Toter lügt nicht, Ein

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Bewertung
****
Originaltitel
The Burglar
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1957
Darsteller

Dan Duryea, Jayne Mansfield, Martha Vickers, Peter Capell, Mickey Shaughnessy

Regie
Paul Wendkos
Farbe
s/w
Laufzeit
90 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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© Columbia Pictures Corporation
 
Bei einer Wochenschau im Kino verfolgt Nathaniel Harbin (Dan Duryea) einen Bericht über die Erbin des Vermögens und Anwesens eines verstorbenen Millionärs. In Philadelphia unterhält Schwester Sara (Phoebe Mackay) eine esoterische Sekte, die sich nach außen einen humanitären Anstrich gibt. Tatsächlich ist Sara durch das Erbe steinreich geworden und verwahrt eine Halskette von unermesslichem Wert in einem Safe in ihrem Haus. Mit seinen Kumpanen Baylock (Peter Capell) und Dohmer (Mickey Shaughnessy) plant Hardin, die reiche Scharlatanin um genau diese Kette zu erleichtern. So schickt er seine Stiefschwester Gladden (Jayne Mansfield) als hilfebedürftiges Mädchen in die Villa der Sekte, um deren Räumlichkeiten auszuspähen und einen Plan davon anfertigen zu können. Das Vorhaben gelingt und Gladden kann sogar Auskunft geben, wann genau Sister Sara beim Sehen der Fernsehnachrichten ihrer Gewohnheit gemäß nicht im Schlafzimmer mit dem Safe sein wird. Harbin, Baylock und Dohmer machen sich von ihrem nahe einer Eisenbahnstrecke gelegenen Versteck auf den Weg zur Villa. Zuerst geht alles wie geplant. Nat verschafft sich geradezu mühelos über das weit oben gelegene Schlafzimmerfenster Zugang zum Safe und beginnt, letzteren aufzubohren. Aber plötzlich gibt Baylock von unten ein Lichtsignal, das Alarm anzeigt. Eine Polizeistreife ist auf das geparkte Auto der Diebesbande aufmerksam geworden und sucht nun deren Fahrer und Besitzer…
 
Während die Rezension bei Film Noir of the Week im Vergleich mit der Romanvorlage von David Goodis dessen eigene Adaption als Drehbuch kritisiert, das Schauspiel und teils den Stil des Films hingegen lobt, zeigt sich Tony D’Ambra in seiner Besprechung für Filmsnoir.net  gegenüber dieser B-Produktion von Columbia Pictures weit aufgeschlossener: “One of the few films where David Goodis adapted his own novel for the screen, The Burglar is a brooding story where decency is a ‘dark passage’ to destruction.“ Sicher, der Film ist inkonsistent, das ist richtig. Nahezu grandiose Szenen – Einbruch und Diebstahl, Nathaniels Traum von seiner Kindheit, das Finale im Steel Pier von Atlantic City – wechseln mit weniger gelungenen. Im Sommer 1955 gedreht, kam der Film erst zwei Jahre später ins Kino und präsentiert auf seinen Plakaten eine (durch The Girl Can’t Help It (USA 1956) dann populäre) Jayne Mansfield, wie sie hier nicht auftritt – als blonden Vamp. In Ein Toter lügt nicht ist sie als Gladden, Tochter des Einbrechers Gerald und jetzt unterm Schutz ihres Stiefbruders Nat, ein schüchternes, etwas weltfremdes Mädchen aus kleinen Verhältnissen. Solche Rolle spielt sie keinesfalls schlecht, zumal ihr paradoxerweise das fehlende Schauspieltalent zu Hilfe kommt. Im Grunde gilt, was für Marilyn Monroe, die (typisch für die 50er) ebenfalls zum Sexsymbol degradiert wurde, mit wenigen Ausnahmen ebenfalls gilt, dass nämlich Jayne Mansfield die beste(n) Rolle(n) zu Beginn ihrer Karriere spielte. Natürlich ist es Dan Duryea, der das komplexe Portrait Nathaniel Harbins bravourös auffaltet und hier zu Recht im Zentrum steht. Zudem sollten Peter Capell und Mikey Shaugnesy nicht unerwähnt bleiben, die als nahezu unbekannt gebliebene Darsteller einiges an Ecken und Kanten zeigen.
 
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© Columbia Pictures Corporation
 
Mich erstaunt, dass Ein Toter lügt nicht  - der deutsche Verleihtitel ist mir stets ein Rätsel - im Vergleich mit vielen B-Filmen seiner Zeit oft schlechte Kritiken bekommt. Sicher hat sich der Debütant Paul Wendkos ganz offensichtlich von Orson Welles, namentlich von dessen Die Lady von Shanghai (USA 1947), sowie von Alfred Hitchcock und Fritz Lang inspirieren lassen. Doch für mich ist diese David-Goodis-Verfilmung deutlich besser als etwa Nightfall (USA 1957) von Jacques Tourneur, der viel glatter daher kommt und dessen Figuren den allzu typischen Kriminalgeschichten ihrer Zeit entsprungen sind. In Ein Toter lügt nicht sind die Charaktere bizarr und dunkel, werden sie von Nöten und Zwängen ihres eigenen Inneren voran getrieben und nicht so sehr von äußeren Schicksalsfäden. Zudem hege ich den Verdacht, dass die fertig gestellte Produktion nicht wegen mangelnder Qualität zwei Jahre auf Eis lag. Mit dem korrupten Cop Charlie (stewart Bradley), der auf eigene Faust ein Geschäft machen will, zeigte sie eine üble Figur, die Mitte der 50er Jahre (noch) nicht ins Portfolio der gängigen Kinounterhaltung passte: “When I pull the trigger nobody is gonna call it murder. It's gonna be called law enforcement.“ Zum Ausklang der McCarthy-Ära waren Filme aus Hollywood durch die Bank in unpolitische, oft patriotische Gut-Böse-Klischees abgesunken. Vor diesem Hintergrund ist Ein Toter lügt nicht erfrischend anders, wozu die erstklassigen Außenaufnahmen in Philadelphia und Atlantic City das ihre beitragen. Ein durchaus gutes B-Picture kurz vor Ende der klassischen Film-Noir-Ära, das zu sehen sich lohnt.
 
Eine spanische DVD-Ausgabe, die ein glamouröses Pin-Up-Foto von Jayne Mansfield zeigt (hat mit dem Film nichts zu tun) und sogar mit ihr als Erstgenannter wirbt, beinhaltet das Werk laut Cover-Angabe im falschen Bildformat (Vollbild anstatt Widescreen), ist ungekürzt und bringt wahlweise englischen oder spanischen Ton mit optional spanischen Untertiteln. In den USA erschien der Film in der 5-DVD-Box Columbia Pictures Film Noir Classics III (2012) im korrekten Bildformat, topp restauriert, mit englischem Originalton ohne Untertitel.
 

Film Noir | 1957 | USA | Paul Wendkos | David Goodis | Dan Duryea | Peter Capell | Jayne Mansfield | Martha Vickers

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