Neo Noir
| USA
| 1993
| Jeffrey Reiner
| Billy Bob Thornton
| Mark Pellegrino
| Michael Madsen
| Seymour Cassel
| Patricia Arquette
Bewertung
**
Originaltitel
Trouble Bound
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1993
Darsteller
Michael Madsen, Patricia Arquette, Sal Jenco, Darren Epton, Gregory Sporleder
Regie
Jeffrey Reiner
Farbe
Farbe
Laufzeit
90 min
Bildformat
Vollbild
Harry Talbot (Michael Madsen) saß mehr als 5 Jahre für ein Verbrechen im Gefängnis, für das seine Mittäter Ratman (Rustan Branaman) und Coldface (Billy Bob Thornton) nie zur Rechenschaft gezogen wurden. Jetzt hocken sie des Nachts bei einer Partie Poker zusammen und die Antipathie der Männer ist mit Händen zu greifen. Doch Talbot hat mehr Glück als Verstand und gewinnt nicht nur 5000 US-Dollar sondern obendrein noch Coldfaces Lincoln Continental Cabriolet, ein luxuriöses Gefährt, mit dem sich Harry Talbot nach kurzem Abschied sofort auf den Weg Richtung Nevada begibt. Dort will er sich mithilfe der 5000 Dollar im Pokerspiel ein neues Leben aufbauen und sich endgültig von seiner Vergangenheit verabschieden. Was Harry nicht weiß: Gemeinsam mit ihrem Boss Zand (Paul Ben-Victor) haben die beiden Schergen einen Mann namens Gordo (Vincent Guastaferro) zu Tode geprügelt, der ihnen eine immense Summe Geldes gestohlen hatte. Gordos Leiche liegt im Kofferraum des Wagens, mit dem Talbot inzwischen in Richtung Nevada fährt… In einem schäbigen Spielcasino bringt die Kellnerin Kit Califano (Patricia Arquette) dem Mafioso Johnny Santino (Seymour Cassel) an dessen Spieltisch einen frischen Cocktail, den sie selbst vergiftete. Santino ist bester Laune und in Gesellschaft mehrerer junger Mädchen, aber Kits Plan ist nicht von Erfolg gekrönt. Als die Stripperin Magdalena die Bühne betritt, ergreift Santinos Kumpel Pauley (Monty Hoffman) den Cocktail und trinkt…
”What do you do for a living?“ - ”I used to do nothin’, then I retired.“ Die frühen 90er Jahre waren die Zeit, als der Neo Noir plötzlich wieder Wind ins Segel bekam, besonders nach John Dahls Kill Me Again / Töten Sie mich (USA 1989), einem Werk in der Tradition von Fritz Langs Gehetzt / Du lebst nur einmal (USA 1937), Joseph Lewis’ Gefährliche Leidenschaft (USA 1950) oder Arthur Penns Bonnie und Clyde (USA 1967). John Dahls Mixtur aus Film Noir und Road Movie fand Anklang und auch Nachahmer, etwa mit Carl Colpaerts Delusion (USA 1991), mit Carl Franklins One False Move (USA 1991) und in Anlehnung an Gefährliche Leidenschaft mit Tamra Davis’ Guncrazy - Junge Killer (USA 1992). Das Jahr 1992 brachte mit Reservoir Dogs (USA 1992) den ersten Spielfilm von Quentin Tarantino, nach dessen Drehbuch Tony Scott True Romance (USA 1993) ins Kino brachte, erneut ein Neo Noir mit Rock’n’Roll, Romantik, Zeitgeist und Autofahrten. Billy Bob Thornton, Michael Madsen und Patricia Arquette waren an mindestens einem dieser Filme beteiligt und spielten gemeinsam in dem im Januar 1993 in den USA seine Premiere feiernden Trouble Bound. Aber was sich nicht so übel liest, entpuppt sich im Nu als hanebüchener, epigonaler Mumpitz, an dem über die Länge von 90 Minuten nichts stimmt und nichts fuktioniert. Zu guter Letzt stellte sich mir die Frage, was bitte ein so wunderbarer Schauspieler wie Seymour Cassel hier zu suchen hat.
“It's all been tried before, and it's a plot that has been rehashed more times than any of us can count.” Diese Einschätzung von Eric Profancik für DVD Verdict ist der milde Einstieg in die Analyse des Machwerks. Auch für die Zeit seiner Entstehung ist Trouble Bound mit Klischees vollgestopft, die sich vor allem in den Abziehbildern von Rollencharakteren manifestieren, die durchweg aus der Drehbuchschublade stammen und von denen kein einziger originell ist. Die Wendungen der Handlung sind unlogisch und unglaubwürdig, der Humor ist nicht schwarz sondern albern, die ewigen Autofahrten und immergleichen Dialoge sind ermüdend und per se spannungsarm, vor allem sind die Schauspieler großteils schlecht. Wer nach einem Darsteller sucht, der sein Gesicht für eine größere Menge B-Film-Schrott herzeigt als Nicolas Cage, der dürfte Michael Madsen weit oben auf seiner Liste finden. Pro Jahr tritt er in mindestens 5 bis 7 Filmen auf; allein 2010 brachte es Madsen auf 13 Kino- und zusätzlich 3 Fernsehproduktionen. Man gewinnt das Bild eines Mannes, der von einem Filmset ins nächste läuft, eine Rolle wie die andere - Kamera läuft. Aber auch Patricia Arquette und Billy Bob Thornton sind lahm; außer Cassel ist niemand einer Erwähnung wert. Enervierend ist die Musikuntermalung - Bluesrock, Rhythm’n’Blues und Southern Rock am laufenden Meter, so dass die Liste der Songs wahrscheinlich die der beteiligten Schauspieler übersteigt. Fazit: Unfassbar dümmliches Zeitgeistprodukt jener 90er Jahre, darin ein Quentin Tarantino nur die Spitze des Eisbergs war und sogar dieser Film längst nicht das untere Ende.
Es gibt eine solide DVD-Edition (2003) von Artisan Entertainmernt Inc. (USA, Reginalcode 1) mit dem Film ungekürzt im Originalformat und mit dem englischen Tonspur und optional englischen Unteriteln, ohne Extras. Die deutsche DVD-Ausgabe (2006) der Phoenix Neue Medien GmbH - Tonspuren auf Deutsch und Englisch, aber ohne Untertitel - liegt uns nicht vor.