Neo Noir
| USA
| 1974
| Robert Towne
| Alan J. Pakula
| Anthony Zerbe
| Hume Cronyn
| Warren Beatty
| Paula Prentiss
Bewertung
*****
Originaltitel
The Parallax View
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1974
Darsteller
Warren Beatty, Paula Prentiss, Hume Cronyn, William Daniels, Walter McGinn
Regie
Alan J. Pakula
Farbe
Farbe
Laufzeit
98 min
Bildformat
Widescreen
© Paramount Pictures Corporation
Am 4. Juli, dem US-amerikanischen Nationalfeiertag, spricht der US-Senator Charles Carroll (William Joyce) auf der Aussichtsplattform der Space Needle in Seattle und wird in aller Öffentlichkeit ermordet. Als Sicherheitsbeamte einem Verdächtigen nachjagen, stürzt der vermeintliche Attentäter in die Tiefe. Zeugen sind unter anderem der Journalist Joseph Frady (Warren Beatty), die Fernsehreporterin Lee Carter (Paula Prentiss) und Senator Carrolls Berater Austin Tucker (William Daniels). Eine mit der Untersuchung des Falls betraute Kommission kommt zu dem Schluss, dass der politische Mord die Tat eines Einzelnen war. Drei Jahre später belegt Lee Carter ihrem Kollegen Frady, dass inzwischen fast alle Zeugen des Attentats ums Leben kamen und wenig später ist sie selbst ebenfalls tot. Joe Frady will nun seinerseits herausfinden, ob die Todesfälle Teil einer Verschwörung sind und fahndet nach dem spurlos verschwundenen Austin Tucker. Ein zuerst hilfsbereit wirkender Sheriff versucht, den Schnüffler Frady zu ermorden. Der Reporter kann ihn aber überwältigen und findet in dessen Haus den Fragebogen einer sogenannten „Parallax Corporation“. Joe Frady gelingt es schließlich, Austin Tucker ausfindig zu machen. Beim gemeinsamen Bootsausflug kommt es zu einem unerwarteten Zwischenfall…
Das ist ein dunkler, ein böser Film, der so radikal konsequent ist wie der ihm verwandte Der Dialog von Francis Ford Coppola aus dem gleichen Jahr. Post Vietnam und post Watergate durchlebten die USA eine Phase tiefer Verunsicherung. Davon legen Filme wie Zeuge einer Verschwörung oder auch Arthur Penns Die heiße Spur (1975) eindrucksvoll Zeugnis ab. Zugleich schließt Alan J. Pakula (Klute, 1971) mit seiner Radikalität an die im Post Noir bereits von John Frankenheimer mit Der Mann, der zweimal lebte (1966) und Botschafter der Angst (1962) geschaffenen Meilensteine cineastischen Unbehagens an. So schwarz wie der Farbfilm Zeuge einer Verschwörung war selten ein klassischer Film Noir – Zelle R 17 (1947) und Die Rechnung ging nicht auf (1956) vielleicht ausgenommen. Genau auf diese Tradition beruft sich Pakula, nur dass er sie wie Penn und Coppola mit einem abgründigen Realismus verbindet (in der Formensprache seiner Kunst das Gegenteil) und das mit gnadenloser Sicherheit.
Zeuge einer Verschwörung ist kein Film mit besonders expliziter Gewaltdarstellung. Er verzichtet auf Schockeffekte. Doch der Eindruck, den er hinterlässt, ist um vieles nachhaltiger, als der Budenzauber vordergründiger Horrorszenarien. Zeuge einer Verschwörung ist ein Drama von zeitloser Qualität, das seine Zuschauer packt und nicht wieder loslässt.
Die DVD-Edition von Paramount Pictures ist rundum empfehlenswert: sauberes Bild, deutscher und original englischer Ton, reichlich Untertitel, dazu den US-Kinotrailer von 1974 als Extra.