James Garner, Gayle Hunnicutt, Carroll O‘Connor, Rita Moreno, Sharon Farrell
© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.
Los Angeles, Kalifornien: Im Auftrag der aus Kansas stammenden Orfamay Quest (Sharon Farrell) fährt Privatdetektiv Philip Marlowe (James Garner) in seinem 1963-er Plymouth Sport Fury zu einer in Strandnähe gelegenen Absteige, um nach ihrem Bruder Orrin (Roger Newman) zu suchen. Über die Veranda findet er in das Innere des heruntergekommenen Hauses, wo der Portier Haven Clausen (Warren Finnerty) auf einer Chaiselongue Mittagsschlaf hält. Marlowe überprüft das Gästeverzeichnis, weckt ihn und erklärt, dass er Orrin Quest sprechen wolle, weshalb er den Hausschlüssel brauche. Als Clausen erkennt, dass sein Besucher kein Polizeibeamter ist, greift er zum Telefon und versucht Dr. Vincent Lagardie (Paul Stevens) anzurufen. Der ist nicht erreichbar und Marlowe macht nun unmissverständlich klar, dass er den Schlüssel wolle. Damit geht er in den ersten Stock und öffnet das Zimmer 214. Hier findet er Grant W. Hicks (Jackie Coogan) vor seinem geöffneten Reisekoffer beim Packen. Als der realisiert, dass jemand im Türrahmen steht, versucht er nach seiner im Koffer liegenden Pistole zu greifen, doch der Privatdetektiv ist schneller. Hicks erklärt, dass er aus 215 in das Zimmer umgezogen sei, welches Quest bereits vor Tagen aufgegeben habe und Marlowe ist fürs erste zufrieden. Grant Hicks nimmt seinen Koffer und geht; Marlowe durchsucht das Zimmer, findet aber nichts. Als er in die Portiersloge zurückkommt, liegt Haven Clausen mit einem Eispickel im Nacken tot auf der Chaiselongue…
“I’m a trained detective.” – “That's your exit line, Marlowe. Follow it out.” Die Rückkehr der Protagonisten des Film Noirs und ihrer urbanen Schauplätze begann schon Mitte der 60-er Jahre. Über die nächsten 4, 5 Jahre hinweg entwickelte sich der Neo-Noir Thriller langsam doch stetig zu einem repräsentativen Filmstil seiner Zeit. Und sofort war auch der Privatdetektiv wieder auf der Kinoleinwand präsent. Jack Smights Ein Fall für Harper (USA 1966), Gordon Douglas‘ Der Schnüffler (USA 1967), John Guillermins Der Gnadenlose (USA 1967) und Blake Edwards‘ Gunn (USA 1967) etablierten im “Summer of Love“ den Private Eye in Technicolor und im Breitwandformat als einen ebenso aus der Zeit gefallenen Antihelden, wie er bereits in den frühen 40er Jahren seinem Publikum vorgestellt worden war. Nur 10 Jahre zuvor war er ins deutlich harmlosere Format der TV-Serie verbannt worden und hatte als Richard Diamond, Privatdetektiv (USA 1957-1960), als Mike Hammer (USA 1958-1959) oder als Johnny Midnight (USA 1960) stets in Schwarzweiß ein Schattendasein gefristet. Sogar Raymond Chandlers Philip Marlowe, Ikone des klassischen Film Noirs schlechthin, gab mit Philip Carey in der Hauptrolle des Privatdetektivs Philip Marlowe (USA 1959-1960) in 26 Episoden ein kurzlebiges Gastspiel. Mit Der Dritte im Hinterhalt trat James Garner in die Fußstapfen Dick Powells, Humphrey Bogarts, Robert und George Montgomerys und eben auch Careys. Garner war längst etabliert, hatte einst mit der TV-Serie Maverick (USA 1957-1962) im Fernsehen den Durchbruch erlangt und sich in den 60-er Jahren auch in Hollywood einen Namen erworben. Mit ihm transferierte Paul Bogart Chandlers Detektiv der 40-er und 50-er Jahre in die Ära von Popmusik und Hippieschick. Dabei hat Garner wie zuvor auch Craig Stevens in Gunn (USA 1967) trotz seiner Coolness ein zentrales Problem: Indessen der Philip Marlowe der 40-er Jahre im Kontext seiner Zeit ein quasi unbürgerlicher Loner war, erscheint er im Jahr des Woodstock Music and Arts Festivals und Dennis Hoppers Easy Rider (USA 1969) mitunter wie ein vorlauter aber konservativer Polizeibeamter ohne Dienstmarke.
© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.
“I'm Dolores... with an 'O.' Dolores Gonzáles.” - “Isn't that Spanish for pain?” Es ist Raymond Chandler selbst, es sind seine Einzeiler und ihr Sarkasmus, die Der Dritte im Hinterhalt, eine Verfilmung von Chandlers Roman The Little Sister (EA 1949, auf Deutsch 1953 als Die kleine Schwester), über eine Strecke von 96 Minuten auf einem angemessenen Niveau halten. Mehr als das ist leider nicht drin, da Paul Bogart und James Garner die Vorlage Chandlers beizeiten vom Grad des schwarzen Humors ins Komödiantische abrutschen lassen, wie u.a. ein überflüssiger Auftritt der Kampfsportlegende Bruce Lee belegt. Am Ende ist Der Dritte im Hinterhalt, gemessen an seinen Vorgängern, eine lediglich mittelprächtige Raymond-Chandler-Adaption. Mit Elliott Gould als Marlowe sollte Robert Altman den Antihelden an seinen Ort am gesellschaftlichen Rand zurückführen, insofern er in Der Tod kennt keine Wiederkehr (USA 1973) schlicht ein Außenseiter ist. Zwei Jahre darauf kehrte Robert Mitchums Philip Marlowe in Dick Richards‘ Fahr zur Hölle, Liebling (USA 1975) ins Los Angeles des Jahres 1941 zurück. In einer Episode der englischen TV-Serie Philip Marlowe, Private Eye – Season 1 (UK/USA 1983) zelebrierte Gayle Hunnicutt eine bemerkenswerte Reminiszenz an ihr Erscheinen als Femme fatale im Universum Raymond Chandlers. Und James Garner sollte im Fernsehen einmal mehr als Privatdetektiv seine v.a. in der Bundesrepublik Deutschland bekannteste Rolle spielen: Detektiv Rockford – Anruf genügt (USA 1974 – 1980) brachte es auf 6 Staffeln mit insgesamt 119 Einzelfolgen.
In den USA gibt es in der Warner Archive Collection unter dem US-Originaltitel Marlowe eine DVD-R (2014) mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch gut und mit der original englischen Tonspur ohne Unteritel und ohne Extras. Als Marlowe, detective muy privado existiert eine spanische DVD-Ausgabe (2014) von Feel Films, ungekürzt und im falschen Bildformat (Vollbild 4:3) mit englischem Originalton und mit spanischer Synchronisation, dazu mit optional spanischen Untertiteln ohne Extras. Unter dem fantasievollen Titel Detektiv Marlowe gegen den kleinen Drachen gibt es eine deutsche DVD (2008) der Schröder Media HandelsgmbH & Co. KG, die Bruce Lee als vermeintlichen zweiten Hauptdarsteller in Bild und Schrift auf dem Frontcover platziert. Ungekürzt im Originalformat, mit der deutschen Synchronisation und mit den englischen Tonspur ist der Film zumindest komplett. Man sollte aber wissen, dass Bruce Lees Nebenrolle als Killer Winslow Wong in nur zwei Auftritten zusammen exakt 4 Minuten und 30 Sekunden (!) umfasst.