Polizeirevier 21

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
*****
Originaltitel
Detective Story
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1951
Darsteller

Kirk Douglas, Eleanor Parker, William Bendix, Cathy O’Donnell, Horace McMahon

Regie
William Wyler
Farbe
s/w
Laufzeit
99 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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© Paramount Pictures Corporation
 
New York: An einem warmen Sommermorgen bringt Detective Pat Callahan (William „Bill“ Phillips) eine Ladendiebin (Lee Grant) aufs innerstädtische Polizeirevier 21. Dort besorgt Detective Gallagher (Frank Faylen) den Telefondienst, als sich der Anwalt Endicott Sims (Warner Anderson) anmeldet und Lieutenant Monaghan (Horace McMahon) zu sprechen wünscht. Da es sich um den Fall des Abtreibungsarztes Karl Schneider (George Macready) aus New Jersey handelt, wird er an den ermittelnden Detective James McLeod (Kik Douglas) verwiesen, der zu der Zeit aber nicht im Büro ist. Aber Sims lässt sich nicht abwimmeln und er macht dem Lieutenant klar, dass er die Überstellung seines Mandanten an McLeod zu verhindern wünscht, da er zu dem latent gewalttätigen Detective, der Karl Schneider seit einem Jahr unerbittlich im Nacken sitzt, kein Vertrauen hat. Indessen trifft McLeod, der nach einer durchwachten Nacht soeben den des Diebstahls überführten Arthur Kindred (Craig Hill) aufs Revier führen will, auf der Straße seine Ehefrau Mary (Eleanor Parker). Die beiden springen ins Taxi und verabreden sich in der nächsten Stunde zum Frühstück, nachdem ihm Mary mitteilen musste, dass auch ihr letzter Besuch beim Frauenarzt nicht die Diagnose einer Schwangerschaft erbrachte…
 
“I ought to fall on you like the sword of God.” William Wylers brillante Verfilmung eines Theaterstücks von Sidney Kingsley ist einer der wenigen Eindrücke davon, wie der Hollywoodfilm der Fünfziger hätte aussehen können, hätte nicht die erzkonservative McCarthy-Ära seine Entwicklung um Jahre verzögert. Nach Polizeirevier 21, Joseph Loseys Dem Satan singt man keine Lieder (USA 1951) und John Berrys Steckbrief 7-73 (USA 1951) produzierten die Filmstudios Kaliforniens über Jahre hinweg fast nur banalen Zuckerguss mit möglichst patriotischen Implikationen. Der Film Noir verkam zum Kriminalfilm auf B-Niveau, dessen stilistisches Rüstzeug dazu diente, die bösen anti-amerikanischen Buben in tiefe Schatten zu tauchen. Und so mutet es stets als Überraschung an, wenn einem ein Film der frühen Fünfziger eine völlig andere Sicht auf dieses Amerika erlaubt und in der Filmkunst eine Meisterschaft erreicht wird, die man bis zu Stanley Kubrick und Robert Aldrich, also bis etwa 1956 im Hollywoodfilm meist vergeblich sucht. Vielschichtig, dramatisch und bis zuletzt konsequent! 1951 war William Wyler ein Regisseur mit 26 Jahren Berufserfahrung und einem beeindruckenden Katalog exzellenter Filme, darunter die stilbildenden Pre-Noir-Dramen Sackgasse (USA 1937, ebenfalls nach einem Bühnenstück Kingsleys) und Das Geheimnis von Malampur (USA 1940). Sein Film Noir Polizeirevier 21 ist einer der besten seiner Zeit und hat alles, was es braucht. Kirk Douglas als beinhart misanthropischer Detective James McLeod ist eine Film-Noir-Figur par excellence. In der Konfrontation mit einem dunklen Geheimnis aus der Vergangenheit seiner Ehefrau bricht die eigene Tragik in ihm hervor und zwingt ihn zur Auseinandersetzung mit dem Urgrund seines Lebens: “I built my whole life on hating my father. All the time he was inside me, laughing.“ Solche Sätze finden sich nicht in den seichten Western, Krimis und sonstigen Unterhaltungsfilmen jener Fünfziger. In den Händen William Wylers und seines Ensembles erhalten sie gehörig Gewicht.
 
