Do You Know This Voice?

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Bewertung
****
Originaltitel
Do You Know This Voice?
Kategorie
Post Noir
Land
UK
Erscheinungsjahr
1964
Darsteller

Dan Duryea, Isa Miranda, Gwen Watford, Peter Madden, Barry Warren

Regie
Frank Nesbitt
Farbe
s/w
Laufzeit
80 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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London, England: Im Schutz der Nacht steht jemand in einem Trenchcoast in einer Telefonzelle an einer Straßenecke und teilt den Eltern des gekidnappten Eliteschülers Michael Wilson mit, dass sie morgen Mittag erneut angerufen würden… Indessen weilt Superintendent Hume (Peter Madden) von Scotland Yard mit seinem Assistenten Detective Sergeant Connor (Barry Warren) bereits bei Mr. und Mrs. Wilson (Shirley Cameron, Alan Edwards) im Wohnzimmer und versucht die Entführung des Jungen am gestrigen Nachmittag zu rekonstruieren. Die Mutter gibt ihm zu verstehen, dass Michael tagtäglich die 15 Minuten von der Schule nach Hause laufe, die Gegend sei sicher und die Lehrerin achte darauf, ihre Schüler pünktlich zu entlassen. Nie habe man irgendwas zu befürchten gehabt. Nachdem er die örtliche Polizei verständigt hatte, fügt Mr. Wilson hinzu, habe man den ersten Anruf erhalten, in dem die Entführer die Summe von 2.000 britischen Pfund gefordert hätten, welche die Wilsons, die ihren letzten Penny in die Erziehung ihres Kindes steckten, jedoch nicht besitzen. Nachdem Hume und Warren sich noch ein Foto und eine Beschreibung des Kindes geben ließen, erklärt Hume, dass er den Anruf der Kidnapper nachzuverfolgen und den Standort des Telefons zu ermitteln hoffe und zudem das Foto Michaels in den Morgenzeitungen veröffentlichen lassen werde. Am nächsten Morgen sind Connor und Hume schon im Auto auf dem Weg zu den Wilsons, als sie während der Fahrt per Funk eine schockierende Nachricht erreicht…

 

“Very Noirish and lots of uncomfortable emotion and interpersonal conflict”, resümiert Gary Tooze für DVD Beaver in aller Kürze und skizziert auf solche Weise die überraschenden Qualitäten dieser B-Produktion, der man ihr schmales Budget ansieht und die zugleich mit der Expertise aller beteiligten Darsteller, mit ihren Drehorten im Londoner Stadtteil Southall und mit der in Nachtsequenzen exzellenten Kameraarbeit von Arthur Lavis (Up The Junction, UK 1968) versucht das Maximum herauszuholen. Der Film ist eine Adaption des gleichnamigen Kriminalromans (EA 1960) der US-Autorin Evelyn Berckman und hat demgegenüber oft den Charakter eines Theaterstücks. Das liegt vor allem an der pointierten Nutzung der direkt benachbarten Häuser von John Hopta (Dan Duryea), ehemals Krankenpfleger, und dessen Ehefrau (Gwen Watford) einerseits und der aus Italien stammenden Mrs. Marotta (Isa Miranda) andererseits, einer alleinstehenden, liebenswürdigen Dame mit einer Vorliebe für Hauskatzen. Dan Duryea war seit Gefährliche Begegnung / Der Erpresser (USA 1944) im klassischen Film Noir in Hauptrollen aufgetreten, hatte Hollywood ihm auch nie viel Anerkennung zukommen lassen. In den 50er Jahren gab er in Western und Film Noirs den Fiesling und Bösewicht; auch hatte er mit Gangster-Syndikat (UK 1953) wie seine US-amerikanischen Kollegen Dane Clark, Paul Henreid, Mark Stevens und George Raft bereits einen ersten Brit Noir abgeliefert. Isa Miranda wurde in ihrer Heimat Italien nach einem Debüt im Jahr 1933 schnell zum Filmstar und arbeitete zum Ende des Jahrzehnts auch in Hollywood, etwa mit Ray Milland in Hotel Imperial (USA 1939). Noch in den 60er und 70er Jahren war sie in vielen europäischen Produktionen in Nebenrollen zu sehen. Sie und Dan Duryea zeigen in dem eingangs unscheinbaren Post Noir Do You Know This Voice? als Akteure ihre Klasse und es ist noch heute ein Genuss, ihnen dabei zuzusehen.

 

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Regisseur Frank Nesbitt und die British Lion Film Corporation hatten Dan Duryea im Frühjahr des Jahres bereits in Walk A Tightrope (UK 1964) in die Kinos gebracht, in einem deutlich schwächeren Post Noir, der Duryea ebenfalls in der Rolle eines amoralischen Psychopathen zeigte. Do You Know This Voice? hatte seine Premiere im Dezember des Jahres im britischen Fernsehen und lief lediglich international im Kino (die DVD-Edition zeigt den Film im originalen Widescreen-Format 1.66:1) und  in Deutschland leider gar nicht. Das ist bedauerlich, denn das Kammerspiel um die Entführer eines Kindes, die sich in ihrem kleinbürgerlichen Alltag in eine schier absurde Amoralität und Egalität hineinsteigern, die sie selbst einen Mord als Ausweg aus ihrer Klemme in Erwägung ziehen lassen, rangiert an der Grenze des Unheimlichen. Dan Duryea blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1968 (mit lediglich 61 Jahren) ein vielbeschäftigter Schauspieler in Western und im US-Fernsehen. Frank Nesbitt beendete seine Filmkarriere bereits in den frühen 70er Jahren, indessen Isa Miranda bis zu ihrem Tod im Jahr 1982 vor der Kamera stand. Der heute obskure Do You Know This Voice? ist eine echte Entdeckung in jenen Archiven des britischen B-Films jener Jahre und ist Freunden eines dunklen, vom Film Noir beeinflussten Dramas, die sich am geringen Budget der Produktion nicht stören, allemal zu empfehlen.

 

Es gibt eine empfehlenswerte DVD-Ausgabe (2016) der britischen Network Ltd. in deren Reihe The British Film als Lizenz der StudioCanal Ltd.mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild und tontechnisch gut restauriert und mit dem englischen Originalton, leider ohne Untertitel und auch ohne jegliche Extras.

 


 

Post Noir | 1964 | UK | Frank Nesbitt | Dan Duryea

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