Somewhere In The Night

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Bewertung
****
Originaltitel
Somewhere In The Night
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1946
Darsteller

John Hodiak, Nancy Guild, Richard Conte, Lloyd Nolan, Fritz Kortner

Regie
Joseph L. Mankiewicz
Farbe
s/w
Laufzeit
103 min
Bildformat
Vollbild
 

 

Somewhere In The Night-Poster-web4.jpg Somewhere In The Night-Poster-web3.jpg Somewhere In The Night-Poster-web2.jpg
© Twentieth Century Fox Film Corporation
 
“Somebody turned on a light. It’s a faraway light… but I don’t have to be alone in the dark anymore.” So beginnt der Ich-Erzähler George W. Taylor (John Hodiak), ein im Zweiten Weltkrieg schwer verwundeter Soldat der US-Armee, seine Geschichte, als er noch im Kriegsgebiet in einem Zeltlazarett erstmalig erwacht und langsam zu sich kommt. Später in einem Militärhospital in Honolulu, Hawaii, versucht er sich zu erinnern – an seine Identität aus einem Vorleben, doch George Taylor leidet an Amnesie. In seiner Geldbörse findet er einen Abschiedsbrief, offenbar von einer Frau geschrieben, die ihn einst liebte und nunmehr hasst. Als er auf einem Stützpunkt in Kalifornien schließlich aus der Armee entlassen wird, bekommt er mitgeteilt, dass zufolge seiner Unterlagen bei der Armee das Martin Hotel in Los Angeles seine letzte bekannte Privatadresse ist. George Taylor begibt sich dorthin und tritt in die Schuhe eines ihm fremden Lebens. Der Portier des Hotels (Charles Marsh) kann ihm nichts über einen George Taylor verraten. Doch bei der Gepäckaufbewahrung am Busbahnhof holt er mit einem alten Schein eine vor Jahren deponierte Aktentasche ab. Sie enthält eine Pistole und den Brief eines Freundes namens Larry Cravat, der ihm auf ein Bankkonto hinweist¸ das 5000 US-Dollar enthält. Aber der Bankangestellte (Jeff Corey) hält ihn bei Erwähnen des Namens Larry Cravat lange hin. George Taylor wird misstrauisch, kriegt fast Panik und begibt sich unverrichteter Dinge in das Türkische Bad, auf dessen Briefpapier Cravat seine Nachricht verfasst hat…
 
Dieser klassische Film Noir, der zweite Film des später mit Alles über Eva (1950) zu Weltruhm gelangten Regisseurs Joseph L. Mankiewicz, wird von der Kritik und vom Publikum gern übersehen. Vielleicht liegt es an den seinerzeit teils namhaften Darstellern, die heute kaum jemand kennt. Richard Conte wurde zwar im Film Noir zu einem Mann für Hauptrollen, doch mit dem Ende des Noir-Zeitalters verschwand er ab 1957 zusehends von den Kinoplakaten. John Hodiak, der hier eine gute Leistung abliefert, wurde nie der Leinwandstar, auf den das Studio Twentieth Century Fox gehofft hatte, vergleichbar Mark Stevens. Auch Nancy Guild verschwand bald wieder von der Bildfläche – Somewhere In The Night war der erste von nur acht Spielfilmen, in denen sie überhaupt mitwirkte. Als Sängerin steuert sie hier sogar Jimmy McHughs signifikanten Jazzsong In The Middle Of Nowhere bei. Fritz Kortner, als Anzelmo bzw. „Dr. Oracle“ schlicht großartig, österreichischer Schauspieler, Autor und Regisseur, der seit 1915 vor der Kamera stand, ist heute jemand aus den Analen der Filmgeschichte. Dass der Film in Deutschland nie ins Kino kam und erst im Oktober 1977 im Fernsehen uraufgeführt wurde, hat sicher mit dem Kontext des Zweiten Weltkriegs zu tun. Deutschland vermied die Aufarbeitung des Dritten Reichs durch Kulturmedien lange Zeit konsequent – auch Orson Welles’ Die Spur des Fremden / Der Fremde (USA 1946) oder Robert Wises The House On Telegraph Hill (USA 1951) kamen nicht ins deutsche Kino.
 
Bild Bild Bild
© Twentieth Century Fox Film Corporation
 
Somewhere In The Night ist ein geradezu exemplarischer Film Noir. Die simple Tatsache der Amnesie durch eine Kriegsverletzung stellt für den Kriegsheimkehrer George W. Taylor die Wirklichkeit der eigenen Lebensumgebung vollends in Frage. „But I don’t have to be alone in the dark anymore“, hatte er sich bei seinem Erwachen im Zeltlazarett einst gedacht, aber genau das ist falsch, denn Dunkelheit bestimmt sein Leben fortan. Dass er zuletzt selbst nicht unbedingt ist, der er vielleicht hoffte zu sein, ermöglicht die für den Film Noir so typische Begegnung mit den inneren Dämonen, die sich von Billy Wilders Frau ohne Gewissen (1944) über Fritz Langs Heißes Eisen (1953) bis zu Neo-Noir-Werken von David Lynch, John Dahl oder Nash Edgerton als roter Faden durchs Noir-Kino ziehen. Wer aber sind die Anderen? Kann man überhaupt jemandem vertrauen? Mankiewicz war immer ein Autor, der bis in seine Spätphase deutlich machte, dass ein guter Film auf einem guten Skript beruht. An der Adaption des vorliegenden soll angeblich sogar W. Somerset Maugham mitgewirkt haben. Am Ende ist der Film kein Meisterwerk, die Handlung überfrachtet und von Elementen durchsetzt, die auch anderswo zu finden sind. Aber sowohl John Cromwells Späte Sühne / Ein Mensch verschwindet (1947) als auch  Robert Floreys (fast epigonenhafter) Herr der Unterwelt (1949) scheinen vom Plot dieses zu Unrecht vergessenen, frühen Thrillers von Joseph L. Mankiewicz beeinflusst. Dem Film-Noir-Freund durchaus zu empfehlen!
 
Die ab 2005 in England als Studio Classics und in den USA als Fox Film Noir heraus gekommenen DVDs der Twentieth Century Fox Film Corporation sind exzellent - bis hin zum Cover unter Verwendung der original Kinoplakate. Somewhere In The Night ist hier keine Ausnahme, d.h. Tonspuren auf Englisch oder Italienisch, Untertitel wahlweise Deutsch, Englisch, Italienisch, Holländisch, Französisch, bildtechnisch topp und ungekürzt im Originalformat. Extras gibt es keine.
 

Film Noir | 1946 | USA | Joseph L. Mankiewicz | W. Somerset Maugham | Fritz Kortner | Harry Morgan | Jeff Corey | John Hodiak | John Kellogg | John Russell | Lloyd Nolan | Richard Benedict | Richard Conte | Sheldon Leonard | Whit Bissell | Nancy Guild

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