Brenda Marshall, William Gargan, Hillary Brooke, George Chandler, Ruth Ford
New York: Nora Goodrich (Brenda Marshall) arbeitet am Wilmott Institute im Bereich Chemical Research und ist unter Aufsicht von Dr. Stephen Lyndström (William Gargan) mit einer Serie von Experimenten befasst, die einem neuartigen Narkotikum dienen. Sie stellt ihre Forschungsergebnisse heute in einem Vortrag den Kollegen vor und zeigt sich hierbei überaus selbstbewusst. Lyndstrom gratuliert ihr im Anschluss und kündigt an, sie gleich im Labor aufzusuchen. Mit ihrer Assistentin Arline Cole (Hillary Brooke) führt Nora dort einige Versuche durch, bevor sie am heutigen Abend das in der Erprobung befindliche Narkotikum an sich selbst testen wird. Dies plant sie bei sich zu Hause, ohne es im Institut anzumelden oder auch Dr. Lyndstrom in ihr Vorhaben einzuweihen. Arline soll ihr bei dem Selbstversuch assistieren und jene willigt ein, zeigt sich aber in Anbetracht eines solch gewagten Vorhabens auch skeptisch. Als Dr. Stephen Lyndstrom ins Labor tritt, gibt er Arline ein Zeichen, sich nichts anmerken zu lassen, indessen Nora Goodrich mit einigen Reagenzgläsern befasst ist. Als Stephen seine Verlobte Nora von hinten umfasst, erschrickt sie dermaßen, dass es zu einer kleineren Explosion kommt. Nora ist ziemlich verärgert, Lyndstrom entschuldigt sich für sein Verhalten und schickt Arline unter einem Vorwand in die Bibliothek. Stephen kündigt für heute Abend um acht Uhr sein Kommen an, er habe ihr eine wichtige Mitteilung zu machen. Nora jedoch will ihn um neun Uhr unbedingt aus dem Haus wissen…
Wenig talentierte Schauspieler mimen langweilige Rollencharaktere, die in eine nur vermeintlich vertrackte und spannende Erzählung hinein schlittern. Letztere ist vorhersehbar und erinnert in ihren Wendungen an Vorbilder, die teils aus den gleichen Gründen die gleichen Schwächen aufweisen. Ängste und Begierden als Auslöser einer dramatischen Entwicklung, die mit und in einer Schlafphase beginnen, sind auch für Reginald Le Borgs Destiny (USA 1944) und für Fritz Langs Gefährliche Begegnung / Der Erpresser (USA 1944) von Relevanz. Der aufmerksame Zuschauer weiß durch Hinweise in Nora Goodrichs Vortrag von Anbeginn, worauf die Handlung hinauslaufen wird und findet sich zuletzt ebenso bestätigt wie enttäuscht. Die dreifach gesteilte Liebesbeziehung Stephen Lyndstroms zu Nora überzeugt in keiner Phase, weil die Figur jenes Doktors der Chemie ein solch biederer und passiver Niemand ist, wie er kaum in einem anderen Film der Zeit dergestalt in den Mittelpunkt gerückt wird. Nun könnten die Frauenfiguren, die das Drama dominieren und den Ton angeben, natürlich zu schillernden und vielschichtigen Figuren werden - wie in George Cukors Erpressung / Die Frau mit der Narbe (USA 1941), einem weiteren Einfluss. Doch derlei findet nicht ansatzweise statt. Erst sticht die eine die andere aus, indem sie ihre Kollegin durch ein manipuliertes Experiment zu ermorden sucht. Das Motiv ist ausgerechnet eine aus Habgier und Neid angestrebte Beziehung mit dem beruflich erfolgreichen Spießbürger Dr. Lyndstrom. Dann kehrt die andere, die sich mit jenem zu entloben suchte, in einem übermenschlichen Kraftakt auf die Bühne des Geschehens zurück und holt sich ihren Bräutigam zurück. Nirgendwo entwickelt jedoch William Gargan zu den drei Schauspielerinnen, mit denen er wechselseitig verbandelt ist, ansatzweise eine Chemie. Der Zuschauer sieht den Autoren stattdessen ins Rezeptbuch, Er versteht, was sie gern darstellten und wie ihnen das aufgrund des eigenen Unvermögens (und desjenigen der Schauspieler) nicht gelingt.
Anthony Mann hat als Regisseur des Film Noirs einen guten Ruf. Mit Strange Impersonation wird er ihm aber nie und nimmer gerecht. Eine unfassbar holprige Dramaturgie und Ungereimtheiten in der Handlungslogik sind auch ihm anzulasten. Dergestalt konstruiert erscheint die Erzählung, dass es schier dreist ist, einem erwachsenen Publikum ein derartiges Sammelsurium von Klischees als Film-Noir-Melodram aufzutischen. Nur in zwei, drei Szenen lässt sich die Handschrift des Regisseurs von Flucht ohne Ausweg (USA 1948) überhaupt erkennen. Richtig schlimm ist die Moral von der Geschichte, mit welcher Strange Impersonation am Schluss aufwartet. Hier ist ganz im Sinne des Biedermanns und Spießbürgers Lyndstrom der sichere Hafen der Ehe für jede Frau immerzu das Beste, was sie trotz ihres eigensinnigen (aber falschen) Widerstrebens früher oder später einsehen und über ihre beruflichen oder anderen Ambitionen stellen muss. Das lässt sich selbst für erprobte Liebhaber klassischen Kinos kaum aushalten. Es ist derart hausbacken und dümmlich, dass man froh ist, dass nun dieser Mumpitz endlich ein Ende fand. Fazit: Nicht empfehlenswert, es gibt deutliche bessere B-Produktionen des Film Noirs, auch solche von Poverty-Row-Studios und mit Sicherheit solche von Anthony Mann.
Als Film der Public Domain ist Strange Impersonation vielerorts online auffindbar und es gibt ihn als DVD-Edition (2000) via Kino Video (USA) sogar in einer vom UCLA Film & Television Archive, Los Angeles, restaurierten Fassung, ungekürzt im Originalformat und mit dem englischen Originalton und ohne Untertitel, zudem auch ohne Extras.