Neo Noir
| USA
| 1991
| Carl Franklin
| Bill Paxton
| Billy Bob Thornton
| Jim Metzler
| Michael Beach
| Cynda Williams
Bewertung
****
Originaltitel
One False Move
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1991
Darsteller
Bill Paxton, Billy Bob Thornton, Cynda Williams, Michael Beach, Jim Metzler
Regie
Carl Franklin
Farbe
Farbe
Laufzeit
101 min
Bildformat
Widescreen
© Sony Pictures Home Entertainment
Unter den mit der jungen Farbigen Lila Walker (Cynda Williams), genannt Fantasia, befreundeten Drogendealern in Los Angeles richten die beiden ex-Sträflinge Ray Malcolm (Billy Bob Thornton) und Wade „Pluto“ Franklin (Michael Beach), die sich einst im Staatsgefängnis kennen lernten, auf sadistische Weise ein Blutbad an. Sechs Menschen werden ermordet; die Verbrecher erbeuten eine große Menge Kokain und eine erhebliche Summe Bargeld. Fantasia, die mit Ray liiert ist, hatte den beiden Zutritt verschafft. Und nachdem sie mit angesehen hatte, wie ihr Freund die Dealer hinrichtete, schützte sie zumindest deren fünfjährigen Sohn. Doch eine Videoaufzeichnung bringt die ermittelnden Polizisten Lt. Dudley Cole (Jim Metzler) und Detective John McFeely (Earl Billings) auf eine Spur, die sie nach Star City, Arkansas, führt, wo Lila Walker ursprünglich beheimatet ist. Sie nehmen Kontakt zum dortigen Chief Dale Dixon (Bill Paxton) auf, der in seiner Amtszeit noch nie mit derartigen Gewaltverbrechern zu tun hatte. Mit Lila Walker verbindet ihn allerdings mehr, als irgendjemand ahnt. Während Ray Malcolm, Pluto und Fantasia sich auf den Weg machen, trifft Chief Dixon nach dem Eintreffen Coles und McFeelys aus L.A. seine Vorbereitungen für ihren Empfang…
Carl Franklin (Teufel in Blau, USA 1995) serviert nach einem Drehbuch von Billy Bob Thornton und Tom Epperson eine ebenso trockene wie harte Mixtur aus Road Movie und Film Noir. Hier gibt es für die Romantiker unter den Cineasten keinen Funken Hoffnung. Zugleich ist One False Move nicht die Art von bluttriefendem Popcorn-Entertainment, die einen Quentin Tarantino berühmt werden ließ. Der Film zeigt vor allem Interesse an seinen Charakteren, die teils extrem verroht und pathologisch daher kommen, vor allem Michael Beach als Pluto ist überzeugend fies, teils von Trauer und Tragik überschattet sind, was auf Chief Dixon und Lila Walker zutrifft. Deren Konstellation eines Mannes, der dem Gefängnis seiner Herkunft und seiner Vergangenheit nicht entrinnen kann, und der nicht zuletzt deshalb die Gefahr in jener Femme fatale (wider Willen) erst herauf beschwört, ist ein klassisches Film-Noir-Motiv. Das wissen die Autoren so gut wie der Regisseur, und so inszenieren sie es sowohl dialogisch als auch dramaturgisch mit viel Verve und subtilem Gespür für die Gattung. Der resultierende Fatalismus ist gleichermaßen die Antithese zum Neo Noir eines David Lynch. Hier bei Carl Franklin zählen nur die Taten und ihre Kosequenzen, die niemals lange auf sich warten lassen.
Genau der Verzicht auf Elemente der Verherrlichung und Heroisierung aller Gewalt zwischen Verbrechern und Obrigkeit brachte One False Move in den USA positive Kritiken ein. Der berühmte Filmkritiker Roger Ebert beschrieb Franklins Regiedebüt als ein Werk “which begins as a crime story and ends as a human story in which everything that happens depends on the personalities of the characters”. Das trifft den Nagel auf den Kopf, zumal die (allerdings) explizite Darstellung solcher Gewalt vor Härten nicht zurückschreckt. Im Ganzen zwar kein großartiger, doch sehr lohnenswerter Neo Noir eines Regisseurs, dessen späterer Teufel in Blau, wie One False Move von einer stilsicheren musikalischen Begleitung gekennzeichnet, leider weit unterschätzt wurde. Billy Bob Thornton erarbeitete sich im Lauf der Neunziger vor allem als Schauspieler einen Ruf und trat 1997 in dem Neo Noir Confidential (= A Gun, a Car, a Blonde) nach einem Skript von Tom Epperson erneut mit Jim Metzler vor die Kamera.
Exquisite DVD von Comlubia TriStar Home Entertainment mit fünf Tonspuren, darunter Englisch und Deutsch, haufenweise Untertiteln, ungekürzt im Originalformat, bildtechnisch topp, zudem mit einem Audiokommentar Carl Franklins und mit dem Kinotrailer als Extras.