Jayne Mansfield, Anthony Quayle, Carl Möhner, Peter Reynolds, Barbara Mullen
London, England, im September 1955: In einem heruntergekommenen Hotelzimmer, eine Leuchtreklame vor dem Fenster, steigt Jim Maxton (Anthony Quayle) aus dem Bett und schnappt sich sein Hemd. Indessen lässt Billy (Jayne Mansfield) den Rauch ihrer Zigarette über den Ort ihrer Liebe wehen und steht gleichermaßen auf. Er müsse einzig den Wagen fahren. Den Rest könne er getrost ihr und Kristy (Carl Möhner) überlassen, versucht die junge Frau ihren Liebhaber zu überzeugen: bei dem geplanten Überfall gehe es doch immerhin um 50.000 Pfund. Jim ziert sich, aber Billy drückt sich in seine Arme und erinnert ihn daran, dass sie dann endlich die Farm kaufen könnten. Joey (Peter Pike), der Sohn des Witwers, würde dort völlig anders aufwachsen, und außerdem sei es für sie beide eh der allerletzte Coup… Plötzlich schlägt die Tür auf und Kristy kommt herein, ohne sich zu entschuldigen. Jim sei mit von der Partie lässt Billy ihn wissen, und der unfreundliche Ganove instruiert Jim, am Freitag pünktlich zur Stelle zu sein. In einem schäbigen Apartment hocken Kristy, Buddy (Peter Reynolds), Spider (John Bennett) und Rick (John Stratton) um einen Tisch und spielen Karten, trinken Bier, rauchen Zigaretten. Als Billy hereinkommt, wird den anderen Ganoven plötzlich klar, dass der fünfte im Bund kein Mann sondern eine Frau ist und dass es mit Jim sogar einen sechsten Gauner gibt. Aber Jim Maxton ist von vornherein lediglich als ein Bauernopfer eingeplant, so Kristy zu Spider, Prügelknabe für die Ermittler von Scotland Yard…
Als die 22-jährige Jayne Mansfield im Jahr 1955 unter der Regie von Paul Wendkos in dem Film Noir Ein Toter lügt nicht (USA 1957) als Waisenkind Gladden an der Seite ihres Vormunds, des Diebes Nat Harbin (Dan Duryea), eine dramatische Rolle spielte, war ihr Schauspiel überzeugend unaufdringlich. Allerdings dauerte es zwei Jahre, bis sich die Columbia Pictures Corporation entschloss, den für seine Zeit ungewöhnlich harschen und ohne Hollywood-Glamour auskommenden Streifen zu veröffentlichen. Letztlich kam er ins Kino, weil Jayne Mansfield 1957 inzwischen mit Erfolg als Sex-Symbol vermarktet wurde, eine Westentaschenausgabe Martilyn Monroes und mit allen Attributen ausgestattet, welche die Männerwelt nach Einschätzung des Filmmarketings gern auf der Kinoleinwand bewundern wollte. Zur Zeit von John Gillings Sie pfiff – und die Kerle kuschten, ein unfassbar dämlicher deutscher Verleihtitel, war ihr Stern bereits im Sinken und wie manche US-Filmstars vor ihr - etwa Lizabeth Scott, Scott Brady, Paul Henreid, Dane Clark oder Lloyd Bridges - musste sie nach England ausweichen, um in der Besetzungsliste nochmals auf dem ersten Platz zu landen. Mit Blick auf die Riege ihrer Mitstreiter, Peter Reynolds, Edward Judd und Anthony Quayle sind fantastisch, und mit Blick auf die Drehorte in London zählt Sie pfiff – und die Kerle kuschten eindeutig zu den besseren Werken seines Regisseurs John Gilling. Jayne Mansfield allerdings, die hier in Sachen Sex-Appeal in die gleiche Kerbe schlägt wie die in England zu der Zeit überaus populäre Diana Dors (Die Fahrt in den Abgrund, UK/USA 1957), erweist sich als völlig fehlbesetzt und erstaunlich talentfrei. Ihre Versuche, als knallharte Femme fatale und Gangsterbraut zu firmieren, sind mitunter unfreiwillig komisch und an der Grenze zur Satire.
© Renown Pictures Ltd.
”I’m gonna put the cat among the pigeons. Kick’em in the teeth, and then kick’em again, when they fold up.” Die Dialoge und teils auch der Handlungsverlauf sind mit dem Quantum zusätzlicher Sorgfalt auf den Weg gebracht, das gerade Gilling immer verissen ließ. Doch an mehreren Schnittstellen ist so richtig der Wurm drin. Genau 5 Jahre sitzt Jim Maxton für seine Beteiligung am Raubüberfall auf einen Geldtransporter im Zuchthaus, nachdem er die 50.000 Pfund Sterling an einer nur ihm bekannten Stelle verbuddelte. In der Zeit betätigen sich die 5 Gauner unter Billys Führung erfolgreich als Überfallkommando auf Banken, Juweliere und Geldtransporte. Sie leben auf großem Fuß und sind Inhaber einer Striptease-Bar namens The Harlequin Club. Einmal abgesehen davon, dass sie dämlich genug waren, ihr Bauernopfer einst mit dem Geld davonfahren zu lassen, gehen sie, um sich die Beute zurückzuholen, nach Maxtons Entlassung aus der Haft ein immenses Risiko ein. Dabei lassen sie sich dazu hinreißen, dessen sechsjährigen Sohn zu entführen, wohl wissend, dass ihnen die Polizei bereits an den Fersen klebt… Das ergibt alles in allem wenig bis gar keinen Sinn, zumal immer unklarer wird, inwieweit und warum Billy bei der Bande die Zügel in der Hand hält. Letztere engleiten ihr sukzessive, so dass das Finale komplett ohne Jayne Mansfield auskommt und die Schlusssqequenz noch den geduldigsten und nachsichtigsten Connaisseur des Brit Noirs aufstöhnen lässt.
Der seltene Film erschien via Renown Pictures Ltd. als DVD (2011) und zwar nur in dieser Ausgabe ungekürzt und zwar sowohl bild- als auch tontechnisch adäquat restauriert, mit der original englischen Tonspur ohne Untertitel und auch ohne Extras. Die gleiche Ausgabe ist zudem auch Teil der 3-CD-Box (2017) The Renown Pictures Crime Collection Volume One mit insgesamt 10 Filmen und einer Spielzeit von 656 Minuten. Eine zuvor unter dem US-Titel It Takes A Thief via Orbit Media in England erschienene DVD (2007) bringt den Film um ganze 21 Minuten (!) gekürzt und in miserabler Bildqualität.