels von Lucille Fletcher mit exzellenten Darstellern. Neben Burt Lancaster, in seinen Anfangsjahren geradezu auf Film Noirs abonniert, sind es William Conrad, Ed Begley und Wendell Corey, die dem Zuschauer in guter Erinnerung bleiben. Sie alle gehörten in den Vierzigern zum Stammpersonal vieler hochklassiger Film Noirs. Der in Kiew, Ukraine, gebürtige Exilant und bis heute unterschätzte Regisseur Anatole Litvak hatte nicht nur 1941 mit Blues In The Night und Out Of The Fog bereits zwei frühe Film-Noir-Klassiker geschaffen. Er sollte vielmehr noch im gleichen Jahr 1948 mit Die Schlangengrube sein Meisterwerk präsentieren, ist dieser Blick in die geschlossene Abteilung der damaligen Psychiatrie auch kein Film-Noir-Titel.
 

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© Paramount Pictures Corporation
 
“In the tangled networks of a great city, the telephone is the unseen link between a million lives…”, lesen wir im Vorspann über den Bildern einer Telefonzentrale. Du lebst noch 105 Minuten bedient alle Register des Film Noirs in vorzüglicher Weise. Eine Montage in Rückblenden, eine Gegenwart in quälend gedehnter Realzeit, die unaufhörlich böse Vorahnungen schürt – der Film bannt den Zuschauer von Anfang bis Ende auf die Stuhlkante, derart spannend ist seine Dramaturgie. Vor allem aber sind die Charaktere solche, die für einen Film Noir archetypisch wirken – besessen von Ehrgeiz und Hoffnung, zerfressen von Gier und Neid können sie sowenig miteinander wie ohne einander leben. Lancaster und Stanwyck sorgen für die in ihren Zwischentönen gelungen porträtierte Hassliebe zweier Menschen, Leona und Henry Stevenson, die aus vollends unterschiedlichen Motiven zueinander finden und sich systematisch um das Schöne im Leben zu betrügen wissen. Was sie dafür und was sie dagegen tun, entwickelt der Film an keiner Stelle übertrieben, sondern unterzieht es einer klar und präzise dargestellten Eskalation, die zu guter Letzt den Gesetzen des Dramas ebenso Folge leistet wie denen einer Natur der Dinge. Auf der Matritze der Beziehung zweier Eheleute schimmern auch die systemkritischen Untertöne durch – der maßlose Materialismus des Habenichts’ und die fein gesponnene Überheblichkeit der Besitzenden. Ein hierzulande wenig bekannter, überaus konsequenter Film Noir mit Starbesetzung, der als DVD in Deutschland bis dato nicht erschienen ist.
 
Neben der bereits 2002 in den USA erschienen und vergriffenen DVD-Edition in der Paramount Collection prunkt auch die koreanische DVD, ungekürzt und im Originalformat, mit einem exzellent restaurierten Bild, englischem Originalton und englischen Untertiteln. Die z.Zt. in Deutschland einzig lieferbaren spanischen Ausgaben von Sogemedia und Regia Films liegen uns leider nicht vor.
 

Film Noir | 1948 | USA | Anatole Litvak | Burt Lancaster | Ed Begley | John Bromfield | Leif Erickson | Tito Vuolo | Wendell Corey | William Conrad | Barbara Stanwyck | Kristine Miller

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am 9. März 2013 - 18:31

Permanenter Link

Laser Paradise hat inzwischen eine deutsche DVD in der Reihe Midnight Movies (#08) herausgebracht. Leider unrestauriert und in teilweise extrem schlechter Bildqualität, dazu nur mit deutschem Ton, aber zumindest ungekürzt.

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