Bild Bild Bild
© Paramount Pictures Corporation
 
Dieses Ensemble vor (und hinter) der Kamera hat es in sich. Es lässt sich von einem Paradebeispiel grandiosen Ensemble Actings sprechen, insofern nichts und niemand aus der Rolle fällt und alle Charaktere derart lebendig sind, dass es eine Freude ist. Kirk Douglas, hierzulande für seine Western und Abenteuerfilme bekannt, zeigt in seinen frühen Film Noirs einige seiner besten Leistungen, so in Billy Wilders Reporter des Satans (USA 1951) und eben hier in Polizeirevier 21. Sein manischer, fanatischer Cop James McLeod ist ein derartiges Seelenwrack, dass er in seiner präzisen Zeichnung noch Laird Cregars Ed Cornell in I Wake Up Screaming / Hot Spot (USA 1941) und Raymond Burrs Mack MacDonald in Pitfall (USA 1948) zu übertreffen weiß. Aber auch viele Nebendarsteller haben großartige Momente, etwa Horace McMahon als Lt. Monaghan, Joseph Wiseman als inhaftierter Charley Gennini und vor allem Lee Grant als Ladendiebin, die für einen Oscar als beste Nebendarstellerin nominiert wurde. Hinter der Kamera sorgen Lee Garmes und John F. Seitz für eine sichtbare Dynamik mit exzellenten Einstellungen, die die Idee eines verfilmten Theaterstücks gar nicht erst aufkommen lassen. Kurzum: Hier stimmt einfach alles. Polizerevier 21 ist ein (wenig bekanntes) Meisterwerk seines Regisseurs und aller daran Beteiligten. Ach ja! William Bendix beweist in jeder seiner Szenen, dass er einer der größten Schauspieler seiner Zeit war und Cathy O’Donnell ist immer und immer wieder ein Genuss. Unbedingt ansehen!
 
Die hervorragende DVD-Edition der Paramount Home Entertainment (2005) bringt den Film ungekürzt und im Originalformat, bildtechnisch erstklassig restauriert, mit wahlweise fünf Tonspuren, darunter Englisch und Deutsch, sowie mehr Untertiteln, als man aufzählen kann. Auch ohne Extras rundum empfehlenswert!
 

Film Noir | 1951 | USA | William Wyler | John F. Seitz | Lee Garmes | Bert Freed | Frank Faylen | George Macready | Gerald Mohr | Kirk Douglas | William Bendix | Cathy O'Donnell | Eleanor Parker | Gladys George | Lee Grant

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am 17. Oktober 2014 - 15:10

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Polizeirevier 21 ist für mich der beste aller NOIR - Filme, Kirk Douglas hat hier eine schauspielerische Leistung vollbracht, welche einem Denkmal der Schauspielkunst gleichkommt - welche sein Sohn niemals erreichen konnte. Ich bin 1934 geboren und hatte diesen Film als junger Mann im Kino gesehen,und erst kürzlich von seinem Erscheinen erfahren, nach diesem Film kann man nur sagen: WAS IST AUS DEM DAMALS GLORREICHEN AMERIKA und seinem Menschen geworden? Ein Montgomery Clift, ein Robert Ryan, ein Burt Lancaster, ein Humphrey Bogart, ein Robert Mitchum, was haben sie uns an darstellerischer Kunst geschenkt und was heute? Ich kann nur jedermann wünschen, diesen Film gesehen zu haben - ebenso Montgomery Clift`s "LEBEN IST LÜGE" hier wird aufgezeigt, welch moralischer Verfall uns erreicht hat. Die genannten und noch mehrere aus dieser Zeit sind meine Idole, und ich danke meinem Schicksal, dass ich diese Filme sehen und besitzen konnte. Zum Diskutieren gebe ich hier eine Mailadresse an: jazzfreund@gmail.com .

Gespeichert von Christoph Horst (nicht überprüft) am 11. April 2018 - 21:07

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Sie haben natürlich recht damit, dass "Polizeirevier 21" ebenso wie einige andere Filme der Dreißiger- bis Fünfzigerjahre grandiose Meisterwerke waren, von denen es heute nicht viele gibt. Nur: Auch damals waren nur wenige Filme tatsächlich erstklassig. An die anderen erinnert man sich halt nicht. Und auch in neuerer Zeit gibt es großartige Filme mit tollen Schauspielerleistungen - für mich ist z.B. das Werk eines Quentin Tarantino dem eines William Wyler, Billy Wilder oder Howard Hawks mindestens ebenbürtig. "Pulp Fiction", "Inglourious Basterds" oder auch "The Dark Knight" von Christopher Nolan wird man auch in fünfzig, hundert Jahren noch sehen. So jedenfalls meine Vermutung.

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