William Holden, Edmond O’Brien, Alexis Smith, Tom Tully, Ed Begley
© Paramount Pictures Corporation
Los Angeles, Kalifornien: Staatsanwalt John Conroy (Edmond O’Brien) erreicht seine Heimatstadt per Flugzeug und mit ihm auch seine rechte Hand Amanda Waycross (Alexis Smith). Conroy ist der Vorsitzende einer neuen Untersuchungskommission wider das organisierte Verbrechen in Los Angeles, die sich als “Conroy Committee“ zum Ziel gesetzt hat, das 200-Millionen-Dollar-Imperium des Mobsters Neil Eichelberger (Ed Begley) zu Fall zu bringen. Bei Ankunft in seinen Büroräumen wird er von einer Traube Journalisten in Empfang genommen, die nach sensationellen Enthüllungen gieren, doch Conroy muss sie vertrösten. Indessen äußert er, dass er bei seiner Arbeit auf die Hilfe der Presse angewiesen sein wird, die auf Eichelberger Druck ausüben solle, um die hinter einem Transportunternehmen verborgene, verbrecherische Organisation auch in Augen der Öffentlichkeit zu enttarnen. Als er mit Amanda allein ist, kommt endlich sein Jugendfreund Jerry McKibbon (William Holden) um ihn zu begrüßen. Die beiden wuchsen in der gleichen Nachbarschaft heran und Jerry ist heute investigativer Journalist. Amanda fühlt sich von den eher zynischen Bemerkungen des Mannes jedoch schnell provoziert. Zu dritt sind sie am Abend bei John Conroys Eltern zu Gast. Matt Conroy (Tom Tully) ist ein Polizeibeamter kurz vor der Pensionierung. Dass ihn sein Sohn zum Leiter der kriminalistischen Untersuchungen erkoren hat, passt dem Alten nicht. Conroy Senior hat dafür jedoch andere Gründe, als John Conroy und Jerry McKibbon ahnen…
“The Turning Point smacks cynical from the get-go (…) all but Conroy himself know he’s little more than a gubernatorial poster boy for the coming election“, fasst Mark Fertig für Where Danger Lives mit dem Blick für das Wesentliche zusammen. Was eingangs nach einem Standard-Thriller aus jenen frühen 50er Jahren klingen mag, als die USA im Kielwasser der politischen Zensur und ihrer Schauprozesse der Kommununistenjagd auch wider das organisierte Verbrechen in Großstädten vorgingen, erweist sich schon bald als vielschichtige Charakter- und Sozialstudie. Indessen viele solcher Filme, deren Originaltiteln schon bald der Name der Großstadt zu eigen war - The Miami Story (USA 1954), New York Confidential (USA 1955), The Phenix City Story (USA 1955) - zur Gut-versus-Böse-Philosophie der Gangsterfilme aus den 30er Jahren zurückkehrten, bietet William Dieterles Stadtporträt ein sensibles, facettenreiches Bild der moralisch integren Kräfte, die dort am Werk sind und mehr als einmal ins Straucheln geraten. Es geht um Korruption und Verrat, um Freundschaft und Liebe, anhand derer sich die komplexen Beziehungen der Charaktere zueinander und ihre Verortung in Alltag und Beruf durchaus glaubwürdig entwickeln. Der alte Conroy ist die tragische Gstalt, anhand derer das Geschehen tatsächlich eine Wendung nimmt und zwar für alle Beteiligten. Hierbei geht es nicht allein um die Aufklärung der Verbrechen eines Syndikats sondern um die damit verbundenen persönlichen Konsequenzen für diejengen, die Kosten und Nutzen ihres Tuns gegeneinander abwägen müssen.
© Paramount Pictures Corporation
Alexis Smith ist heute kein Name, der den Bewunderern der glamourösen Grazien des Film Noirs sofort ins Gedächtnis springt. Lauren Bacall, Gloria Grahame, Audrey Totter, Barbara Stanwyck Gene Tierney, Joan Crawford, Lizabeth Scott werden bei weitem öfter als die großen Damen des Film Noirs genannt, da sie in der Rolle der Femme fatale glänzen durften. Dabei trat Alexis Smith zwischen 1945 und 1954 in ebenso vielen Film Noirs auf wie die meisten der Genannten, in zwei Fällen sogar an der Seite Humphrey Bogarts. Nur blieben sie oft erfolglos, zudem zeigte die talentierte Schauspielerin ein markantes Gesicht, das womöglich nicht dem Zeitgeschmack entsprach. In Der Wendepunkt kommt ihr zwischen den zentralen Rollencharakteren Conroy und McKibbon eine Schlüsselrolle zu, die sie mit Bravour ausfüllt. William Holden war selbst nur an vier klassischen Film Noirs beteiligt, aber nach Billy Wilders Boulevard der Dämmerung (USA 1950) ist Der Wendepunkt für mich der beste. Bemerkenswert ist neben Film-Noir-Veteran Edmond O’Brien die Liste herausragender Nebendarsteller, ohne die die Geschichte des Film Noirs nicht wäre, was sie ist: Ted de Corsia, Whit Bissell, Neville Brand, Jay Adler, Ed Begley und Carolyn Jones bereichern diesen Film mit ihren unverwechselbaren Visagen und den dazugehörigen Stimmen. Als eins der besseren Werke der frühen 50er Jahre ist Der Wendepunkt, der unter diesem Titel nur in Österreich auch im Kino lief, für den Connaisseur des Film Noirs unbedingt zu empfehlen.
Indessen William Dieterles Film in den USA heute obskur und gesucht ist, - seine Aufführung auf dem Filmfestival NOIR CITY 17 im Januar 2019 in San Francisco wurde im Programm als Rarität angekündigt - gibt es in Europa eine DVD-Edition (2014) aus Spanien, die den Film als Un hombre acusa im Originalformat und ungekürzt, inklusive des original englischen Tons ohne Untertitel und ohne Extras präsentiert. Eine italienische DVD (2015) in der Rare Movies Collection bringt das Werk als Furore sulla città in der gleichen, halbwegs soliden, aber nicht gerade überragenden Bild- und Tonqualität, dazu italienische Untertitel und eine Bildergalerie mit Standfotos und Postern als Extras.