Bang! You’re Dead

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Bewertung
****
Originaltitel
Bang! You’re Dead
Kategorie
Film Noir UK
Land
UK
Erscheinungsjahr
1954
Darsteller

Jack Warner, Derek Farr, Veronica Hurst, Michael Medwin, Gordon Harker

Regie
Lance Comfort
Farbe
s/w
Laufzeit
88 min
Bildformat
Vollbild

 


 

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In einem Wald der Grafschaft Berkshire läuft der 13-jährige Sonderling Willie Moxted (Sean Barrett) mit einem Grammophon, das den Song Bang! You’re Dead von einer Schellack-Platte spielt; durch Farn und Unterholz. Als er auf einem Waldweg Ben Jones (Philip Saville) herannahen sieht, zieht er sich zurück, aber sein Freund, der 7-jährige Cliff Bonsell (Anthony Richmond), springt vor Jones aus einem Busch hervor und zielt mit einem Revolver auf ihn. Jones stoppt und fragt den Jungen, was er von ihm wolle, und jener sagt ihm, er wolle seine Uhr, woraufhin sich der junge Mann aufs Spiel einlässt und Cliff seine Taschenuhr samt der Kette überreicht. Als der Kleine sich mit dem Fang auf und davon macht, wird Jones nervös und ruft ihm hinterher, er solle zurückkommen und die Uhr bloß nicht fallen lassen, was Willie von seinem Versteck aus beobachtet. In dem Moment dreht Cliff sich in Bens Richtung und ruft “Bang! You’re Dead.“, bevor er den Abzug durchzieht und es einen furchtbaren Knall gibt, so dass er die Waffe erschrocken zu Boden fallen lässt. Einen Moment steht Jones wie angewurzelt, die Krähen erheben sich aufgeregt über die Baumkronen, und da liegt der Mann neben seinem Fahrrad am Boden, indessen Cliff mit der Uhr im Wald verschwunden ist… Am Morgen spielten die beiden Freunde auf einem Gelände verlassener Baracken der US-Army, wo neben den Wracks von Lkws noch allerlei zurückgelassene, dem Zerfall preisgegebene Ausrüstung lagert. Doch der Ort wird ebenso von Hilda (Veronica Hurst) und vom Gelegenheitsarbeiter Bob Carter (Michael Medwin) für ein Stelldichein ausgewählt…

 

“When a thing ain’t wanted, it’s better off dead. That’s what my dad says, and he knows.“ Komplexe und teils bizarre Charaktere leben unter schwierigen Bedingungen in einem englischen Dorf, das durch den Weltkrieg mehr verloren als gewonnen hat. Einige Dorfbewohner sind verwitwet und ziehen ihre Kinder und Enkelkinder allein auf. Noch die jungen Erwachsenen wirken entwurzelt, und die Jobs in der Holzverarbeitung sind allesamt schlecht bezahlt und bieten kaum feste Arbeisverträge. Einzig der Wirt des Pubs, Mr. Hare (Gordon Harker), und die im benachbarten Gefängnis angestellten Wachleute scheinen mit der Welt halbwegs im Reinen. Abends betrinken sich die Männer in Hares Pub und schwadronieren darüber, wer was besser machen solle und warum ein Ben Jones sowieso niemals einer der ihren war… Bang! You’re Dead ist eine britische B-Produktion, eine unter den vielen, die damals mit bekannten Akteuren à la Jack Warner und Derek Farr ins Kino kamen. Die Folgen des Zweiten Weltkrieges, all die sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen und die darin versteckten Schicksalswege mit ihren tiefen Verwundungen hatten auch den US-amerikanischen Film Noir beschäftigt, waren eins seiner zentralen Themen: Somewhere In The Night (USA 1946), Kreuzverhör (USA 1947) oder Act Of Violence (USA 1948) hatten den Kriegsheimkehrer ins Zentrum der Rollencharaktere gerückt. In England waren mit Tödliches Geheimnis (UK 1947) und Mann im Netz (UK 1949) vergleichbare Film Noirs entstanden. Doch Bang! You’re Dead befasst sich mit den Zurückgebliebenen, mit den vom Krieg Gezeichneten und von der Gegenwart schon nahezu Vergessenen.

 

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“Kids in film noirs don't get much better than Bobby Driscoll in The Window, but here is a great British thriller with a boy becoming our main noir protagonist“, schreibt Gregory Mershman für DVD Beaver und nennt damit einen zentralen Aspekt, warum dieses Werk von Lance Comfort alles andere als alltäglich ist. Was wie ein sozial ambitioniertes Melodram beginnt, wird zunehmend dunkel und dunkler, folgerichtig endet der Film dann auch in tiefer Nacht. Jener Fluch über der scheinbar so idyllischen Landschaft ist von Menschenhand erschaffen. Der Krieg greift noch ins Leben derer, die ihn kaum oder gar nicht mal erlebten. Als wollten oder als müssten sie sich vor der Welt verstecken, leben die Freunde Cliff und Willie in Wäldern oder auf ihrer Insel mit Baumhaus oder auf einem von der US-Armee verlassenen, provisorischen Stützpunkt. Doch das Spiel der Kinder ist so wie das Leben der Erwachsenen niemals unbeschwert… Lance Comfort hatte sich mit Bedelia (UK 1946), Hafen der Versuchung (UK 1947) und mit Das schweigende Dunkel (UK 1949) als Regisseur des Brit Noirs etabliert. Niemand als Derek Farr war einer seiner besten Akteure und mit Jack Warner (Der perfekte Mörder, UK 1947) tritt eine weitere Ikone des britischen Films in einer zentralen Rolle auf. Dennoch hinterließ Bang! You’re Dead weder zum Zeitpunkt seiner Premiere noch heute einen bleibenden Eindruck bei der Filmkritik oder beim Publikum. Obgleich fern von einer grandiosen Inszenierung oder Dramturgie kann ich ihn empfehlen. Autor Guy Elmes und Regisseur Lance Comfort haben etwas zu sagen und sie tun es auf eigenwillige Art.

 

Via Studiocanal Films Ltd. gibt es in der Serie The British Film von Network eine englische DVD (2014) mit dem Film bild- und tontechnisch erstklassig restauriert und wie üblich mit der englischen Tonspur ohne Untertitel. Als Extras enthält die Edition eine Bildergalerie mit Standfotos, ansonsten nichts.

 


Film Noir | 1954 | UK | Lance Comfort | Derek Farr | Jack Warner | Michael Medwin

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